Man hat den Eindruck, dass man plötzlich in einem anderen Land angekommen ist. Überall Autos mit ungarischen Kennzeichen, auf den Straßen hört man fast nur Ungarisch. Rimetea (deutsch: Eisenburg, ungarisch Torockó) ist eine Gemeinde im Kreis Alba in Siebenbürgen, in der eine besondere Stimmung herrscht, die zahlreiche Touristen, vor allem aus dem Ausland, begeistert.
Das Dorf befindet sich westlich von Turda und Aiud, am Fuße des 1129 Meter hohen sogenannten Szeklerstein-Bergs (rumänisch: Piatra Secuiului, ungarisch: Székelykö). Die Gemeinde liegt am gleichnamigen Fluss Rimetea – einem rechten Zufluss des Arieş im Trascău-Gebirge. Vom alten rumänischen Namen des Ortes (Trascău) leitet sich der des Trascău-Gebirges ab. Die Ortschaft ist zirka acht Kilometer von der Nationalstraße 75 und 23 Kilometer nordwestlich von Aiud gelegen; die Kreishauptstadt Karlsburg/Alba Iulia liegt weitere 57 Kilometer südlich.
Der Ort war seit dem Spätmittelalter und bis ins 19. Jahrhundert ein bedeutender Bergbauort, in dem besonders Eisenerz gefördert wurde – daher auch der alte, deutsche Ortsname Eisenburg. Von besonderem ethnografischem Interesse ist der Ort, da sich aus dem Zusammenleben von deutsch- und ungarischsprachigen Einwohnern eine spezifische, lokale Kultur herausgebildet hat. Sprachlich sind die Bewohner schon längst magyarisiert, bewahren aber einige typische Merkmale, die auf eine deutsche Herkunft verweisen – etwa die Architektur der Häuser. Heute ist der Ort vor allem wegen des hier gut entwickelten Dorftourismus beliebt. Fast alle Dorfbewohner bieten in ihren Häusern Unterkunft für Touristen an.
Man behauptet auch, dass in Rimetea die Sonne zwei Mal aufgeht, denn obwohl sie am Morgen schon scheint, wird sie am Himmel erst sichtbar, nachdem sie über den Szeklerstein gestiegen ist. Der Berg heißt so, weil die Felsformation einem Mann – einem Szekler, der auf dem Rücken liegt - ähnelt. Der imposante Berg thront über der Ortschaft mit knapp über 300 Häusern. Die Hälfte der Häuser wurde saniert, wobei die traditionelle Architektur erhalten blieb: weiße Farbe und grüne Fensterrahmen mit Fensterläden - ein einheitliches Bild, das seit über hundert Jahren unverändert geblieben ist. Diese einzigartige Architektur könnte die Ortschaft nun zu einem Teil des UNESCO-Weltkulturerbes machen. Ein UNESCO-Architekt besuchte Rimetea 1999 und schlug die Aufnahme vor. Derzeit befindet sich das Dorf auf der Warteliste.
Bis dahin bekommen die Dorfbewohner jedes Jahr finanzielle Unterstützung von einer ungarischen Gemeinschaft aus Budapest, um ihre Fassaden zu sanieren und den authentischen Stil zu bewahren. Das Projekt zur Sanierung der Häuser aus dem 17.-19. Jahrhundert in Rimetea wurde vor einigen Jahren auch vom Europäischen Ausschuss mit der „Europa Nostra“-Auszeichnung prämiert. Dies ist die einzige Auszeichnung dieser Art, die ein rumänisches Dorf je bekommen hat. Das älteste Haus im Dorf ist auch das älteste in der siebenbürgischen Senke. Es ist die Rede vom Heim eines Bergbauers. Die Dorfbewohner haben in Rimetea auch ein Ethnografiemuseum eingerichtet. Hier sind Eisenhüttengegenstände und Eisenwerkzeuge aus den jeweiligen Haushalten ausgestellt worden. Das Museum wurde bereits 1952 eröffnet und befindet sich im Rathausgebäude. Es wird jährlich von etwa 12.000-14.000 Touristen besucht. In Mitte der Gemeinde liegt auch die unitarische Kirche aus dem 18. Jahrhundert. Diese wurde unlängst saniert. Ihr gegenüber befindet sich die orthodoxe Kirche.
Die Lage der Ortschaft ist ideal zum Wandern, Klettern und für Fahrradtouren. Im Nachbardorf Colţeşti (ungarisch Torockószentgyörgy; deutsch Sankt Georgen) kann man auch die Burgruine der Trascăului-Festung besuchen. Diese ist fünf Kilometer von Rimetea entfernt. Man kann bis in die Nähe der Burg mit dem Auto fahren und anschließend etwa 10-15 Minuten zu Fuß gehen oder mit dem Fahrrad hinfahren. Die Burg wurde im 13. Jahrhundert von der ungarischen Adelsfamilie Thoroczkay auf dem steilen Gipfel eines Felsens errichtet. Die Festung sollte die Ortsbevölkerung gegen die Überfälle der Tataren schützen. Die Burg wurde 1713 von österreichischen Truppen zerstört und nie wieder aufgebaut. Ihre Mauern stehen aber heute noch. Die Seitentürme sind fast unversehrt. Auf dem nördlichen Turm (20 Meter hoch) kann man heute noch den Namen der Familie Thoroczkay lesen. Die Aussicht von dort oben ist atemberaubend. Die Ruine steht unter Denkmalschutz, genauso wie andere Bauten in Colţeşti, wie das ehemalige Franziskaner-Kloster und die römisch-katholische Kirche, beide 1727 von der katholischen Adelsfamilie Thoroczkay gestiftet. Die unitarische Kirche in der Ortschaft wurde etwa Anfang des 18. Jahrhunderts errichtet.
Touristen können sich weiters in die Vălișoarei-Klamm begeben oder auf dem Szeklerberg wandern.
Zurück in Rimetea hat man überhaupt kein Problem, eine passende Unterkunft zu finden. Von insgesamt 300 Häusern verfügen etwa 80 über Zimmer für Besucher. Viele Einwohner haben ihre Häuser in Gaststätten und Pensionen umgewandelt. Alle kombinieren Traditionelles mit Modernem und vermitteln den Touristen die einzigartige Stimmung der Ortschaft. Der Hausarzt Demeter Béla aus Aiud hat schon im Jahr 2000 ein altes Bauernhaus in Rimetea gekauft und es in eine kleine Pension für Dorfbesucher umgewandelt. „Damals war das die erste Pension im Dorf. Nur selten kamen hier Touristen vorbei“, erinnert sich Dr. Demeter. Mittlerweile hat sich die Lage stark geändert. Die Anzahl der Touristen steigt von einem Jahr zum anderen. Über 75 Prozent der Dorfbesucher kommen aus dem Ausland – vor allem aus Ungarn, aber auch aus Frankreich oder Belgien reisen sie an. Demeter Béla hat inzwischen seine Gaststätte ausgebaut und bietet nun in seiner traditionellen szeklerischen Pension acht Zimmer für insgesamt 19 Personen an. Unter der Webseite www.demeterpanzio.ro/ kann man Informationen dazu auf Rumänisch, Ungarisch und Englisch abrufen. Bis zu 90 Prozent der Reisenden kommen aus Ungarn und aus dem übrigen Ausland. Die Gegend hat sich in den letzten 15 Jahren stark touristisch entwickelt. Die große Anzahl an Touristen aus dem Nachbarland Ungarn ist den zahlreichen ungarischen Reiseagenturen zu verdanken, die für diese Ortschaft im Verwaltungskreis Alba werben.