Zu Fuß durch die Klamm der Schnellen Kreisch

Die Höhle von Vadu Crișului birgt interessante Formationen

Ein „Drachenkopf“ ragt aus der Wand – ist das derselbe Drache, dessen „Haus“ als „Casa Zmăului“ am gegenüberliegenden Kreischufer liegt?

Interessante Gesteinsformationen

Die Ketten an den Felsen sind vor allem dann nützlich, wenn der Boden rutschig ist.

Wegmarkierungen

Stalaktiten und Stalagmiten Fotos: Raluca Nelepcu

Im Kreis Bihor, im Nordwesten Rumäniens, kommen Natur- und Wanderfreunde das ganze Jahr über auf ihre Kosten. Dort gibt es jede Menge Wanderwege, die durch Wälder, über Hügel und durch Täler führen und Touristen an den Schönheiten der Natur teilhaben lassen. Das Karstrelief, das typisch für die Klamm der Schnellen Kreisch/Crișul Repede ist, birgt dutzende Höhlen, die man teilweise auch ohne besondere Ausrüstung erkunden kann. Die wohl bekannteste davon ist die Höhle von Vadu Crișului im Pădurea-Craiului-Gebirge, die vom Museum des Kreischgebiets/Muzeul Țării Crișurilor in Großwardein/Oradea verwaltet wird. Die Höhle ist künstlich beleuchtet und darf nur unter Aufsicht eines Höhlenführers besichtigt werden. Sie gilt als eine der wichtigsten touristischen und wissenschaftlichen Attraktionen im Kreis Bihor.

Um zur Vadu-Crișului-Höhle zu gelangen, muss man zuerst die Ortschaft Vadu Cri{ului durchfahren. Die Gemeinde befindet sich zirka 60 Kilometer von Großwardein und knapp über 100 Kilometer von Klausenburg/Cluj-Napoca weit entfernt. Wer mit dem Zug anreist, kann direkt an der Haltestelle „Halta Cabana Peștera“ aussteigen und ist schon am Ziel. Reisende mit dem Pkw müssen jedoch ihr Auto in der Nähe der Brücke am Ausgang der Klamm der Schnellen Kreisch abstellen. Von dort beginnt die entspannende Wanderung zur Höhle. 

Der rot markierte Weg führt durch den Wald entlang der Schnellen Kreisch und ist auch von Wanderern, die nicht besonders sportlich sind, leicht zu bewältigen. Das Naturreservat bietet vor allem im Herbst ein ganz besonderes Farbspektakel. An zwei Orten muss man besonders darauf achten, dass man nicht ausrutscht – zur Hilfe kommen einem die Kettengeländer, die am Fels angebracht sind. Mit dem Fahrrad ist diese Strecke nur teilweise befahrbar. Radfahrer müssen also bedenken, dass sie an mehreren Stellen ihre Räder schleppen müssen. Nach etwa einer halben Stunde ist man schon am Ziel. Um nach dem Höhlenbesuch wieder den Parkplatz zu erreichen, kann man auch entlang der Eisenbahnlinie, die gegenüber der Höhle liegt, wandern – dieser Weg ist deutlich kürzer, doch auch weniger spektakulär. 

Die Vadu-Crișului-Höhle, auch noch als Zichy-Höhle bekannt, befindet sich ungefähr in der Mitte der Klamm der Schnellen Kreisch. Aus ihr entspringt ein Bach, der nach seinem Austritt nach etwa 40 Metern einen sechs Meter hohen Wasserfall bildet, der sich in die Schnelle Kreisch ergießt. Der Bach nennt sich Styx, verrät Höhlenführer Teodor, so wie der Fluss der Unterwelt aus der griechischen Mythologie. In der Höhle sind Stalaktiten und Stalagmiten (von oben herab bzw. von unten empor wachsende Tropfsteine) in verschiedenen Formen und Größen zu bewundern, von denen einige phantasievolle Namen tragen. Man kann beispielsweise das Grab von Mohammed, den Weißen Adler, den Bart des Propheten oder sogar Schneewittchen und die sieben Zwerge unter den Formationen entdecken. Die Hölle mit dem Teufelsauge, aber auch das Paradies können Besucher in der Höhle bestaunen. Von den etwa 1500 Metern der Höhle sind allerdings nur 500 Meter besuchbar. Ein Besuch dauert etwa 30 bis 40 Minuten. Zu empfehlen sind Schuhe mit Profilsohle für einen sicheren Tritt, denn es ist rutschig und nass in der Höhle. An einigen Orten wird der Korridor eng und muss man sogar geduckt gehen, daher wird Menschen mit Platzangst vom Höhlenbesuch abgeraten. 

