Insbesondere wenn es hierzulande wieder kalt und trüb wird, sehnt man sich nach warmen Urlaubsorten mit sonnigen Stränden, Wüstensand und exotischen Märkten. Jordanien lockt mit weißen Salzstränden und den Korallenriffen des Golfs von Akaba, mit der atemberaubenden Felsenstadt von Petra und den Wüstenbefestigungen des Nordens, mit der bunten Farblandschaft der lauten Städte und der erfrischenden Küche des Nahen Ostens.
Das haschemitische Königreich Jordanien ist eines der arabischen Länder, in denen sich der Besucher völlig in Sicherheit fühlt. Zwar ist der Verkehr typisch für Wüstenstaaten, und es kann passieren, dass einem Kamele über den Weg laufen oder die Straße unter einer feiner Sandschicht verschwindet, um erst einige Hunderte Meter weiter wieder aufzutauchen, aber die vielen Touristen und die engen langfristigen Beziehungen zum Westen haben zum Ausbau der Infrastruktur beigetragen und die Bevölkerung an die Ansprüche der Abendländer gewöhnt. Es kommt durchaus vor, dass sich freundliche Einheimische ad-hoc als Reiseführer andienen, dass Polizisten bei Verkehrsübertretungen der Ausländer ein Auge zudrücken oder dass in Gast- oder Raststätten die Bedienung mehrere Sprachen spricht, was für ein arabisches Land sonst eher außergewöhnlich ist.
Gerade aus diesen Gründen ist Jordanien nicht nur für Busreisen geeignet, sondern auch oder insbeson-dere auf eigene Faust erkundbar. Mietautos sind überall erhältlich und fast ausschließlich mit automatischem Getriebe ausgestattet, wobei einem stets eine allinklusive Zusatzversicherung aufgedrängt wird – eigentlich keine schlechte Idee, denn für rund 50 Euro pro Woche (bei einem Mietpreis ab 70 Euro pro Woche), ist man dadurch komplett abgesichert. Sowohl Straßenbeschildungen als auch Google Maps führen einen sicher ans Ziel – und eine lokale Touristen-Sim-Karte (für rund 12 bis 20 Euro pro Woche) für mobiles Internet kann sicherlich hilfreich sein kann, um den überaus hohen Roaming-Gebühren zu entgehen. Gasthäuser sind online problemlos und zu allen Qualitätsstandards und Preisen zu buchen. Sicherlich empfehlenswert ist es, den Treibstofftank nicht unter die Hälfte sinken zu lassen – insbe-sondere wenn man nach Osten in Richtung Wüste fährt, wo Tankstellen eher eine Rarität darstellen.
Um mehrere Sehenswürdigkeiten zu einem ermäßigten Preis besichtigen zu können, aber auch um Einreiseformalitäten schneller zu klären, ist es empfehlenswert, einen „Jordan Pass“ online zu erwerben. Abhängig vom gewählten Paket bietet dieser mancherorts auch vorrangigen Eintritt.
Die Felsengrabstätte von Petra
Unter den touristischen Zielen ein unbedingtes Muss ist natürlich die Felsengrabstätte von Petra. Um gute Fotos aufnehmen zu können und den Touristenscharen halbwegs zu entkommen, sollte die Besichtigung dieser antiken Ruinen unbedingt zur ersten Morgenstunde beginnen. Gleichermaßen empfehlenswert ist auch die angebotene Nachttour mit Lichtspiel – wobei eine Taschenlampe für den knapp 1,5 Kilometer langen Gehweg unbedingt empfehlenswert ist. Oder aber, man steigt auf eines der zahlreichen angebotenen Transportmittel – sei es Esel, Pferd oder Kutsche – und versucht, einen angemessenen Preis auszuhandeln.
Rotes und Totes Meer
Ein anderes Muss ist das Tote Meer und dessen Salzstrände. Der Salzgehalt dieses Meeres lässt einen zwar nicht untergehen, brennt aber gewaltig, auch beim kleinsten Kratzer. Sowohl am Toten Meer als auch an der kleinen, aber schönen Strandgegend des Roten Meers, in der Gegend des Tauchparadieses und der Korallenriffe von Akaba, gibt es öffentliche Strände mit Sonnenliegen, die jedoch gebührenpflichtig sind (zwischen 10 und 20 Euro pro Person), wo aber auch Frauen gemütlich und im Badeanzug die Sonne genießen können. Dies ist nicht der Fall an den wilden Stränden am Straßenrand, wo man Frauen nach muslimischer Art komplett bekleidet baden sieht.
An den Stätten von Jesus und Moses
Um zur Taufstätte von Jesus am Fluss Jordan zu gelangen, ist unbedingt eine geführte Tour erforderlich, denn die gesamte Gegend liegt an der israelischen Grenze und ist strengstens bewacht. Von beiden Seiten des Flusses strömen Pilger verschiedener Religionen und Konfessionen herbei, die ihre Bräuche in Ruhe und mit gegenseitiger Toleranz ausüben. Einen schönen Ausblick über das Jordan-Tal kann man von der Mose-Memorialkirche aus genießen. Diese liegt auf dem Berg Nebo und besticht mit einem wunderschönen Mosaik. Kirchenmosaike sind am Jordan mehr als verbreitet und zeugen – mitten in der Wüste – vom gewaltigen Einfluss der christlichen Kunst im Nahen Osten vor über tausend Jahren, ein Eindruck, der gleichfalls auch von den Ruinen der antiken Stadt Jerasch vermittelt wird.
Wilde Schluchten und Wüstensand
Für Naturliebhaber empfiehlt sich ein Tagesausflug zum am tiefsten gelegenen Nationalpark der Welt, dem Wadi Mujib, mit wilden Schluchten und pittoresken Aussichtspunkten – oder aber ein mehrtägiger Besuch der einzigartigen Wüstenlandschaft von Wadi Rum. Zahlreiche Safaritouren und Zeltüberanachtungen werden hier angeboten, aber auch Besuche in Behausungen von Beduinen und von eher kitschigen Standorten, an denen Lawrence von Arabien übernachtet haben soll oder vielleicht auch nur der gleichnamige Film mit Peter O’Toole gedreht wurde – dort verschmelzen historische Realität und Mythen. Andererseits ist die Wüste selbst und deren Felsenlandschaft auf jeden Fall beeindruckend.
Weiter nördöstlich locken die im Welterbe der UNESCO geschützten Wüstenschlösser um Qusair ‘Amra mit deren Befestigung und Fresken – sie wurden von Muslimen zum Schutz gegen die Christenheere gebaut.
Hauptstadt der Souks
Unbedingt sollte man auch zwei oder drei Tage in der Vier-Millionen-Hauptstadt Amman verbringen, mit ihren römischen Ruinen, die von den Minaretts der Moscheen überragt werden, der Zitadelle und den zahlreichen Souks (Bazaren) mit den bunten und teilweise unbekannten exotischen Gewürzen, den Lokalen auf der berühmten „Rainbow Street“ und dem wunderbaren königlichen Automobilmuseum. Ein Urlaub in Jordanien bietet somit ein bisschen von allem, dies in einem sonnigen Wüstenland mit gastfreundlichen Einwohnern.