Grüne Landschaften, viel Geschichte und mediterranes Lebensgefühl

Die ionische Insel Korfu ist eine Entdeckungsreise wert

Vom Kloster Vlacherna (vorne) kann man mit dem Boot auch zur Mäuseinsel (hinten) gelangen. | Fotos: der Verfasser

Ein Blick auf die Alte Venezianische Festung am Hafen von Korfu-Stadt

Die schmalen Gassen in der Altstadt Kérkyra laden zum Flanieren ein.

Tausende Perlen scheinen das aufgehende Sonnenlicht auf dem Meer zu spiegeln. In der Ferne erkennt man hinter dem langsam verschwindenden Nebel die ersten Umrisse einer kargen Hügel- und Berglandschaft des Festlandes. Ein Blick vom Balkon des Hotelzimmers kann oft die Einfachheit der Schönheit eines Bildes einfangen. Wir befinden uns an der Ostküste einer der grünsten Inseln Griechenlands. Willkommen auf Korfu!

Mit seinen etwa 585 Quadratkilometern liegt die nördlichste der Ionischen Inseln mit seiner Nordspitze nur wenige Kilometer von der albanischen Küste. Die Ostseite der Insel ist Richtung griechisches Festland gewandt. Aufgrund des feuchteren Klimas in den Monaten Dezember bis April erstrahlt die Insel größtenteils grün. Hier wachsen mediterrane Wälder sowie über vier Millionen Olivenbäume. Die Insel ist ebenso berühmt für seine Berg- und Hügellandschaft. Für Badeurlauber wartet Korfu zudem mit zahlreichen malerischen Sandstränden und Kiesbuchten auf. Das Meer rundum die Küsten ist glasklar und teils von azurblau bis hin zu türkis farbenprächtig. Ein Bild, welches man so fast nur auf Postkartenmotiven findet.

Die wechselhafte und faszinierende Geschichte der Insel hat auch architektonisch und kulturell ihre Spuren hinterlassen, die man bis heute noch bei Interesse entdecken kann. Korfu gehörte über die vielen Jahrhunderte zur Einflusssphäre unterschiedlicher Herrschaftsgebiete. Griechen, Römer sowie die Venezianer hinterließen auf der Insel noch heute präsente Spuren. Korfu weckte auch schon im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert das Interesse der österreichischen Kaiserin Sissi und des deutschen Kaisers Wilhelm II. Wer die faszinierende Insel im Alleingang entdecken möchte, kann sich teils zu durchaus vernünftigen Preisen ein Auto für einen oder mehrere Tage mieten. Vor allem entlang der Küste verbinden Hauptstraßen alle wichtigen und sehenswerte Orte. Die Straßen sind jedoch teils eng und stark befahren. Es ist daher Achtsamkeit geboten.

Sehenswerte Hauptstadt mit zahlreichen Kulturschätzen

Ein Besuch der Hauptstadt der Insel ist absolut empfehlenswert. Kérkyra oder auch „Korfu-Stadt“ genannt, bietet ein vielfältiges Erlebnis für einen Tagesausflug. Die Stadt liegt ebenfalls an der Ostküste der Insel. Knapp die Hälfte der etwa 100.000 Insulaner wohnt hier. 

Erreicht man Kérkyra mit dem Boot, so stechen einem bei der Einfahrt in den Hafen nicht nur die zahlreichen, teils luxuriösen Jachten ins Auge. Auf einer Anhöhe erkennt man bereits die „Alte Venezianische Festung“, eine der Überbleibsel der Festungsanlagen der Stadt.

Die Altstadt Kérkyra wurde im Jahre 2007 zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt.  Die pittoreske Altstadt eignet sich hervorragend zu einem Spaziergang, bei dem man den mediterranen Flair quasi inhalieren kann. Beim Flanieren gelangt man über weite Plätze und vorbei an katholischen und griechisch-orthodoxen Kirchen. Der Glockenturm der Hauptkirche „Agios Spiridon“ überragt die ganze Stadt. Das große Kirchengebäude beherbergt Reliquien des gleichnamigen Schutzpatrons Korfus. In den winzigen und schmalen Gassen der Altstadt reihen sich Boutiquen und Souvenirläden an Tavernen. Gerade in den Monaten der Hauptsaison herrscht in den Gassen und Lokalen der Inselmetropole lebhafter Betrieb.

Neben der idyllischen Altstadt befinden sich in Kérkyra auch insgesamt vier Museen. Dazu gehören das Archäologische Museum, das Banknotenmuseum, das Byzantinische Museum sowie das Museum für Asiatische Kunst, dessen umfangreiche historische Sammlung sich seit 1927 im St. Michael & St. Georges Palais  befindet.

Am Faliraki-Hafen, von wo aus einst die Auswanderer auf Segelschiffen und Dampfern in die weite Welt aufbrachen, kann man heute vor allem Touristen in den Cafés sehen, die eine Aussicht über das Meer auf die Gipfel Nordgriechenlands und Albaniens haben.

