Stadt der Superlative

Die Millionen-Metropole New York und ihre vielen Gesichter

Ein schöner Tag beginnt mit einem Spaziergang auf der Brooklyn Bridge

Vom Hudson-Fluß aus hat man eine schöne Aussicht auf Manhattan.

Ein Weihnachts-Schaufenster bei Macy’s
Fotos: Elise Wilk

„Es gibt zwei Sorten von Menschen auf der Welt - solche, die schon in New York waren, und solche, die noch nicht da waren“, steht auf einem T-Shirt in einem Souvenir-Laden am Times Square. Im Dezember 2014, als ich zum ersten Mal in meinem Leben auf dem JFK Flughafen in New York landete, wurde ich zu einer anderen Sorte Mensch.

Die Stadt, die man schon tausend Mal gesehen hat

Hinter einem Schalter am Flughafen steht ein übergewichtiger Mann mit blauer Uniform und gelben Knöpfen, nimmt meinen Pass, stempelt ihn und sagt feierlich: „Welcome to the United States“. Etwa so hatte ich es mir vorgestellt, weil es in allen Filmen so war. Der Mann, der meinen Pass nimmt, ist spindeldürr und unfreundlich, fragt mich, welches der Zweck meiner Reise nach New York ist, ob ich daheim einen festen Job habe und wie lange ich in den USA bleiben werde. Danach nimmt er meine Fingerabdrücke, macht ein Foto von mir und reicht mir den gestempelten Pass zurück. Filme lügen also.

Trotzdem schien mir in New York alles sehr familiär, weil ich es schon aus den Filmen kenne: die vielen Wolkenkratzer, die Männer im Anzug mit der New York Times unter dem Arm und einem Kaffee-Pappbecher in der Hand, die versuchen, gelbe Taxis anzuhalten oder die Frauen mit hohen Stöckelschuhen, die fast hinter ihren Einkaufstaschen verschwinden. Beim Empire State Building angekommen, hatte ich den Eindruck, dass bald der Riesengorilla King Kong auf das Gebäude klettern wird, im Central Park, wo noch ein Teppich von gelben Herbstblättern lag, fühlte ich mich zwischen Leuten mit schwarzen Regenschirmen und langen Mänteln wie in einem Woody Allen Film, über den U-Bahn Schächten meinte ich Marilyn Monroe im weißen Kleid posieren zu sehen und in den Dinner-Restaurants mit roten Sofas, riesengroßen Coca-Cola Gläsern und überdimensionalen Burgern sah es genau so aus, als ob in der nächsten Sekunde die Schauspieler aus „Pulp Fiction“ mit Pistolen in der Hand durch die Tür kommen würden. Auch die grüne Freiheitsstatue auf der Liberty Island hatte ich schon tausend Mal im Fernsehen gesehen. In New York war ich schon viele Male, denke ich, während ich auf der 7th Avenue spazieren gehe. „Die Stadt, die nie schläft“, „Wenn du es hier schaffst, schaffst du es überall“ – die erste Aussage ist wahr und auch die zweite mag stimmen - immer mehr Leute ziehen in die Stadt aller Möglichkeiten, wo Träume wahr werden und Wunder geschehen. Mit über acht Millionen Einwohnern ist New York die bevölkerungsreichste Stadt in den USA. Dazu müsste man zu jeder Zeit noch eine Million Touristen dazuzählen.

Ratten, Regenschirme und Schaufenster-Märchen

„Man kann hier ein Leben lang wohnen und trotzdem jeden Tag etwas Neues entdecken - ob es ein Cafe ist oder eine kleine Buchhandlung, ein Park oder ein Kino, von dem man gar keine Ahnung hatte, das es existiert“, erzählte mir ein 70-jähriger New Yorker. „Entweder verliebt man sich unsterblich in New York, oder man hasst die Stadt von ganzem Herzen“, meint ein Rumäne, der vor Kurzem hergezogen ist. Und wenn man New York liebt, dann akzeptiert man auch die schlechten Seiten: die Ratten in den U-Bahn-Stationen, den Lärm der Sirenen, der 24 Stunden lang andauert, der eisige Wind und den vielen Regen im Winter, die fast unerträgliche Hitze im Sommer. Dafür gibt es aber Tausende von guten Seiten. Eine davon ist die Vorweihnachtszeit, in der die Stadt wie ein Märchenbuch aussieht.

