Aus der eigenen Asche ist, wie man sagt, das orthodoxe Kloster von Sâmbăta de Sus wieder auferstanden und gilt als der wichtigste Wallfahrtsort der orthodoxen Gläubigen in Siebenbürgen, ist aber auch seit Jahren ein touristischer Anziehungspunkt. Dazu hat dessen Erweiterung in den letzten Jahren wesentlich beigetragen, wie auch die zahlreichen Pensionen im Umfeld, sowie die Wandermöglichkeiten, die einem von dort aus geboten werden, um zum höchsten Gipfel der Karpaten, dem Moldoveanu (2544 Meter), aufzusteigen. Ein kurzer geschichtlicher Exkurs in die Vergangenheit des Klosters, dessen Gründer der Fürst der Walachei, Constantin Brâncoveanu, war, bietet Auskunft über Entstehung, Niedergang und Wiederaufbau dieses geistlichen und mittlerweile auch kulturellen Zentrums.
Von der Nationalstraße DN1, die Kronstadt/Brașov mit Hermannstadt/Sibiu verbindet, biegt man in der Ortschaft Sâmbăta de Jos nach Fogarasch/Făgăraș ab, gelangt an dem Gestüt und dem dort befindlichen Brukenthal-Palais vorbei nach Sâmbăta de Sus, um nach weiteren neun Kilometern das Gebiet des Klosters zu erreichen, in dessen Umfeld in den letzten Jahren eine regelrechte Ansammlung von Freizeitangeboten entstanden ist. Dabei wird der Blick während der Fahrt magisch vom Kamm des Fogarascher Massivs mit dem Großen Fenster/Fereastra Mare angezogen. Errichtet wurde die Kirche vom Fürsten Constantin Brâncoveanu im Jahre 1697, wobei der Steinbau innerhalb von drei Jahren gebaut wurde. Die Fürsten der Walachei waren allgemein bekannt als Förderer und Unterstützer der rumänischen Bevölkerung jenseits der Karpaten, in Siebenbürgen. Der konfessionelle Machtkampf in Siebenbürgen hatte nach der zweiten Wiener Türkenbelagerung eingesetzt, als österreichische Truppen 1686 dieses Gebiet besetzten. Die Habsburger versuchten zu erwirken, dass sich die rumänische Bevölkerung vom orthodoxen Patriarchen von Konstantinopel lossagt, um den Papst anzuerkennen. Ein Teil der Bevölkerung akzeptierte dieses und so entstand 1700 die griechisch-katholische Kirche die den byzantinischen Ritus beibehielt, aber nun mit Rom vereint wurde. Brâncoveanu, Stifter auch dieser Kirche, hatte Verhandlungen mit Österreich und dem russischen Zaren aufgenommen, um als Vermittler zu fungieren. Die Türken schöpften jedoch Verdacht und anläßlich eines Besuches in Konstantinopel richteten sie diesen zusammen mit seinen vier Söhnen am 15. August 1714 hin. Es war der Mariä Himmelfahrtstag, der bis heute im Kloster in Anwesenheit tausender Gläubiger gefeiert wird. Die Kirche, die zum Mittelpunkt des Klosters wurde, in dem besonderen Baustil, der den Namen des Fürsten trägt, erfreute sich eines immer größeren Besucherstroms.
1785 wurde der Baukomplex von österreichischen Truppen unter der Leitung von General Bukow zestört. Übrig blieb nur die stark beschädigte Kirche und der Glockenturm. In der Zwischenkriegszeit wurde mit dem Wiederaufbau zur Zeit des Metropoliten Siebenbürgens, Nicolae Bălan, begonnen, die Wiedereinweihung konnte 1946 stattfinden. Einen wichtigen Beitrag erbrachte auch die rumänische Königsfamilie, so ist das Fresko an der rechten Wand beim Kircheneingang von König Michael I. zu erklären, das erstaunlicherweise die anschließenden kommunistischen Jahre überlebte und auch jetzt noch dort zu bestaunen ist.
In den folgenden Jahren, während der Amtszeiten von Metropolit Antonie Plămădeală und des Patriarchen Teoctist, wurde das Kloster wesentlich ausgebaut. Eine weitere Kirche wurde errichtet, in einem seitlichen Flügel wurde eine besonders reiche Bibliothek gegründet, Mönchszellen gebaut und eine orthodoxe Akademie gegründet, wo gelegentlich Zusammenkünfte und theologische Seminare organisiert werden. Der Metropolit Siebenbürgens, Dr. Lauren]iu Streza, der in der Gemeinde Sâmbăta de Sus geboren wurde, setzt diese Initiativen fort, um das Kloster in den Mittelpunkt zahlreicher Veranstaltungen zu stellen. Aber auch Unterkunftsmöglichkeiten für Besucher wurden eingerichtet, sowohl in den neuen Anbauten, als auch dem dazugehörigen Anwesen, in der Villa am See auf dem Klostergelände und den Räumen der Schule für Hinterglasikonen, die durch das Schaffen einiger vor Ort lebender Künstler internationalen Ruhm erreichten. Zwischen 1940 und 1949 wirkte Arsenie Boca als Abt des Klosters, dem eine besondere, auch heilende Rolle zugesprochen wird, und der von der Synode der orthodoxen Kirche heilig gesprochen werden könnte.
Touristen und Wanderer sowie Pilger stehen nahezu unbegrenzte Möglichkeiten zur Verfügung, erholsame Tage im Kloster zu verbringen, ins Gebirge aufzusteigen, in der ehemaligen Schäßburger Hütte/Valea Sâmbetei zu übernachten oder im Sâmbăta-Bach die Forellen zu bestaunen. Im gesamten Gebiet von Fogarasch, dessen erste urkundliche Erwähnung vor 730 Jahren, 1291, stattgefunden hat, kann man Besuche im Museum der Fogarascher Festung, beim römischen Castrum von Feldioara, bei den sächsischen Kirchenburgen in Bekokten/Bărcut, Seligstadt/Seliștat, Felmern/Felmer einplanen, sich an der Blumenpracht auf der Narzissenwiese bei Schirkanyen/Șercaia, erfreuen oder im Termalbad von Perșani abkühlen. Reiseführer, aber besonders das Internet, liefern einem unzählige Ideen, die man nur noch in die Praxis umsetzen muss.