Bukarest (ADZ/dpa) - Im vergangenen Jahr ist aufgrund der Corona-Krise sowie des Lockdowns im Frühjahr der Außenhandel Rumäniens spürbar zurückgegangen. Da die Ausfuhren von Waren stärker gesunken sind als die Einfuhren, haben sich Handels- und Leistungsbilanzdefizit erhöht.
Entsprechend kürzlich vom Nationalen Statistikamt (INS) veröffentlichten Daten sind Rumäniens Exporte 2020 gegenüber 2019 um 9,9 Prozent auf 62,175 Milliarden Euro gesunken, während die Importe 6,6 Prozent bis auf 80,562 Mrd. Euro eingebüßt haben. Das Defizit im Außenhandel hat sich um 1,088 Mrd. Euro auf 18,387 Mrd. Euro erhöht. Den Daten ist weiter zu entnehmen, dass der stärkste Einbruch während des Lockdowns im Frühjahr stattgefunden hat. In den Sommermonaten ist bereits eine Erholung eingetreten, die sich auch im Herbst fortgesetzt hat. Im November und Dezember 2020 lag das Handelsvolumen bereits wieder über den Werten der entsprechenden Monate im Vorjahr.
Der Handel mit Deutschland, Rumäniens wichtigstem Handelspartner, hat 2020 ebenfalls deutlich abgenommen. Wie aus einer Anfang dieser Woche veröffentlichten Mitteilung der Deutsch-Rumänischen Industrie- und Handelskammer (AHK Rumänien), die sich auf aktuelle Zahlen des Statistischen Bundesamtes (Destatis) beruft, hervorgeht, ist das Handelsvolumen zwischen Deutschland und Rumänien aufgrund der Corona-Krise um 10 Prozent stark zurückgegangen. Insgesamt beliefen sich die Importe Rumäniens aus Deutschland im Vorjahr auf 15,8 Mrd. Euro (minus 5,9 Prozent), die Exporte erreichten den Wert von 13,5 Mrd. Euro, um 14,4 Prozent weniger als 2019. Mit einem bilateralen Handelsvolumen von 29,3 Mrd. Euro im Jahr 2020 liegt Rumänien trotz Rückgang auf Platz 19 der deutschen Handelspartner, so die vorläufigen Ergebnisse.
Laut AHK begann nach einem sehr deutlichen Einbruch der Handelszahlen im April und Mai im September eine spürbare Erholung, die bis zum Jahresende anhielt. Auch wenn die zweite Jahreshälfte wegen der Restriktionen aufgrund der Corona-Pandemie noch viel Unsicherheit mit sich brachte, habe sich der bilaterale Außenhandel besser als erwartet erholt. „Wir sind zuversichtlich, dass sich die gute Erholung der Handelsbeziehungen in der zweiten Jahreshälfte 2020 auch in 2021 fortsetzen wird. Vieles hängt aber weiterhin von der Pandemie-Lage ab. Mit Sorgen für den Warenverkehr und somit für die Lieferketten beobachten wir Maßnahmen zu Grenzschließungen wie z. B. zur Tschechischen Republik“, so Sebastian Metz, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied der AHK Rumänien.
Deutschlands Handel mit Osteuropa geschrumpft
Deutschlands Osteuropahandel ist im vergangenen Jahr infolge der Corona-Krise allgemein deutlich gesunken. Wie der Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft vergangene Woche mitteilte, ging der Handel mit Mittel- und Ost-europa um fast 39 Milliarden Euro oder 8,4 Prozent auf rund 423 Milliarden Euro zurück. Dabei sanken die deutschen Ausfuhren um 7,2 Prozent auf 214 Milliarden Euro, die Importe aus der Region um 9,6 Prozent auf 208 Milliarden Euro. Gegen Jahresende habe der deutsche Außenhandel mit Mittel- und Osteuropa aber starke Erholungstendenzen gezeigt, hieß es. Ausgewertet wurden Zahlen des Statistischen Bundesamtes.
Die Erholung gegen Jahresende sei insbesondere auf die EU-Mitglieder Polen, Tschechien und Ungarn zurückzuführen. „Zu diesem Erfolg haben die vielen deutschen Investitionen in Produktionsstandorte in der Region beigetragen, die längst fester Bestandteil der Wertschöpfungsketten der deutschen Industrie sind und deren Wettbewerbsfähigkeit stärken“, so der Vorsitzende des Ost-Ausschusses, Oliver Hermes. „Dieser enge Produktionsverbund hilft uns jetzt bei der Bewältigung der Corona-Krise und sichert Arbeitsplätze in Deutschland.“
Beim Osthandel konnte nach Angaben des Verbandes 2020 Polen seine Position als mit Abstand größter Handelspartner Deutschlands unter den 29 Partnerländern des Ost-Ausschusses ausbauen. Der deutsch-polnische Handel sank demnach nur um 0,5 Prozent auf 123 Milliarden Euro. Stärkere Rückgänge seien dagegen im Handel mit Tschechien und vor allem mit Russland zu verzeichnen.
Defizit in der Leistungsbilanz Rumäniens erhöht
Laut der Rumänischen Nationalbank (BNR) hat sich auch das Leistungsbilanzdefizit des Landes 2020 vergrößert. In die Leistungsbilanz fließt sämtlicher Austausch mit anderen Ländern ein, neben dem Warenhandel auch Dienstleistungen, Erwerbs- und Vermögenseinkommen sowie laufende Übertragungen.
Der Fehlbetrag in der Leistungsbilanz ist um knapp eine halbe Milliarde Euro auf 10,983 Mrd. Euro gestiegen. Das Defizit im Warenaustausch – mit minus 18,79 Mrd. Euro (2019: minus 17,42 Mrd. Euro) liegt eine leichte Abweichung gegenüber den INS-Daten vor – wurde hierbei zum Teil vom Überschuss in der Dienstleistungsbilanz ausgeglichen – plus 9,63 Mrd. Euro (2019: 8,65 Mrd. Euro). Das Defizit in der Teilbilanz zu Tourismus ist um rund 800 Mio. Euro auf minus 1,38 Mrd. Euro zurückgegangen, was hauptsächlich auf niedrigere Ausgaben der Bevölkerung für Auslandsreisen zurückzuführen ist.
Das Defizit in der Bilanz der Erwerbs- und Vermögenseinkommen (auch Primäreinkommen bzw. Einkommen u. a. aus Investitionen, Finanzaktiva, Steuern und Subventionen) ist um rund 600 Mio. Euro auf ein Minus von 3,85 Mrd. Euro gestiegen. Der Überschuss in der Bilanz für laufende Übertragungen (auch Sekundäreinkommen bzw. private Transfers wie Heimatüberweisungen und Transfers der öffentlichen Verwaltung) hat 2020 um etwa 500 Mio. Euro auf 2,02 Mrd. Euro zugelegt.
Die gesamte Außenverschuldung Rumäniens stieg im vergangen Jahr von 109,783 Mrd. Euro auf 125,452 Mrd. Euro.