Bukarest (ADZ) - Nachdem vor etwa einem Jahr der deutsch-schweizerische Schuhhersteller Rieker seine seit den 1990er betriebene Lugoscher Fabrik geschlossen hat, soll nun ein weiteres deutsches Unternehmen den rumänischen Standort aufgeben: Die nord-rhein-westfälische Ara-Gruppe kündigte unlängst an, am 10. April die Niederlassung in Schomlenmarkt/Șimleu Silvaniei (Kreis Sălaj) zu schließen und bis Anfang Herbst auch den Standort Valea lui Mihai (Kreis Bihor) aufzugeben. Die Schuhproduktion der beiden Werke soll nach Portugal verlegt werden, hieß es bei Ara. In Schomlenmarkt und in Valea lui Mihai beschäftigt Ara etwa 1000 Angestellte, vorwiegend Frauen. Das Arbeitsamt des Kreises Sălaj wurde bereits über die Entlassung aller Arbeitnehmerinnen informiert, in Valea lui Mihai wird gegenwärtig die Hälfte der Belegschaft entlassen, im September soll dann auch die dortige Fabrik geschlossen werden. In beiden Kleinstädten gehört Ara zu den größten Arbeitgebern, anderweitige Beschäftigungsmöglichkeiten gibt es weder im 14.000 Einwohner zählenden Schomlenmarkt, noch in der 9000-Einwohner-Stadt Valea lui Mihai.
Grund für die Werkschließungen seien die gestiegenen Lohnkosten in Rumänien, die die Schuhproduktion unrentabel machen würden. Die sukzessive Anhebung des Mindestbruttolohns zwang das Unternehmen, die Löhne zu erhöhen, sodass das deutsche Mutterunternehmen die Aufträge an die rumänischen Fabriken deutlich kürzen musste, hieß es in Simleu Silvaniei. Rumänien sei kein Billiglohnland mehr, Branchen wie die äußerst kostensensible Textilindustrie seien als erste betroffen.
Wie das Statistikamt mitteilte, sind in Rumänien noch etwa 50.000 Arbeitnehmer in der Textil- und Schuhindustrie beschäftigt, doch die Zahl schrumpfe mittlerweile stark. Vor einem Jahr hatte auch der seinerzeit größte Arbeitgeber des Kreises Arad, die Firma Rosko Textil, die Produktion im Industriepark Arad-Curtici aufgegeben und den rumänischen Standort geschlossen. Die ab Mitte der 1990er Jahre in Temeswar angesiedelten italienischen Schuhhersteller haben spätestens während der Wirtschaftskrise von vor 10 Jahren ihre Niederlassungen geschlossen.