Als Teil der über 40 Abteilungen und Sektionen der Vatikanischen Museen übt die Sixtinische Kapelle eine besondere Anziehungskraft aus. Besucht wird diese täglich von rund 20.000 Personen aus der ganzen Welt. In der Hochsaison sind es auch 25.000 Menschen, die unterschiedlichen Kulturen, Religionen und Sprachen angehören. Vielleicht hat man ein Leben lang den Wunsch gehabt, dieses Sinnbild der Kunst einmal besuchen zu können. Und dann, wenn man drin steht, ist man zunächst enttäuscht.
Einmal von dem lauten Geplapper der Touristen, von der Menschenmasse und dem regelmäßigen Aufruf der Aufseher, nur ja nicht zu fotografieren. Aber auch von den Lichtverhältnissen. Und schließlich ist man regelrecht verwirrt von der Vielfalt der Fresken. Daher ist es anzuraten, die Kapelle vorher verstehen zu lernen und sich darüber zu dokumentieren. Die hunderte Figuren, die von den größten Malern verewigt wurden, bilden praktisch die außergewöhnliche Darstellung der katholischen Doktrin.
Auch wird man von der Vielfalt der Stile und der Charaktere der verschiedenen Künstler überrascht, die man verstehen muss. Daher ein praktischer Hinweis für die Besucher der Sixtinischen Kapelle: Man sollte sich gleich nach erhaltenem Einlass in die Vatikanischen Museen schnellstens zur Sixtinischen Kapelle begeben und den Besuch der anderen Abteilungen überspringen. Dann kann man die Zeit ausnutzen, bis der Besucherstrom eintrifft, um diese in relativer Ruhe zu genießen.
Gebaut wurde die Sixtinische Kapelle (Cappella Sistina) ursprünglich als Hauskapelle für Papst Sixtus IV. zwischen 1471 und 1481, daher auch der Name. Beauftragt mit der Ausführung wurden Giovannino de Dolci und Baccio Pontelli. Der Vertrag, der am 27. Oktober 1481 abgeschlossen wurde, sah das Ausmalen der Kapelle mit Themen in Bezug auf die Geschichte der Welt vor, von der Schöpfung bis zum Jüngsten Gericht, zusammen mit der Bestimmung des durch Christus erlösten Menschen.
Die Arbeit der florentinischen und umbrischen Maler Botticelli, Perugino, Ghirlandaio, Cosimo Rosselli u.a. wurden in mehreren Etappen ausgeführt. Die ersten Fresken entstanden in unglaublich kurzer Zeit, nach Vertragsabschluss bis im Sommer 1483. So erhielt die Kapelle zwölf Gemälde, sechs auf jeder Seite. Im darüber liegenden Band finden sich achtundzwanzig Darstellungen von Päpsten in der Nachfolge von Petrus in Großformat.
Michelangelo Buonarotti bekam den Auftrag für das Deckengemälde der Sixtinischen Kapelle, das am 8. Mai 1508 abgeschlossen wurde. Die Einweihung des ersten Teils vom Eingang bis zum Deckenzentrum fand am 15. August 1511 statt. Fertig wurden die Arbeiten am 30. Oktober 1512. Praktisch hat er allein am „Jüngsten Gericht“ auf dem Gerüst gearbeitet. Diesem mussten einige vorher entstandene Gemälde weichen. Die ihm zugeteilten Mitarbeiter beschäftige er nur gelegentlich.
Die Bilder auf der Decke illustrieren den Ablauf der Genesis, wobei man sehen kann, dass der Künstler bei den Ausführungen immer sicherer wurde. Nach dem Tod von Michelangelo, 1564, wurden einige Änderungen an Gemälden vorgenommen, indem „skandalöse“ Partien der Gestalten abgedeckt wurden, eine undankbare Aufgabe für den Maler Daniele da Volterra, der anschließend als „Hosenmaler“ bezeichnet wurde. Einer großen Restaurierung wurde die Sixtinische Kapelle von 1979 bis 1999 unterzogen. Papst Johannes Paul II. zelebrierte eine festliche Messe am 8. April 1994, beim Abschluss des ersten Teil der Restaurierung die dann bis 1999 beendet werden konnte.
Sie wird als eines der größten diesbezüglichen Unternehmungen des 20. Jahrhunderts betrachtet. Überwältigt von den vielen Eindrücken nach dem Besuch der Vatikanischen Museen - darüber berichteten wir in der ADZ vom 29. 12. 2011 – und der Sixtinischen Kapelle, nehmen wir auf einer der vielen Terrassen Platz, um bei einem Kaffee wieder Kräfte zu sammeln und die Peterskirche zu besichtigen.