Die Geschichte dieser Höhle reicht bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts zurück. Entdeckt wurde sie eigentlich zufällig von Karl Handl, einem Naturliebhaber aus der Gegend von Vadu Cri{ului, der in der technischen Abteilung der Eisenbahngesellschaft tätig war. Bei einer seiner Wanderungen bemerkte er, dass sich an der Quelle des Baches, der den Wasserfall bildete, bei niedrigem Wasserstand oberhalb des Wassers im Fels eine Lücke befindet, durch die Fledermäuse fliegen. Ihm wurde sofort klar, dass sich dort eine große Höhle befinden musste. Kurz darauf informierte er Czárán Gyula, der als Vater des Tourismus in den Siebenbürgischen Westkarpaten/Apuseni-Gebirge gilt, über seine Entdeckung. Am 10. November 1903 sprengte er den Felsblock, um den Eingang in die Höhle freizulegen. Czárán Gyula und Karl Handl führten in Begleitung des örtlichen reformierten Pfarrers Veress István, ebenfalls ein Naturliebhaber, die ersten Erkundungen durch, und anschließend wurde die Höhle mit Holzbrücken und Treppen ausgestattet. Die Höhle befand sich auf dem Gelände des Grafen Odon Zichy, der aber nichts dagegen hatte, dass sich auch andere Menschen daran erfreuen. Im Jahr 1905 wurde das Naturdenkmal auch für Besucher geöffnet und Czárán Gyula verfasste zu diesem Anlass den ersten Höhlenführer für Touristen.

Die erste Karte des besuchbaren Teils der Höhle mit Angaben über die Lage der Brücken, Treppen, des Weges und der wichtigsten Formationen wurde 1907 von Monoky Gyula, einem Vermessungsingenieur der Eisenbahngesellschaft, veröffentlicht, heißt es auf der Internetseite des Kreischgebietsmuseums.

Die Erforschung und Kartierung der Höhle wurde im Laufe der Zeit von zahlreichen Forschern wieder aufgenommen, u. a. von Emil Racoviță, dem Gründer des weltweit ersten Instituts für Biospeläologie. Die Forschungen zeigten, dass das Wasser, das in der drei Kilometer entfernten Höhle des Alten Mannes/Peștera Bătrânului verschwindet, in der Vadu-Crișului-Höhle wieder auftaucht, nachdem es einen längeren unterirdischen Weg zurückgelegt hat. Skelettreste des Höhlenbären (Ursus spelaeus), der bis vor 27.000 Jahren lebte, wurden in der Höhle, nicht weit vom Eingang entfernt, in der Seitengalerie entdeckt. Im Jahr 1969 stattete das Museum des Kreischgebiets die Höhle mit Metall- und Betontreppen und -brücken aus und elektrifizierte sie auf einer Länge von 500 Metern. Damit war sie die zweite Höhle in Rumänien, die elektrisch beleuchtet wurde, nach der Frauenhöhle/Peștera Muierii in Baia de Fier, Kreis Gorj. 

In der Höhle herrscht eine konstante Temperatur von zehn Grad Celsius, wobei die Feuchtigkeit bei etwa 80 Prozent liegt. Der regelmäßige Aufenthalt in der Höhle sei gesund, erklärt der Höhlenführer – Menschen mit Allergien hätten hier schon des Öfteren sogenannte Speläotherapien mit einem positiven Einfluss auf das Immunsystem gemacht, informiert er. 

Aus biospeläologischer Sicht ist die Vadu-Crișului-Höhle vor allem wegen ihrer Troglobionten (Lebewesen, die in Höhlen leben), sowohl terrestrische als auch aquatische Arten, von denen einige endemisch sind, bekannt. Gleichzeitig ist sie auch der natürliche Lebensraum zahlreicher Fledermauskolonien, von denen einige Arten auf europäischer Ebene sogar geschützt sind. Im Sommer kann man nur wenige Fledermäuse sichten, doch im Winter halten Tausende von Fledermäusen in der Höhle Winterschlaf. 


Um die Höhle von Vadu Crișului zu besuchen, ist vor allem am Wochenende, wenn sehr viele Touristen kommen, eine Reservierung der Tickets im Internet erwünscht. Unter mtariicrisurilor.ro/pestera-vadu-crisului können Besucher alle notwendigen Informationen finden. Verantwortlich dafür ist die Ortseinwohnerin Doina Pali, die unter Tel. 0742-120940 erreichbar ist und mit der man die genaue Besuchsuhrzeit festlegen kann. Die Höhle ist von Dienstag bis Sonntag zwischen 9 Uhr 17 Uhr geöffnet. Der Höhlenbesuch ist für Gruppen von maximal 40 Menschen möglich. Erwachsene zahlen 20 Lei, Kinder, Schüler, Studierende und Rentner 10 Lei pro Besuch.