Wunderschöne Berg- und Hügellandschaft, eingerahmt von Wäldern, so weit das Auge reicht. Durch das Grün schlängeln sich Bäche, die durch ihr Plätschern eine herrlich beruhigende Wirkung entfalten. Diese malerische Landschaft bietet Aussichten, die ein Abbild eines Gemäldes von Caspar David Friedrich sein könnten. Inmitten dieser pittoresken Gegend findet man eine unverfälschte Kultur. Sie besticht durch gekonnt geschnitzte Holztore, Holzkirchen und alte Bauernhäuser, einer nicht zu verwechselnden Architektur und alter Handwerkskunst, die am Leben gehalten wird. Dazu gastfreundliche Menschen, die ihre Trachten nicht nur zu Kulturveranstaltungen tragen, sondern ihre Brauchtümer bis heute streng pflegen. Willkommen im Oascher Land (Țara Oașului), einer touristisch nach wie vor noch unterschätzten Region im Nordwesten Rumäniens.
Das Oascher Land ist eine historische Region, die flächenmäßig größtenteils im Nordosten des Landeskreises Sathmar/Satu Mare beheimatet ist. Ein kleinerer Teil erstreckt sich auch bis in den Kreis Maramuresch. Im Nordosten und Süden wird es von den Bergen Gutâi und Oaș und im Westen von Hügeln umschlossen. Es misst eine Fläche von über 750 Quadratkilometern und umfasst insgesamt über 20 Gemeinden und Dörfer. Die erste urkundliche Erwähnung des Oascher Landes stammt aus dem Jahr 1270, als der König von Ungarn einem Adligen einige Dörfer an der südwestlichen Grenze desselben schenkte. In dieser Urkunde wird das Oascher Land als „Terra Awas“ bezeichnet. Einige Historiker weisen darauf hin, dass der Ursprung des Begriffs Oaș von Awas kommt. Die Bezeichnung „Țara Oașului“ wird auch in der Chronik von Grigore Ureche erwähnt.
Startpunkt für das Eintauchen in die Oascher Kultur
Einen guten Ausgangspunkt zur Erkundung des Oascher Landes bietet die Kleinstadt Negrești-Oaș. Sie ist die größte Stadt des Gebietes und gilt auch als Hauptstadt des Oascher Landes. Von hier aus kann man nicht nur zu einigen Wanderungen in die umliegenden Dörfer und Landschaft aufbrechen, sondern auch die zwei Museen besuchen, die einen tiefen Einblick in Geschichte und Kultur des Oascher Landes und ihrer Bewohner ermöglichen.
Das 1972 ins Leben gerufene Freilichtmuseum entführt Besucher auf einer Fläche von etwa zwei Hektar in das traditionelle Leben der Bewohner des Oascher Landes vom 17. bis ins 20. Jahrhundert. Auf dem Museumsgelände kann man zahlreiche Nachbauten oder sogar Originalbauten von Gebäuden entdecken, welche die facettenreiche Kultur sowie die Arbeits- und Lebenswelt des Gebietes widerspiegeln. Hierzu gehören traditionell eingerichete Bauernhäuser, Ställe, Handwerkshütten und Vorratsräume. Das Glanzstück ist die Holzkirche aus dem Dorf Lechința aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts, eine der letzten noch stehenden Holzkirchen dieser Art im Oascher Land.
Wer sich intensiver für die Oascher Kunst interessiert, sollte unbedingt auch dem „Museum des Oascher Landes“ im Zentrum von Negrești-Oaș gegenüber der Stadtverwaltung einen Besuch abstatten. Hier werden Tradition und zeitgenössische Kunst unter einem Dach präsentiert. Die Dauerausstellung zeigt Ethnographie- und Volkskunstgegenstände, die Volkstracht, spezifische Textilien, Vama-Keramik, Möbel und Volksarchitekturlemente sowie Fotos der I. G. Andron-Sammlung, insbesondere die der Zwischenkriegszeit, aber auch die geschenkte Kunstsammlung der Werke des Malers Ioan Țânțaș und sonstige lokale Kunstwerke. Im Museum befindet sich ebenfalls die Kunstgalerie „Dr. Mihai Pop“. In der Galerie werden regelmäßig auch Werke zeitgenössischer Künstlerinnen und Künstler ausgestellt.
Wanderparadies mit vielfältigen Optionen
Durch seine wunderschöne Landschaft bietet das Oascher Land Wanderliebhabern diverse Möglichkeiten, die Natur zu entdecken. Vor allem der touristische Komplex „Luna Șes“ wurde hier in den vergangenen Jahren weiterentwickelt und bietet interessante Aktivitäten für jede Altersklasse. Eine Wanderung durch den Wald zum Gipfel des Varful Pietroasa auf etwa 1200 Meter Höhe gehört in der Gegend Luna Șes zum absoluten Muss. Nach etwa drei Stunden Aufstieg wird man dann dafür auf dem Gipfel mit einer traumhaften Aussicht über die Hügellandschaft des Oascher Landes belohnt.
