Was wie eine weitere Verlustwoche angefangen hatte, entpuppte sich im Laufe der Handelstage als eine gute Woche für die Bukarester Wertpapierbörse BVB. Allerdings schloss sich die Börse in Bukarest den ausländischen Börsen an, die gegen Ende der Woche die Beschlüsse des EU-Gipfels eilig mit Kursfeuerwerken feierten. Für den Bukarester Handelsplatz hingegen klingen die internen Eckdaten nicht so rosig.
Indizes und Aktien
Der Handel wurde durch das Übernahmeangebot des Schweizer Rohstoffhandelskonzerns Ameropa für den Düngemittelhersteller Azomureş (AZO, 2,08 Lei) wachgerüttelt. Umgerechnet 54 Millionen Euro ließen sich die Schweizer die im Markt befindlichen 20,6 Prozent an Azomures kosten. Damit kontrollieren die neuen Eigentümer über 95 Prozent am Düngemittelhersteller und dürften das Unternehmen nun von der Börse nehmen. Für den Börsenbetreiber ist dies ein harter Schlag, AZO-Aktien waren unter den wichtigsten und neue Börsengänge sind vorerst nicht in Sicht.
Der Handel mit AZO-Aktien am vergangenen Dienstag bescherte den kleinen Aktionären einen wahren Geldsegen. Wer AZO-Papiere vor einem Jahr gekauft hat, konnte sie nun zum dreifachen Preis wieder abstoßen. Wenn man das Übernahmeangebot nicht berücksichtigt, so ist der durchschnittliche Tagesumsatz im Vergleich zur Vorwoche noch einmal um 7 Prozent auf umgerechnet 5,2 Millionen Euro zurückgegangen.
Der Markt konnte die anfänglichen Verluste im Laufe der Woche wieder auffangen und den Trend zumindest für die Handelswoche umkehren. So schloss der Hauptindex BET-C mit einem leichten Plus von 0,6 Prozent. Am besten aber schnitt der Finanzwerte-Index BET-FI ab, mit einem Wochenplus von 1,7 Prozent und einer Rückkehr über die 20.000-Punkte-Marke. Gestützt wurde diese Performance durch den Investmentfonds Proprietatea (FP, 0,4684 Lei), der wiederum vom Angebot von Ameropa profitierte. Für seine 11,1-prozentige Beteiligung an Azomureş kassierte FP 29 Millionen Euro, das verbessert die Bilanzen des an der Börse sonst nicht erfolgsverwöhnten Fonds. Vier der im BET-FI enthaltenen Investmentgesellschaften SIF konnten ebenfalls mit guten Wochengewinnen aufwarten.
Eine Ausnahme vom guten Abschneiden der Indizes machte in der vergangenen Woche der Energiewerte-Index BET-NG. Obwohl die meisten hierin enthaltenen Aktien im Plus schlossen, musste der Index auf Wochensicht einen Verlust von 0,4 Prozent verkraften. Hier macht sich die Nervosität der Anleger bemerkbar. Fünfzehn Prozent am Erdgasversorger Transgaz (TGN, 194,95 Lei) sollten noch zum Monatsende über die Börse verkauft werden, der Termin wurde nicht eingehalten. Die Ratingagentur Standard & Poor's hatte vor zwei Wochen die Aussichten von „stabil“ auf „negativ“ herabgestuft. Dabei macht nicht nur der verpatzte Verkauf Sorgen, auch in der nicht voraussehbaren Dividendenpolitik der Regierung sehen die Analysten hohe Risiken.
Ausblick
Der Börsenbetreiber BVB will Investmentfonds entgegenkommen und rief dafür einen neuen Index ins Leben. Der Bucharest Exchange Trading Benchmark Index (BET-BK) wird die 25 meist gehandelten Emittenten umfassen, einschließlich sogenannter Blue Chips und SIF-Gesellschaften. Im Gegensatz zum bereits bestehenden BET-XT soll der neue Index auch ausländische Aktien umfassen. BVB nannte hier die Aktien der Erste Bank AG. Ob der neue Index über die durch den Mangel an Neuzugängen entstandene Durststrecke hinweg helfen wird, bleibt dahingestellt. Der neue Index wird ab dem 3. Juli gehandelt.
Rasdaq
Ein Sonderdeal mit den Aktien des Versicherers Asigurare Reasigurare Astra SA (ATRA, 7,98 Le) am Freitag vergangener Woche – vor der Vollversammlung am vergangenen Montag, rüttelte den Tagesumsatz kräftig durch. Ansonsten war es eine durchaus ruhige Woche für den Sekundärmarkt Rasdaq. Dessen Hauptindex Rasdaq-C litt unter dem allgemeinen Mangel an Interesse und verlor 2,4 Prozent auf Wochensicht. Nur am letzten Handelstag konnte er noch leicht aufholen (plus 0,7 Prozent).
Devisen
Nach der Entscheidung der rumänischen Notenbank BNR, den Leitzins unverändert zu belassen, und den Entschlüssen beim EU-Gipfel in Brüssel, lockerte sich der Druck auf die Landeswährung beträchtlich. Der Euro fiel auf Wochensicht um 0,3 Prozent und damit wieder unter die 4,45-Lei-Grenze. Der US-Dollar verlor 0,6 Prozent zum Leu und kostete am gestrigen Montag 3,536 Lei.
Anregungen, Fragen, Kritik? Schreiben Sie dem Autor: kleininger@adz.ro
Die hier dargestellten Angaben und Mitteilungen sind ausschließlich zur Information bestimmt. Sie stellen keine Rechts- oder Anlageberatung dar. Keine der hier enthaltenen Informationen begründet in keinem Land und gegenüber keiner Person eine Aufforderung, ein Angebot oder eine Empfehlung zum Kauf oder Verkauf von Finanzinstrumenten. Der Autor haftet nicht für Schäden aufgrund von Handlungen, die ausgehend von der Benutzung der hier dargestellten Mitteilungen entstehen können. Alle Werte entstammen der letzten vor Redaktionsschluss abgeschlossenen Handelssitzung.