„Als Gott beschlossen hat, wer wo leben soll, waren wir privilegiert, denn uns hat er nach Veliko Gradište geschickt. Wir haben die Donau, die zwei Völker verbindet, den Silbersee, die Ram-Festung und den Pek-Fluss, aus dem Gold auf natürliche Art und Weise gewonnen wird“, sagte Dragan Milic, Bürgermeister von Veliko Gradište, bei einem Besuch in Temeswar. Vor Kurzem waren Vertreter der touristischen Region Veliko Gradište in der Hauptstadt des Banats, um sich bei den rumänischen Nachbarn vorzustellen.
Veliko Gradište: der Ortsname bedeutet soviel wie großer Burgplatz. Die Hafenstadt am Ufer des an der Donau aufgestauten Derdap-Sees nutzt ihr natürliches Potenzial, um während der Sommerzeit Touristen von Nah und Fern zu begrüßen. Die Stadt Veliko Gradište, Sitz der 344 Quadratkilometer großen gleichnamigen Gemeinde, liegt etwa 140 Kilometer von Temeswar entfernt. Die Gemeinde mit ihren 26 Siedlungen zählt rund 27.000 Einwohner und ist bekannt für ihre Sport- und Volleyballstätten. Von der Banater Hauptstadt aus kann man den Ort über die DN59/E70 erreichen. Für die Fahrt nach Serbien muss man die Grenze bei Naidăş überqueren und bis Stara Palanka-Ram fahren. Hier kann man mit der Fähre über die Donau setzen. Die Überfahrt dauert etwa 25 Minuten, allerdings muss man sich zuerst im Internet schlau machen, denn die Fähre fährt nur alle zwei Stunden. Wichtig ist auch, die Zeitverschiebung zwischen Serbien und Rumänien in Betracht zu ziehen.
Der Silbersee
Zu den Attraktionen der Region Veliko Gradište zählt der Srebrno Jezero mit seinem weißen Akazienwald – der sogenannte „Silbersee“. Der etwa 14 Kilometer lange und im Schnitt 200 Meter breite See entstand durch das Abtrennen eines Nebenarms von der Donau. Der Name des Sees kommt von der Farbe der Wasseroberfläche, die in der Dämmerung silbern glänzt. Ähnlich wie der ungarische Balaton-See lädt auch der Srebrno Jezero den ganzen Sommer über zum Baden, Angeln und Entspannen ein. An seinen Sandufern kann man gemütlich in der Sonne dösen, in den zahlreichen Restaurants gibt es leckere Fisch-Gerichte, wobei Boote und Tretboote auf die interessierten Besuchern warten. Entlang des Ufers gibt es Unterkunftsmöglichkeiten für alle Geschmäcker und Geldbeutel: Man kann billig campen oder in Luxusvillen und -hotels übernachten. Unternehmen haben die Möglichkeit, Konferenzen, Seminare und Team-Building-Aktivitäten für ihre Mitarbeiter zu veranstalten. Im Srebrno Jezero sorgte vor einigen Jahren ein Riesenfang für Aufsehen: Ein 45 Kilogramm schwerer Karpfen ging den Fischern ins Netz und schaffte es ins Weltbuch der Rekorde.
Zu den Sehenswürdigkeiten der Region zählen die Ruinen der mittelalterlichen Festung in Ram. Die Burg wurde 1483 während der Herrschaft des osmanischen Sultans Bayezid II. am rechten Donauufer errichtet.
Der Legende nach war der Sultan auf einem Hügel stehen geblieben, um sich auszuruhen. Von diesem aus hatte er einen guten Blick über die gesamte Landschaft. Während er auf seinem Teppich lag, fiel er in einen tiefen Schlaf und wachte kurze Zeit später erfrischt und gestärkt wieder auf. Sofort beschloss er, die Festung an just jener Stelle bauen zu lassen. Neben den Ruinen der Ram-Burg können Touristen die Überreste eines ehemaligen türkischen Bads und der Karawanserei, eines Rastplatzes für die Karawane, sehen. Zwei Kilometer weiter von der Stadt Ram entfernt befindet sich die archäologische Fundstätte von Lederata, wo sich herausstellte, dass dort vor vielen, vielen Jahren Kelten, Awaren und Slowenen gelebt haben. An dem geschichtsträchtigen Ort können Touristen ganz bestimmt eine Menge Neues erfahren. Das Stadtmuseum von Veliko Gradište bietet einen guten Einblick in die Geschichte der Region. Über 1500 Fundstücke können besichtigt werden, wobei die kleine Sammlung von Malereien, Ikonen und Alltagsgegenständen der serbischen Zivilgesellschaft vom Ende des vergangenen Jahrhunderts als besonders wertvoll gilt. Insgesamt sieben mittelalterliche Festungen an der Donau können in Serbien besichtigt werden.
Das Kloster Nimnik
Wer die Region um Veliko Gradište erkunden möchte, sollte unbedingt einen Besuch im Kloster Nimnik einplanen, das etwa drei Kilometer vom Dorf Kurjace entfernt liegt. Das Kloster stammt aus der Zeit der Kosovo-Kämpfe. Einer Sage nach soll es seinen Namen von einem Walachen-Mädchen erhalten haben, welches – nachdem es von den Türken nach dem Standort des Klosters gefragt wurde – mit den Worten „nu ştiu nimic“ geantwortet hätte – auf gut Deutsch: „Ich weiß nichts“. Die Osmanen töteten es auf der Stelle. Als die Eltern ihr Kind begraben wollten, zogen die Ochsen den Wagen mit dem Sarg bis zum Nimnik-Kloster, in dessen Hof das Mädchen seine letzte Ruhe fand. Um bei den Legenden zu bleiben: 1,5 Kilometer von der Ortschaft Biskuplje befindet sich die Heilquelle Dascara. Hier lag einst ein Kloster, an dessen Stelle Jahre später eine kleine Kapelle zu Ehren des heiligen Petka Trnova errichtet wurde. Jedes Jahr versammeln sich hier am 8. August, dem Tag dieses Heiligen, zahlreiche Gläubige. Es heißt, dass das Wasser von Dascara Psoriasis und verschiedene Augenkrankheiten heilen würde.
Hinter der Erhebung, wo in pittoresker Landschaft die Quelle entspringt, befindet sich der Große Berg, 311 Meter hoch – auf der anderen Seite liegt das Dorf Kurjace mit dem Kloster Nimnik. Dank seinen Goldreserven, die allerdings nicht profitabel sind und folglich nicht ausgebeutet werden, könnte die Ortschaft Kusice als das „goldene Dorf“ bezeichnet werden. Es ist eine blühende Ortschaft mit sehr gastfreundlichen Bewohnern, in der viele Blumenzüchter ihre Geschäfte betreiben. Hier kann man traditionell essen, leckeren Honig von lokalen Imkern verkosten oder, zum Beispiel, eine Farm besichtigen. Der goldführende Pek-Fluss, der sich in der Nähe von Veliko Gradište in die Donau ergießt, hat eine Gesamtlänge von 129 Kilometern und wird noch der „goldene Pek“ genannt. Schwimmer kommen auf ihre Kosten im Ausflugsort Jaz bei Veliko Gradište, ein Kilometer flussaufwärts von der Mündung des Peks in die Donau.