(Fortsetzung vom 19. November 2023)
Transport & Logistik
Selbstfahren in Ägypten ist sicherlich eine Mutsache, denn der Verkehr entspricht bei Weitem nicht der „Europäischen Art“: Kutschen, Tuk-Tuks, Straßenverkäufer mit ihren improvisierten fahrenden Kiosks, Fahrradfahrer und Fußgänger, die aus allen Richtungen die Straßen überqueren, Straßenhunde, Esel oder Kamele – was nicht alles auf Ägyptens Straßen zu sehen ist... Entfernungen und Fahrzeiten sollte man ebenfalls nicht unterschätzen, denn Ägypten ist fast fünf Mal größer als Rumänien und die Straßenbedingungen lassen oftmals zu wünschen übrig. Und ohne Arabisch-Kenntnisse wird jede Panne in der Wüste und jede der unzähligen Polizeikontrollen zur Qual.
Hinzu kommt noch die Pflicht eines Internationalen Führerscheins (International Driver’s Permit - IDP), eine standardisierte Übersetzung des eigenen Führerscheins, ohne den kein Mietauto zu haben ist und welcher derzeit hierzulande nur bei der ACR für rund 200 Euro erhältlich ist.
Die beste und entspannteste Möglichkeit, eine Ägyptenreise zu unternehmen, bleibt also über regionale Hubs, von denen aus man sternförmig die unterschiedlichen, maximal 2-3 Stunden weit weg gelegenen Sehenswürdigkeiten besichtigen kann, wobei man die längeren Abschnitte per Flugzeug oder mit dem tatsächlich bequemen Nachtzug zurücklegen kann. Und für die lokalen Ausflüge stehen einerseits unzählige Reisebüros zur Verfügung, aber auch Uber-ähnliche Ride-Sharing-Apps wie InDrive oder Careem (wobei man dabei auch das umständliche Verhandeln mit den Taxifahrern vermeidet). Und für eine etwas entspanntere Reise sind die All-Inklusive-Kreuzfahrten am Nil, insbesondere zwischen Luxor und Assuan, sicherlich empfehlenswert.
Luxor, Karnak und das Tal der Könige…
...sind wahrscheinlich nach den Pyramiden die bekanntesten Sehenswürdigkeiten Ägyptens. Dementsprechend fließen hier die Touristen in Scharen. Die Tempel von Luxor sind am besten gegen Sonnenuntergang zu besichtigen, um auch die wunderschöne Aussicht auf den benachbarten Nil, aber auch deren beeindruckende Beleuchtung zu genießen. Es ist tatsächlich schwer, die mächtigen Ruinen der imponierenden Tempel zu beschreiben und die Mühe, die hinter deren Ausgrabung aus dem Sand steht. Gleich am Eingang sieht man historische Bilder der noch verschütteten Tempel.
Erst im Jahr 2021 wurde ein großer Teil der berühmten Verbindungsstraße zu den Tempeln von Karnak wiedereröffnet, nachdem sie fast 3400 Jahre unter dem Sand lag. Ein kurzer Spaziergang entlang der Sphingen-Allee lässt die einstige Macht der Pharaonen nur erahnen. Die Ägypter nannten die Stadt Waset, also „Stadt des Szepters“, die Griechen Theben, also „Tempelstadt“, wobei der jetzige Name aus dem Arabischen „Al-Uqsur“ stammt, was mit „Schloss“ oder „Palast“ übersetzt werden kann (höchstwahr-scheinlich eine Anspielung auf die anliegende römische Festung oder auf die pharaonischen Tempel). Einst Hauptstadt des Oberen Ägyptens vor 4000 Jahren, wurde Luxor als religiöses Zentrum des alten Ägyptens dem Schutzgott Amun gewidmet. Karnak hingegen steht unter dem Einfluss der berühmten Königin Hatschepsut, eine der wenigen weiblichen Regentinnen, die rund 22 Jahre lang regierte.
Während auf der rechten Seite des Nils, der des Sonnenaufgangs, die Pharaonen ihre menschliche Göttlichkeit für die Ewigkeit in Tempeln eingemeißelt verewigten, ließen sie sich auf der Sonnenuntergangs-Seite begraben, und zwar insbesondere zwischen dem 15. und dem 10. Jahrhundert v. Chr. im Tal der Könige bzw. Königinnen. Über 60 Gräber wurden im Tal der Könige in den letzten 100 Jahren entdeckt, darunter von Grabräubern unberührte, etwa von Tutanch-amun oder Ramses III. Versteckt in der Tiefe der Berge, mit langen, teilweise tief liegenden und schmalen Eingangskorridoren und mit schweren Steintoren und zahlreichen Fallen gegen Grabräuber, haben die Pharaonen dort in ihren Totenkammern ihr Leben in Stein meißeln und malen lassen, und danach den Eingang verschüttet, um in ihrer Ewigkeit nicht gestört zu werden.