Besonders im Dezember ist New York wunderschön – das hatte schon der  Konsul der US-Botschaft in Bukarest beim Visa-Interview erzählt. Auf einen kleinen Zettel hatte er mir aufgeschrieben, dass ich unbedingt die Schaufenster-Geschichten in den großen Läden auf der 5th Avenue sehen muss. Zu Weihnachten gibt es bei Barneys, Saks, Macy’s oder Lord and Taylor einen Wettstreit um die spektakulärsten Schaufenster. Alle werden mit winterlichen Szenen dekoriert. Besonders prächtig sind die Schaufenster bei Macy’s, einem der größten Kaufhäuser der Welt, für die ein Jahr lang gearbeitet wird. Auch von der 5th Avenue aus zu sehen ist der bekannteste Baum der Welt, der Weihachtsbaum auf dem Rockefeller Platz, unter welchem sich ein kleiner Eislaufplatz befindet. Überall glitzert und funkelt es. Wie in einem Märchen, ist auch der Weihnachtsmarkt im Bryant-Park, wo man in kleinen Holzhäuschen wunderschöne Geschenke kaufen kann.

Stadt der Theater und Museen

Nicht nur auf den Einkaufsstraßen funkelt es, sondern auch auf dem weltbekannten Broadway im Theater-District. Am Samstagabend ist hier Taxi-Stau, weil viele New Yorker und Touristen ein Theaterstück sehen wollen. Nach Ende der Vorstellungen bilden sich große Teenager-Schlangen am Schauspieler-Eingang. Viele wollen von ihren Lieblingsstars ein Autogramm ergattern. Manchmal stehen auf dem Broadway sogar Al Pacino oder Meryl Streep auf der Bühne. Um sie hautnah zu erleben, muss man aber tief in den Geldbeutel langen. Für Star-Musicals beträgt der Durchschnittspreis 170 Dollar, es gibt aber auch Ermäßigungen. Für spontane Leute gibt es den TKTS-Schalter am Times Square, wo Restkarten für den gleichen Tag mit bis zu 50 Prozent Rabatt verkauft werden.

Auch kann man sein Glück in der Lotterie versuchen, die Theater eine Stunde vor der Vorstellung anbieten. Dabei wird eine limitierte Anzahl Sitze für nur 20 oder 30 Dollar pro Platz verlost. Zu einem New-York-Besuch gehören Museen genau so dazu wie Shopping und Theater. Wer nur für kurze Zeit da ist, sollte auf jeden Fall zum MoMa (Museum für zeitgenössische Kunst) - ein absolutes Muss für Kunstliebhaber. Auf sechs Etagen beherbergt es eine der weltweit bedeutendsten und einflussreichsten Sammlungen moderner und zeitgenössischer Kunst. Eine Eintrittskarte kostet 25 Dollar. Andere beliebte Museen sind das Guggenheim Museum für moderne Kunst oder das Metropolitan Museum of Art. Ein neues und sehr kokettes Museum mit deutscher und österreichischer Kunst ist die Neue Galerie. Sie zeigt unter anderem Werke von Egon Schiele, Gustav Klimt und Paul Klee. Besonders zu empfehlen ist das Wiener Cafe im Parterre.