Im Winter kann man mittlerweile seit vergangenem Jahr auch auf einer ausgebauten Skipiste mit Lift Skifahren. In der Gegend gibt es zudem einige recht gute Restaurants. Hier kann man die ausgezeichnete traditionelle Küche der Region genießen.
Darüberhinaus existieren noch weitere Wanderrouten, die mit farblichen Kennzeichen relativ gut ausgewiesen sind. Die durch den roten Streifen gekennzeichnete Strecke: Vama – Baile Puturoasa – Muntele-Mic-Gipfel Pietroasa – Valea Pistruia – Blidari. Folgt man dem durch den blauen Punkt markierten Wanderweg, so passiert man vom Startpunkt der Hütte Sambra Oilor die Gipfel Vezeului, Tribusoru, Rotundu. Die Wanderung „roter Punkt“ beginnt in Negrești-Oaș und führt den Wanderer über das Valea Turului und Valea Gorova zur Selatruc Hütte. Die Markierung „blaues Kreuz“ kennzeichnet die Route: Huta – Florii Höhle –Delta Quelle – Gipfel Rotundu. Die mit dem „roten Kreuz“ ausgewiesene Wanderstrecke startet ebenfalls in Negrești-Oaș. Hier passiert man Valea Adâncă sowie die Luna-Hütte und gelangt bis zum Gipfel Pietroasa.
Touristen, die an der Grenze zur Ukraine wandern möchten, müssen jedoch zuerst bei der Grenzpolizei in Negrești-Oaș vorstellig werden, um ihre Anwesenheit in der Gegend anzumelden.
Wer seinen Aufenthalt im Oascher Land aktiv mit der Familie gestalten möchte, dem ist ein Besuch des „Lun Aventura Parc“ zu empfehlen. Der Abenteuer- und Geschicklichkeitspark verfügt über neun Parcours mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden, vier für Kinder und fünf für Erwachsene. In einer märchenhaften Landschaft bieten die angebotenen Aktivitäten Spaß für die ganze Familie.
Ein See inmitten einer Traumlandschaft
Der Călinești-Stausee ist ein im Tal des Flusses Tur entstandener Stausee, der aufgrund seiner Lage, umgeben von mit Laubwäldern bewachsenen Hügeln, die zum Seeufer hin abfallen, definitiv einen Besuch wert ist. Hier kann man einige Kilometer durch den Wald dem See entlang spazieren. Vor allem im Herbst, wenn sich das Laub verfärbt, bietet sich ein traumhaftes Landschaftspanorama. Beim Spazieren kann man auf Angler stoßen, die hier die Ruhe genießen und auf einen großen Fang hoffen. Im See wimmelt es schließlich von Hechten, Barschen, Zandern, Welsen und Rotfedern. In der Sommersaison kann man auch Tretboote mieten und damit den See direkt auf dem Wasser erkunden. Wer es sich nach einem Spaziergang gemütlich machen will, kann sich auf der am Ufer gelegenen Terasse ein kühles Getränk und Grillspezialitäten schmecken lassen. Dabei wird man auch hier mit einer tollen Aussicht über den See bis auf das hügelige Hinterland belohnt. Blickt man genau hin, so erstreckt sich auf dem gegenüberliegenden Hügel die Gemeinde Călinești-Oaș. Direkt neben dem See befindet sich auch das Gästehaus Alina mit einem kleinen Freibad sowie einem guten Restaurant, in dem herzhafte Gerichte angeboten werden.
Brauchtum und Tradition hautnah erleben
Das jährlich im Mai veranstaltete Festival „Sâmbra Oilor“ ist nicht nur das größte Event im Oascher Land, es gehört zudem wohl zu den bekanntesten Veranstaltungen und Traditionen und ist weit über die Region hinaus populär. Jedes Jahr zieht es tausende Besucher aus nah und fern an, um ein jahrhundertealtes Brauchtum zu zelebrieren. Gefeiert wird der Aufbruch der Hirten mit ihren Schafherden auf die saftigen Bergwiesen des Oascher Landes. Dazu gehören auch das Trennen und Zählen der Schafe sowie das Wiegen der Milch durch die Hirten. Beim Spektakel kommen die Besucherinnen und Besucher auch in den Genuss von regionsspezifischer volkstümlicher Musik und Tanz, die von Trachtenträgern des Oascher Landes präsentiert werden. Auch kulinarische Spezialitäten der Region können verkostet werden.