Bukarest (ADZ) – Mehr als fünfhundert Mitglieder und Gäste waren gestern der Einladung der Deutsch-Rumänischen Industrie- und Handelskammer gefolgt, und trafen sich im Unirea Saal des Bukarester Parlamentspalastes. Neben Wirtschaftsvertretern waren auch Gäste aus Politik und Diplomatie anwesend.
Nachdem Kammerpräsident Radu Mericã die Geladenen im prunkvollen Haus begrüßte, sprach der deutsche Botschafter in Rumänien, Andreas von Mettenheim. Eindringliche Worte fand danach auch der Hauptredner der Veranstaltung, Klaus Mangold, bis 2010 Vorsitzender des Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft. Unter den Ehrengästen waren auch der Parlamentsabgeordnete Ovidiu Gan] und Unterstaatssekretär Helge Fleischer.
Auch aktuelle politische Themen wurden an diesem Abend im Parlamentspalast nicht ausgespart. Der deutsche Botschafter erklärte, dass Deutschland voll und ganz hinter einem schnellen Beitritt Rumäniens zum Schengen-Raum steht, wenn alle Kriterien erfüllt würden: „auch im Hinblick auf Bulgarien“.
Die zurückgehen den deutschen Direktinvestitionen 2010 könne man, nach seinen Worten, nicht allein mit der schwierigen wirtschaftliche Lage im letzten Jahr begründen. Auch Defizite im rechtlichen und justiziellen Rahmen wären dafür verantwortlich. Er erinnerte auch an die Zusage von Präsident Traian Basescu Außenstände bei deutschen Unternehmen so schnell wie möglich abzubauen. Außerdem mahnte er mehr Transparenz bei öffentlichen Ausschreibungen an, die Botschaft sei von Unternehmen auf Missstände hingewisen worden.
Die teilweise alten Streitfälle könnten womöglich im deutsch-rumänischen Kooperationsrat, der nach langer Zeit in diesem Jahr wieder zusammentrete gelöst werden, erklärte Mettenheim weiter. „Die Reformen sind schwierig aber notwendig“, mit diesen Worten bekräftigte von Mettenheim die deutsche Unterstützung für den Kurs der rumänischen Regierung.
Klaus Mangold errinerte an den schweren Weg den Rumänien auch wirtschaftlich hinter sich habe und warb dafür entschlossen weiterzumachen. Den schnellen Schengenbeitritt Rumäniens und Bulgariens sieht er als Testfall für die europäische Solidargemeinschaft. Das sei im Interesse der deutschen Wirtschaft: „Der Ost-Ausschuss ist für den schnellen Beitritt“. Allerdings äußerte er auch Verständnis für die politische Position der ablehnenden EU-Länder.
„Nutzen sie konsequent die Mittel die Ihnen die EU geradezu aufdrängt!“
Sehr eindringlich forderte Mangold dazu auf, offene Themen abzuarbeiten. So wären geringe Lohnkosten nicht alles, Infrastruktur und Logistik müssten genauso vorangebracht werden. Er forderte auf finanzielle Förderung nicht zu verzichten: „Nutzen sie konsequent die Mittel die Ihnen die EU geradezu aufdrängt!“.
Als weiteren Grund für den Rückgang der deutschen Direktinvestitionen benannte er die überbordende Bürokratie. Außerdem warb er für weniger Steuerlast für die Investoren und Unternehmer im Land.
Durch eine von Mangold bereits Ende letzten Jahres für die zweite Hälfte 2011 angekündigte deutsch-rumänische Wirtschaftskonferenz in Berlin werde Rumänien wieder ins Blickfeld der deutschen Wirtschaft geraten.
In seinem Schlusswort forderte er die Wirtschaftsvertreter und Politiker auf die: „Ärmel hochkrempeln und morgen früh anzufangen.“