Börse verarbeitet Regierungswechsel vorerst gut, Zukunft ist unsicher

Ein Rückblick auf den Handel an der Bukarester Wertpapierbörse

Foto: sxc.hu

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Die Börse in Bukarest (BVB) verkraftete den Sturz des Kabinetts Ungureanu recht gut und setzte den in der Vorwoche einsetzenden Aufwärtstrend fort. Vermutlich wirkte sich die Geschwindigkeit, mit welcher der Regierungswechsel vollzogen wurde, positiv aus. Allerdings verlangsamte sich das Wachstum, wie an der Performance des Hauptindex BET-C abzulesen war. Dieser stieg in der vergangenen Woche nur noch um 0,47 Prozent, nachdem er in der Woche zuvor noch 0,61 Prozent zugelegt hatte. Und am letzten Handelstag schloss die Börse leicht im Minus, was unter Umständen einen neuen Abwärtstrend einläuten könnte. Die Nachrichten für diese Handelswoche sind nämlich nicht so gut. Der Wahlausgang in Griechenland und Frankreich setzt den Euro wieder stark unter Druck und auch das Wirtschaftsprogramm der neuen Regierung überzeugt nicht so ganz in wesentlichen Punkten.

Indizes und Aktien

Der Handel aber nahm besonders gegen Ende der Handelswoche richtig Fahrt auf, der durchschnittliche Tagesumsatz lag mit umgerechnet 21 Millionen Euro fast dreimal so hoch wie in der Vorwoche. „Schuld“ daran waren Deals mit Aktien des Ausgleichsfonds „Proprietatea“ (FP, 0,557 Lei). Dabei wurden 2,59 Prozent an FP allein am vergangenen Freitag gehandelt, was den Umsatz auf ein 12-Monats-Hoch von umgerechnet 47,7 Millionen Euro hochschnellen ließ. Zuletzt war im Februar 2011 ein höherer Umsatz registriert worden, als die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung ihre Anteile an der Société-Générale-Tochter BRD verkauft hat. FP-Aktien standen übrigens auch am Donnerstag zuvor im Fokus des Handels, der Besitzerwechsel dieser Papiere machte 75 Prozent des Tagesumsatzes aus. Insgesamt legten FP-Aktien nur 0,3 Prozent zu auf Wochensicht. Das uneinheitliche Abschließen der SIF-Papiere hingegen bescherte dem Finanzwerte-Index BET-FI einen Wochenzuwachs von nur 0,02 Prozent.

Etwas besser schnitt der ROTX-Index ab, mit einem Wochenplus von 0,47 Prozent. Hier konnten vor allem die Aktien des Börsenbetreibers (BVB, 33 Lei) und die der Banca Transilvania (TLV, 1,27 Lei) helfen. Sie legten beide mehr als 2,5 Prozent zu auf Wochensicht. BVB-Aktien profitierten von einem guten ersten Quartal und TLV-Aktien vom Rücktritt des zu einer Haftstrafe verurteilten Gründers der Bank (ADZ berichtete).

Ausblick

Wie sich am Handel der letzten zwei Tage der vergangenen Woche ablesen lässt, hat an der BVB wohl eine Wartehaltung eingesetzt. Zum einen ist sie bedingt durch die um den Feiertag zum 1. Mai und dem Montag zuvor, der als Brückentag verwendet wurde. Andererseits lautet eine Börsenweisheit „sell in May and go away“ – was so viel bedeutet wie, dass traditionell im Mai, nach Abschluss der Berichts- und Dividendensaison, Anleger ihre Portfolios möglichst gewinnbringend abbauen. Nicht zuletzt werden politische – externe wie interne – Einflüsse auf die Börse einwirken. Mittelfristig bleibt abzuwarten, wie die internationalen Märkte die Wahlen in Griechenland und Frankreich verdauen – was sich auch auf den Bukarester Markt auswirken wird – und wie die BVB den Machtwechsel in Bukarest verarbeitet. Daher ist ein leichter Rückgang der Börse in der nächsten Zukunft nicht auszuschließen.

Rasdaq

Aufgrund eines sehr schwachen Umsatzes am Sekundärmarkt Rasdaq fiel der Hauptindex in der vergangenen Woche um 1,67 Prozent. Das war zwar nicht ganz so viel wie in der Woche zuvor, dennoch näherte sich der Hauptindex Rasdaq-C somit gefährlich der 1500-Punkte-Grenze. Der durchschnittliche Tagesumsatz war im Vergleich zur Vorwoche auf fast ein Drittel gefallen.

Devisen

Der Druck auf den rumänischen Leu nahm in der vergangenen Woche kräftig zu, vor dem Hintergrund des politischen Machtwechsels. Medienberichten zufolge musste die Notenbank BNR massiv intervenieren, um die Landeswährung zu stützen. Diese verlor im Verhältnis zum Euro zwar nur 0,67 Prozent auf Wochensicht, doch galt es eine wichtige psychologische Marke nicht allzu weit zu überschreiten: 4,4 Lei. Am vergangenen Montag kostete ein Euro 4,4044 Lei. Gegenüber dem US-Dollar verlor der Leu etwas mehr Boden, auch aufgrund eines schwächeren Euro an den internationalen Märkten. Der Leu beendete die vergangene Woche gut über der 3,35-Lei-Grenze, mit einem Wochenplus von 1,36 Prozent bei 3,3525 Lei/US-Dollar.


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