Sehenswert ist sicherlich auch das weniger überlaufene Tal der Königinnen und insbesondere das fast perfekt erhaltene Grab der Nefertari... wobei nach Besichtigung von 3-4 Gräber alles etwas ähnlich zu sein scheint.
Aber nicht nur Pharaonen haben sich in Prunk bestatten lassen, sondern auch leitende Arbeiter, deren Gräber in der ehemaligen und derzeit kaum besichtigten Arbeitersiedlung Deir el-Medina bewundert werden können.
Assuan...
...ist ein weiterer guter Startpunkt für Tagesausflüge, wobei die Stadt selbst durch den sudanesischen Einfluss ganz andere Eindrücke liefert. Assuan ist die letzte große Oase vor der weiten Sahara und war lange Zeit Inspiration für Künstler, Schriftsteller und Reisende. Ein Besuch in Agatha Christies „Old Cataract Hotel“, eine entspannende Bootsfahrt in einer der traditionellen Feluken und insbesondere ein Ausflug zu den Nil-Katarakten sollten sicherlich auf jeder Reiseliste stehen. Im naheliegenden (etwas kitschgen, aber trotzdem sehenswerten) nubischen Dorf können die Geschichte und die Traditionen der durch den Bau des Assuan-Staudammes umgesiedelten Nubier erkundet werden, wobei außer traditionellen Waren und Köstlichkeiten, Tänzen und Vorstellungen auch Kamel-Rundtouren oder modernes Sandboarding (eine Art Snowboard auf Sand), angeboten werden.
Ein weiteres Muss sind die Tempel auf der Insel Philae.
Ebenso unentbehrlich für das Erfassen der jahrtausendelangen Geschichte der Region im Süden Ägyptens ist die Besichtigung des Nubischen Museums, das den reichen Einfluss der nubischen Kultur aus dem Sudan auf die ägyptische Kultur beschreibt.
Nach einem kurzen Stopp am Staudamm vom Assuan, um die fast unmögliche Weite des Stausees zu genießen, kommt man nach einer zweistündigen Fahrt bis zur südlichsten Grenze Ägyptens mit dem Sudan, um die atemberaubenden Tempel von Abu Simbel zu besichtigen.
Abu Simbel
Obwohl die Tempel bei Abu Simbel aus dem derzeit überfluteten Tal des Nils in den 1970er Jahren umgesiedelt wurden, haben Behörden und internationale Organisationen eine überaus gute Arbeit geleistet, um die originalgetreue Form und Ausrichtung der beeindruckenden Tempel beizubehalten, denn von selbst bemerkt man nicht, dass die Hügel, in denen diese verborgen sind, eigentlich von Menschenhand gebaut wurden.
Badeorte...
...sind insbesondere in der europäischen kalten Saison ein Highlight für Rumänen. Dabei befindet sich Sharm el-Sheikh am südlichen Teil der Sinai-Halbinsel und Hurghada an der westlichen Küste des Roten Meers im Top der Reisebüros, zumal sie touristisch am besten entwickelt sind. Und was kann schöner sein, als vom verschneiten Rumänien direkt in Korallenriffe zu springen und bei einer Wassertemperatur von rund 20 Grad Celsius zwischen bunten Fischen zu schwimmen? Bei der Buchung eines der zahlreichen Ressorts sollte jedoch deren Lage überprüft werden, denn viele von denen liegen weit weg von der Stadt und sind quasi isoliert von sonstigen Sehenswürdigkeiten.
Sicherheit
Auch wenn die Situation in der Region sowohl durch den älteren Konflikt mit dem Sudan oder mit Israel, als auch auf Grund der Entwicklungen im Gaza-Streifen derzeit unsicher zu sein scheint, weisen sowohl das ägyptische Tourismusministerium als auch zahlreiche Länder der Welt ausschließlich auf die Vermeidung bestimmter Grenzregionen hin, bzw. erlauben hauptsächlich begleiteten Zugang zu bestimmten Sehenswürdigkeiten, wobei das Inland als sicher eingestuft wird. Derzeit gemieden werden sollten insbesondere der nördliche Teil der Halbinsel Sinai, die Grenze zum Libanon sowie südliche Regionen an der Grenze zum Sudan.