Mehrwertsteuer und Trinkgeld

In New York sind alle Hotelzimmer klein und sehr teuer. Die meisten von ihnen bieten kein Frühstück an, aber man kann in den vielen Starbucks-Cafes frühstücken, die man auf jeder Straße findet. Zu einem typischen New Yorker Frühstück gehört neben dem obligatorischen großen Kaffee ein Bagel dazu. Das ist eine Art Brötchen mit Loch in der Mitte, mit Lachs oder Käse belegt. Zu Mittag kann man sehr gut auf der 9th Avenue essen - libanesisch, türkisch, mexikanisch, thailändisch, ungarisch, balinesisch - es gibt Mittagsangebote ab 10 Dollar. Man muss darauf achten, dass die Preise in Restaurants, Supermärkten und Kaufhäusern immer ohne Steuer ausgezeichnet sind. Diese ist in den USA von Staat zu Staat verschieden und wird erst an der Kasse hinzugerechnet. Im Fall von New York sind das 8,875 Prozent. In Cafes, Kneipen und Restaurants kommt noch das Trinkgeld hinzu, für das andere Regeln als in Europa gelten. Es wird erwartet, dass man dem Kellner wenigstens 18% Trinkgeld gibt. Ein Bier kostet in einer normalen Kneipe etwa 7 Dollar, dazu kommt die TAX von einem Dollar und das Trinkgeld von 2 Dollar - im Ganzen also 10 Dollar. Auch im Hotel muss man Trinkgeld geben. Am letzten Tag googelte ich „Trinkgeld Zimmermädchen USA“ und erfuhr, dass man dem Zimmermädchen wenigstens 5 Dollar pro Tag bei einem kurzen Aufenthalt (2-3 Tage) lassen sollte, während bei einem längeren Aufenthalt (7-10 Tage) ein Dollar pro Tag genügt. Das Trinkgeld legt man auf das Kopfkissen.

New York, das sind die „I love NY“ T-Shirts und Kühlschrankmagnete in den Souvenir-Läden, die Straßen in Midtown, die alle eine Nummer haben, die Enten auf dem See im Central Park, das riesengroße H&M Kaufhaus am Times Square, das bis zwei Uhr morgens offen hat, die Hershey-Schokolade, das komplizierte U-Bahn-System, die Verkäufer, die alle lächeln und fragen „How are you?“, ohne auf eine Antwort zu warten, die atemberaubende Aussicht vom Rockefeller Center, die Bücher und Souvenirs in der Strandbuchhandlung, die Brooklyn Bridge am frühen Morgen, die leckeren Gerichte in den Chinatown-Restaurants, die kleinen Cafes in East Side. New York ist so viel, dass man nie darüber schreiben oder lesen sollte. Man muss es erleben.

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Nützliche Tipps

Immer einen Regenschirm dabei haben - das Wetter ist launisch.
Wenn man aus Rumänien nach New York kommt, gewinnt man 7 Stunden.
Die Sicht von Top of the Rock ist besser als vom Empire State Building, weil man vom Top of the Rock auch das Empire sehen kann.
Am Freitag  zwischen 16 und 20 Uhr ist der Besuch des  MoMA kostenlos.
Souvenirs sind im East Side deutlich billiger.
Man bekommt zusätzliche 10Prozent Rabatt, wenn man im Macy´s Kaufhaus einen ausländischen Ausweis vorzeigt.
Off Broadway Tickets kosten manchmal nur 10 Dollar und man kann sehr gute Veranstaltungen sehen.
Viele Bars und Kneipen haben bis 20 Uhr Abends Happy Hour mit Ermäßigungen.
Viele Restaurants bieten Lunch-Menus an, am Abend kostet das Gleiche doppelt so viel.

Preise:

eine Fahrt mit der Staten Island Ferry an der Freiheits-Statue vorbei: 0 Dollar
Ein Hot Dog auf der Straße: zwischen 2 und 5 Dollar
Ein Kaffee im Starbucks: um die 4 Dollar
Ein Glas Wein in einer Bar mit Aussicht: 15 Dollar
Ein Hauptgericht in Chinatown: 6 Dollar
Ein U-Bahn-Ticket: 2,5 Dollar
Lunch-Menu auf der 9th Ave: ab 20 Dollar inklusive Trinkgeld und Mehrwertsteuer  
Aussicht von Top of the Rock oder Empire State Building: 29 Dollar
Ein Broadway Ticket: zwischen 30 und 300 Dollar
Ein Kühlschrankmagnet: 4 Dollar