Die beinahe extremen Wetterbedingungen Anfang Januar und die damit verbundenen massiven Schneefälle haben bei den allermeisten Unmut ausgelöst - vor allem in den Städten. Viele haben darin aber auch die perfekte Herausforderung gesehen, um endlich die Skier, das Snowboard, die Schlitt- oder Schneeschuhe wieder ans Tageslicht zu holen und sich ins Freie zu begeben. Obzwar der Winter sportmäßig für viele den Winterschlaf mit sich bringt, gibt es aber auch die abgehärteteren Individuen, die sich mit Kälte und Schneefall, Nebel und Wind, oder auch gleich mit allen auf einmal, anzulegen verstehen. Das sind die Wintersportler, die den Winter als liebste Urlaubszeit nutzen und ihre Zahlen steigen von Jahr zu Jahr an. Seit einigen Jahren gibt es zudem immer mehr Möglichkeiten, Sport im Winter zu treiben, oft auch außerhalb der Skipisten.
Bergab auf Reifen
Unter den vielen Schnee-Enthusiasten, die in den verschiedenen Ski-Resorts die Pisten hinunterflitzen, gibt es auch solche, die immer wieder nach neuen Möglichkeiten suchen, Spaß im Schnee zu haben. Irgendwann kam jemand darauf, eine Piste in einem aufblasbaren Boot hinunterzusausen und so erblickte das Snow Rafting das Licht der Welt. Wie es der Name bereits sagt, hat Snow Rafting viel mit der Variante des Sports zu tun, die für gewöhnlich auf Wasser getrieben wird. Bis zu sechs Mannschaftsmitglieder sitzen in einem aufblasbaren Gummiboot und rutschen darin eine mehr oder weniger gepflegte Skipiste hinunter. Dabei ist die Auswahl des Hanges besonders wichtig, denn das Boot verfügt über begrenzte Steuer- und Bremsmöglichkeiten. Für ab 100 Lei kann das Snow Rafting in den Gegenden Plaiul Foii bei Kronstadt/Braşov oder im Prahova-Tal in Begleitung und unter der Anleitung verschiedener Tourismus-Anbieter betrieben werden, die auch das Boot und die notwendige Schutzausrüstung zur Verfügung stellen.
Gleitspaß für alle
Auch das Snow Tubing wird in rumänischen Skianlagen langsam zum beliebten Zeitvertreib. Sei es in Klausenburg/Cluj Napoca oder in Azuga, rutschen Kinder, Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen kreischend, auf Gummireifen sitzend, Schnee- oder, im Sommer, Aluminiumrinnen hinunter. Zum Unterschied zu anderen Wintersportarten kann Snow Tubing unabhängig von Fitness-Grad, Alter oder Erfahrung von allen ausprobiert werden. Obwohl in vielen anderen Ländern Europas bereits gang und gäbe, wird Snow Tubing in Rumänien erst seit einigen Jahren angeboten. Ausprobieren kann man es beispielsweise in Vatra Dornei (Suceava), Cavnic (Maramuresch), Straja (Hunedoara), auf der Schulerau/Poiana Braşov oder in Azuga im Kreis Kronstadt. In Azuga stehen zwei eigens dafür eingerichtete Pisten mit Längen von 60 und 30 Metern für 10 Lei pro Abfahrt zur Verfügung. In Straja haben die Betreiber der Skianlage eine spektakuläre Abfahrt mit einer Länge von 260 Metern eingerichtet. Hier kostet eine Abfahrt drei Lei, wobei die Schneefans sogar mit einer Lift-Anlage verwöhnt werden.
Zu Fuß durch den Schnee
Auch Schneeschuh-Wanderungen erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Zwar sind Wanderungen für die allermeisten eher etwas für wärmere Tage. Schneeschuh-Wanderungen lassen jedoch die Natur derselben Landschaft im Winter ganz anders erscheinen und überraschen vor allem bei Schneelage durch vollkommene Ruhe. Im Cindrel- oder Lotrului-Gebirge kann man an solchen Wanderungen unter der Leitung erfahrener Führer teilnehmen. Geeignet sind aber auch der Königsstein/Piatra Craiului, das Fogarascher oder das Bucegi-Gebirge.
Snowboarding wird immer beliebter
Das Snowboarding, eine in Rumänien relativ junge Wintersportart, kann inzwischen auf allen Pisten betrieben werden. Viele Ski-Resorts kommen dem steigenden Potenzial des Snowboardings entgegen und bieten, abgesehen von Snowboarding-Kursen, auch Wettbewerbe an. Dies ist in der Arena Platoş auf der Hohen Rinne/Păltiniş bei Hermannstadt/Sibiu der Fall. Hier finden seit Jahren regelmäßig Freestyle- oder Slalom-Wettbewerbe mit stets steigenden Teilnehmerzahlen statt. Immer mehr Sportler reisen aus europäischen Ländern an.
Skifahren immer noch an der Spitze
Die wohl immer noch unbestrittene Königsdisziplin der Wintersportarten ist das Skifahren. In den allermeisten Landkreisen, die über eine geeignete Geographie verfügen, stehen Skipisten oder Skianlagen bereit. Der wohl bekannteste Standort hierfür dürfte die Schulerau sein, mit den meisten Pistenkilometern und den modernsten Gondel- und Liftanlagen, aber auch einem vielfältigen Angebot. Vermerkt werden muss hier jedoch, dass die Schulerau auch das teuerste Skigebiet des Landes ist. Dementsprechend war es zu Neujahr keine Überraschung, für eine Unterkunft in einem Vier- oder Fünf-Sterne-Hotel zwischen 800 und 1200 Lei ausgeben zu müssen. Die Ski- und Snowboardfans zahlten und zahlen zudem auch noch zwischen 60 Lei für die Nutzung der Liftanlagen oder Selibahnen nach 14 Uhr und 1000 Lei für eine 10-Tages-Karte.
Trotz dieser Preise ist die Schulerau immer wieder voll ausgebucht. Nach Bukarest ist 2016 Kronstadt zum am zweitbesten besuchten Touristenzentrum landesweit in den ersten zehn Monaten des Jahres aufgestiegen und dazu gehört natürlich auch die Schulerau. Der Kronstädter Kreisdirektion für Statistik zufolge wurden in dieser zehnmonatigen Zeitspanne bereits 920.000 Touristen registriert, sodass bis Jahresende sicher die Millionengrenze überschritten wurde. Es waren um 10,2 Prozent mehr Touristen als in gleicher Zeitspanne des Jahres 2015. Auch die Zahl der ausländischen Besucher ist im Vorjahr um 13,3 Prozent angestiegen. Die meisten Besucher kamen aus Deutschland, Israel, Polen, Italien und Spanien. Kurzum bieten der Winter und die rumänischen Wintersportorte genügend Möglichkeiten, Sport zu treiben. Entscheidend ist es, den inneren Schweinehund zu besiegen, die Ausrüstung auszupacken und sich Richtung Gebirge zu begeben. Alles andere - Spaß, Fitness und neue Erfahrungen - kommt dann ganz von selbst.