Stolzes Wahrzeichen der Ewigen Stadt
Die Peterskirche ist der größte Dom der Christenheit mit dem Kuppelbau Michelangelos als Wahrzeichen von Rom und des Vatikanstaates. Die Baugeschichte ist sehr kompliziert. Gebaut wurde die erste Kirche Anfang des 4. Jahrhunderts an der Stelle, wo man das Grab des Heiligen Petrus vermutete. Die Basilika wurde dann nach 1377, nach der Rückkehr der Päpste aus Avignon, etwa in der heutigen Form errichtet.
Erst Papst Paul III. hat die Bauleitung Michelangelo im Jahre 1547 übertragen. Als er 1564 starb, war der Bau immer noch nicht vollendet. Die Kirche schien der Kurie noch zu klein, so wurde 1607 Carlo Moderno von Papst Paul dem V. beauftragt,sie zu erweitern. Papst Urban VIII nahm am 18. November 1626 die Einweihung vor, 1300 Jahre nachdem die erste Basilika an dieser Stelle geweiht worden war.
Zu der Kuppel, ein Meisterwerk Michelangelos, führt ein Lift, zu dem der Zugang von außen, rechts hinter der Vorhalle, erfolgt. Jedes der Grabmäler der hier zur ewigen Ruhe beigesetzten Päpste ist ein Kunstwerk für sich. Einer der Hauptanziehungspunkte in der Peterskirche ist Michelangelos Pieta, wobei der Bildhauer Maria mit dem toten Christus auf dem Schoß kunstvoll darstellt. Der amtierende Papst wurde am 19. April 2005 gewählt. Papst Benedikt XVI. (Joseph Alois Ratzinger) ist das 265. Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche.
Größtes Amphitheater der Antike
Einen weiteren schönen Tag des Spätherbstes unseres Aufenthaltes in Rom widmen wir dem Besuch des Kolosseums, dem größten Amphitheater der antiken Welt, Platz grausamer Gladiatorenkämpfe und Volksbelustigungen. Die Bauarbeiten an dem Kolosseum, damals Amphitheatrum Novum genannt, begannen im Jahre 72 n. Chr. Kaiser Vespasian, der im Jahr 79 n. Chr. starb, erlebte die Fertigstellung des Baus nicht mehr, nur die unteren drei Geschosse waren beendet.
Eingeweiht wurde die vierstöckige Arena von Titus im Jahre 80 n. Chr., mit 100 Tage dauernden Spielen. Zum Festprogramm gehörten Gladiatorenkämpfe, Tierhetze, bei der bis zu 5000 Tiere geopfert wurden. Der ellipsenförmige Bau ragt 50 Meter in die Höhe, ist 188 Meter lang und 156 Meter breit. Die Fassade des Baus besteht aus offenen Rundbogenarkaden. Es gibt 80 Eingänge, von denen vier vom Kaiser und anderen Würdenträgern benutzt wurden. Das Gangsystem war regelrecht genial, so dass es auch heute noch beim Bau von Sportstadien verwendet wird.
Bis zu 70.000 Zuschauer fanden in der Arena Platz. Die Ränge waren mit Marmor, Stein oder Holz verkleidet, wobei es eine strenge Sitzordnung gab. 1995 hat das Deutsche Archäologische Institut im Kolosseum Forschungen unternommen und dabei festgestellt, dass es eine besondere Bühnentechnik gab. Falltüren, Rampen, Seilwinden und Aufzüge wurden verwendet, um ganze Bühnenbilder in die Arena zu heben oder die Akteure und wilden Tiere hinein zu befördern. Die Gladiatoren boten anfangs Schaukämpfe, dann traten sie paarweise zum Schwertkampf an. Der Sieger erhielt einen Ölzweig, der Verlierer war dem Tod geweiht.
Tausende Besucher finden sich täglich im Kolosseum ein und lauschen den Reiseführern, die man vor dem Eingang anheuern kann, einschließlich rumänische Führer.
Bewaffnet mit Stadtplan geht es weiter durch Rom: Rund um das Kolosseum zum Forum Romani, dem Konstantinsbogen, zur Piazza Venezia mit bemerkenswerten Bauten und dem dort befindlichen Palazzo Venezia, der Basilica San Marco. Weiter geht es zur Spanischen Treppe, der Fontana di Trevi. Zwischendurch kann man die zahlreichen Paläste bewundern, aber auch immer wieder eine Pause einschalten, um sich mit einer echt italienischen Pizza zu stärken. Die Ewige Stadt zieht einen in Bann.
Selbst wenn man vom chaotischen Verkehr und den übervollen Straßen am Abend erschöpft ins Bett sinkt, geht es am nächsten Morgen wieder los. Rom muss man leben und erleben.