München - Die Stadt ist vor allem für Biergärten, Leberkäs, Schweinshaxe und viel Bier bekannt. Spaß ohne Ende beim Oktoberfest in der Bayrischen Hauptstadt und dabei noch viel mehr Tradition, die Deutschland weltweit bekannt gemacht hat. Doch nicht nur das macht München zu einer besonderen Stadt. Besonders ist auch die Art und Weise, wie die Stadt ihre Elitestudenten besorgt. Die Maximilianeum-Stiftung ist schon seit Jahrhunderten eine Tradition in Bayern. Die Stipendiaten, deren Abitur-Notendurchschnitt nicht weniger als 1,0 beträgt, führen ein königliches Leben in München.
Sie teilen ihr Haus mit dem Bayerischen Landtag, studieren in einer der besten Universitäten Deutschlands und bekommen jeden Tag ein Liter Bier. Das sind sie, die Maximilianeer – die Stipendiaten der Maximilianeum-Stiftung, die Elite Deutschlands.
1,0-Abitur – das ist das wichtigste Kriterium, das die Anwärter eines solchen Stipendiums erfüllen müssen. Wichtig ist auch, dass die Bewerber nur aus Bayern oder der linksrheinischen Pfalz stammen dürfen. Das aber bedeutet längst nicht, dass ihnen der Platz gesichert ist. Von den etwa 400 Abiturienten mit einem Notendurchschnitt von 1,0 werden jedes Jahr nur etwa sechs bis acht Stipendiaten aufgenommen. Besonderer Wert wird bei der Auswahl der Kandidaten auf die Breite ihrer Interessen, Offenheit auch für neue und ungewohnte Fragestellungen und ihre soziale Kompetenz gelegt.
Die Stipendiaten erhalten für die Dauer ihres Studiums freie Kost und Logis im Maximilianeum in München, sowie Gelegenheit zu Aufenthalten im Ausland und zur Teilnahme an Sprachkursen.
Verena Schenzinger ist eine der hochbegabten bayerischen Absolventinnen. Im Maximilianeum ist sie schon seit vier Jahren. „Ich studiere Physik und bin Stipendiatin“, sagt sie stolz und weist lächelnd auf die alte Geschichte der Stiftung hin. Als der Bayerische König Maximilian II. die Stiftung 1852 ins Leben rief, waren nur Männer zum Studium zugelassen – eine Regel, an der bis in die 80er Jahre festgehalten wurde.
König Maximilian II. ging davon aus, dass die Stipendiaten sich nach Abschluss ihres Studiums überwiegend dem Staatsdienst verschreiben. Dazu besteht heute keine Verpflichtung mehr. Mit Ausnahme von Medizin und Theologie für ein Kirchenamt kann jedes Studienfach studiert werden, jedoch hat sich die Mehrheit der Maximilianeer für ein Jurastudium eingeschrieben.
Die etwa 50 Stipendiaten wenden sich neben den Rechtswissenschaften auch der Mathematik, Physik und Informatik oder geisteswissenschaftlichen Fächern zu. Die Vielfalt der Persönlichkeiten und Interessen, die sich im Maximilianeum zusammenfinden, zeichnet das Zusammenleben in besonderem Maße aus, vergleichbar am ehesten mit der Studienerfahrung in einem College in Oxford oder Cambridge.
„Wir leben hier wie in einem ganz normalen Wohnheim. Nur dass wir kostenlos wohnen und essen. Wir haben Gemeinschaftszimmer und zahlreiche Veranstaltungen werden organisiert, das hilft uns viel, uns gegenseitig besser kennenzulernen“, erzählt die Stipendiatin Verena Schenzinger. Regina Bichler ist auch eine Maximilianeerin. Sie wohnt aber erst seit einem Semester im Maximilianeum. „Nachdem ich erfahren habe, dass ich zur Stipendiatin ausgewählt wurde, bin ich mit einer Flasche Sekt in die Schule gekommen.
Alle haben sich gefreut“, erinnert sich Regina. Wie alle Stipendiaten studiert sie in der Ludwig Maximilans Universität (LMU), ihre Fachrichtung ist Chemie. An der Uni wissen die Professoren kaum, dass sie Maximilianeer sind. „Wir bitten unsere Uni-Freunde, darüber nicht zu erzählen, damit kein Druck von den Lehrern auf uns gemacht wird“, sagt die Stipendiatin.
Aber nicht nur Lernen muss auf dem alltäglichen Programm eines Stipendiaten stehen. Auch die Freizeit wird konstruktiv gefördert: „Wir bekommen freie Abos an verschiedenen staatlichen Theatern. Außerdem sind wir zum Sommerfest eingeladen. Dies ist das größte Fest, wo sich alle bayerischen Politiker versammeln“, erzählt Verena. Die Beziehung der Stipendiaten zum staatlichen Dienst ist noch anerkannt.
„Die Tür zum Landtag ist für uns immer offen“, sagt Verena und zeigt auf eine Tür, die wirklich direkt zum Landtag führt. Sie können mit allen Politikern einfach sprechen, aber diese Möglichkeit nutzen sie nicht so oft. Einmal pro Jahr spielen die Stipendiaten gegen die Abgeordneten Fußball und meistens gewinnen sie, die Maximilianeer.
Seitdem Herzog Albrecht von Bayern im Jahre 1980 die Wittelsbacher Jubiläumsstiftung ins Leben rief, können auch weibliche Studierende aufgenommen werden. Der Stifter, König Maximilian II. (1811-1864), ragt als besonders unermüdlicher Förderer der Wissenschaften hervor.