Wer von der sogenannten „Alten Festung“ neben dem Hafen nicht genug bekommt, kann sich auch die „Neue Festung“ anschauen. Sie ist bei Weitem nicht, wie der Name vermuten lässt, tatsächlich neu, sondern lediglich etwas jünger als die „Alte Festung“ von Kérkyra. Schon allein ein Spaziergang durch die alte Wehranlage ist ein Erlebnis. Im Inneren der Burgmauern befinden sich eine Galerie, eine Ausstellung zur Entwicklung der Keramik von der Antike bis heute und natürlich auch ein Besucher-Café. Vom höchsten Punkt der Festung hat man einen wunderschönen Ausblick auf die Altstadt.

Ein wenig Hollywood im einstigen Fischerdorf

Befindet man sich an der Ostküste Korfus, so sollte man, sofern man nicht direkt vor Ort ein Hotel gebucht hat, den kleinen Ort Benitses besuchen. Noch vor ca. 50 Jahren war Benitses ein einfaches, aber malerisches Fischerdorf wie eben viele auf den griechischen Inseln. Ab den 1960ern gewann das etwa 14 Kilometer südlich der Hauptstadt Kérkyra liegende Dorf immer mehr an Popularität. Berühmte Musiker und Schauspieler wie u. a. Paul McCartney, Paul Newman, Gregory Peck sowie auch Audrey Hepburn genossen als berühmte Touristen den ruhigen Fischerort. 

Die Ruhe verflog jedoch mit den Jahren. Aus dem beschaulichen Fischerdorf ist heute ein gut frequentiertes Touristenzentrum geworden. Im Hafen, wo einst die Fischerboote ankerten, reihen sich heute sehenswerte Segelboote und Jachten. Viele Bootstouren, die von Reisebüros offeriert werden, starten von hier. Durch den alten Ortskern zieht sich heute eine Straße, die ganz auf die Touristen ausgerichtet ist. Neben Souvenirshops findet man hier viele gemütliche Tavernen, Bars und Cafés, die den Besuchern teils einen schönen Blick auf das Meer bei einer Ruhepause bieten. In Benitses befindet sich auch ein Muschelmuseum. Es handelt sich hierbei um eine umfangreiche Privatsammlung von Muscheln, Seesternen, Haien, Krebstieren und Fischen. Für Badetouristen verfügt der Ort über einen schmalen Kiesstrand. Benitses kann auch gut als Startpunkt für eine Wanderung in das grüne und fruchtbare Hinterland genutzt werden. Schilder weisen dabei den Weg. Im Hochsommer sollte man jedoch immer genug Trinkwasser bei sich haben und sich vor direkter Sonneneinstrahlung schützen.

Sommerresidenz des europäischen Hochadels

Zu den wohl berühmtesten Bewohnern Korfus gehörten zumindest in den Sommermonaten auch die Kaiserin Elisabeth von Österreich, den meisten als Sissi bekannt, sowie der deutsche Kaiser Wilhelm II. Sissi ließ von 1890 bis 1892 bei der Ortschaft Gastouri etwa sieben Kilometer südlich Korfu-Stadt ein palastartiges Gebäude errichten, welchem sie den Namen Achilleion gab. Die Benennung kam nicht von ungefähr. Sie bezieht sich auf den Charakter Achilles aus der griechischen Mythologie. Nach Sissis Tod kaufte Wilhelm II. den Palast. Durch den neuen Eigentümer wurde Achilleion auch zu einem frequentierten Ort der Diplomatie. 

Während des Ersten Weltkrieges beherbergte das Gebäude Lazarette der französischen und serbischen Armee. Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahm der griechische Staat das Gebäude. Ende Juni 1994 war das Achilleion auch Tagungsort eines EU-Gipfels. Heute ist es zu einem Museum umfunktioniert und kann in der Regel täglich besucht werden. Am Ufer bergab des Palastes ließ Kaiser Wilhelm II. einen Steg errichten, der bis heute als „Kaiser’s Bridge“ (Kaisers Brücke) auf Korfu bekannt ist.

Beschauliche Mäuseinsel und Kloster Vlacherna

Zu den zwei wohl meist fotografierten Sehenswürdigkeiten an der Ostküste Korfus gehören die Mäuseinsel Pontikonisi sowie die Klosteranlage Vlacherna. Sie sind lohnens- und sehenswerte Ausflugsziele.

Das hübsche Kloster ist über einen Steg mit der Halbinsel Kanoni verbunden. Von hier aus setzen auch die Boote zur kleinen Mäuseinsel über. Das Klostergebäude stammt aus dem 17. Jahrhundert und liegt malerisch von türkisfarbenem Wasser umgeben. Das Kloster ist zwar nicht mehr bewohnt, kann jedoch immer noch besichtigt werden. Auch ein kleiner Souvenirshop befindet sich hier.

Die kleine Mäuseinsel ist nur etwa ein Hektar groß. Sie hat ihren Namen aufgrund ihrer Form erhalten, die einer Maus ähnelt. In der Mitte der kleinen Insel stößt man auf eine kleine byzantinische Kapelle, die aus dem 12., womöglich sogar aus dem 11. Jahrhundert stammen soll. Der Legende nach wurde die Insel vom Gott Poseidon geschaffen, der ein Schiff der Phäaken in Stein verwandelte, nachdem sie ihn verärgert hatten. Die Kapelle ist von markanten, hohen Zypressen eingerahmt. Ausflugsfahrten zur Mäuseinsel gehören zu den populärsten auf Korfus Ostseite.