Nach einem guten Start ins neue Börsenjahr erlebte die Bukarester Wertpapierbörse eine leichte Korrektur, bedingt durch die Kursrückgänge der sogenannten Blue Chips wie den Bank-Aktien. BRD (BRD, 11,32 Lei, ISIN ROBRDBACNOR2), Banca Transilvania (TLV, 2,265 Lei, ISIN ROTLVAACNOR1) und die Erste Bank (EBS, 129,5 Lei, ISIN AT0000652011) mussten allesamt Verluste hinnehmen. Prominente Verlierer der Börse in der vergangenen Woche waren noch die Finanzwerte SIF1, SIF3, SIF4 und SIF5 sowie die Energie-Aktien OMV Petrom (SNP, 0,28 Lei, ISIN ROSNPPACNOR9), Electrica (EL, 13,22 Lei, ISIN ROELECACNOR5) und Romgaz (SNG, 25,1 Lei, ISIN ROSNGNACNOR3). Der Umsatz zog in der vergangenen Handelswoche kräftig an. Mit Aktien setzten die Makler insgesamt 201,7 Millionen Lei (44,9 Mio. Euro) am Parkett um. Das waren über 41 Prozent mehr als in der Vorwoche und ein Tagesdurchschnitt von umgerechnet fast 9 Mio. Euro. Die Marktkapitalisierung ging jedoch um 1,7 Prozent zurück, ebenso wie sämtliche Indizes, die im Durchschnitt um ein Prozent zurückfielen.
Erwartungen schrauben BVB-Aktien hoch
Dennoch wollen wir die positiven Highlights an der rumänischen Börse hervorheben. Rumäniens derzeit wertvollstes Unternehmen, der Stromerzeuger Hidroelectrica, mit einem Marktwert von 3 Milliarden Euro, hat das vergangene Jahr mit einem Bruttogewinn von 1,5 Mrd. Lei (333,6 Mio. Euro) abgeschlossen. Allerdings lagen die Erträge hinter denen des Vorjahres. Dennoch beflügelte der historische Gewinn des noch nicht gelisteten Unternehmens anscheinend die Aktien des Börsenbetreibers BVB (BVB, 30 Lei, ISIN ROBVBAACNOR0), die in der vergangenen Woche 2,4 Prozent zulegten. Anleger erwarten in diesem Jahr den Börsengang des 2016 erneut aus der Insolvenz herausgetretenen Unternehmens Hidroelectrica, was die BVB-Aktien aufwerten würde. Für den Kurszuwachs der BVB-Aktien sprechen auch höhere Erträge aus den höheren Umsätzen im vergangenen Börsenjahr. Von dem erwarteten Börsengang würde auch der Fonds Proprietatea (FP, 0,834 Lei, ISIN ROFPTAACNOR5) profitieren. FP ist an Hidroelectrica beteiligt, ein Börsengang würde die Beteiligung mittelfristig aufwerten. Kurzfristig jedoch profitiert FP unter anderem von einem laufenden Aktienrückkauf-Programm und vom kalten Winter. Die hohe Nachfrage nach Streusalz dürfte sich positiv auf die Bilanz des einzigen Erzeugers im Land, der Monopolist Salrom, auswirken. FP ist mit 49 am rumänischen Salzerzeuger beteiligt.
Wer noch vom harten Winter profitiert
Der Erdgaserzeuger Romgaz (SNG, 25,1 Lei, ISIN ROSNGNACNOR3) dürfte auch vom harten Wintereinbruch profitieren. Das Unternehmen registrierte eine rekordverdächtige Nachfrage und gab in der vergangenen Woche den Abschluss dreier Lieferverträge mit dem Wärmeerzeuger der Hauptstadt Bukarest über 290 Mio. Lei bekannt. Ob das die Bilanzen des Erzeugers nachhaltig verbessert, muss sich noch zeigen. Vorerst mussten die Aktien jedoch ein Wochenminus von 1,7 Prozent hinnehmen.
Schnäppchen am Horizont?
Ein Emittent, dem die vergangene Handelswoche nicht sehr geschmeckt haben dürfte, ist der Kabelhersteller Romcab (MCAB, 6,28 Lei, ISIN ROMCABACNOR7). Das Unternehmen hat seinen prominentesten Aktionär verloren: die US-amerikanische Investmentbank Morgan Stanley trennte sich von ihrem Restanteil von 4,8 Prozent am rumänischen Betrieb. Dafür soll die Bank 2,8 Mio. Lei erhalten haben. Morgan Stanley beteiligte sich 2007 mit etwa 12 Mio. Lei für einen Anteil von 22,9 Prozent an Romcab. Das rumänische Unternehmen will sich davon nicht abschrecken lassen. Die Geschäftsführung plant eine Anleihenemission über 200 Mio. Euro. Die Unternehmensanleihe soll, nach entsprechender Beschlussfassung durch die Aktionäre Ende Januar, in Irland auf den Markt gebracht werden. Geplant ist eine Laufzeit zwischen 3 und 10 Jahren und eine Jahresrendite von maximal 9,99 Prozent. Der aktuelle Aktienkurs litt unter dem Exit der amerikanischen Bank, verlor auf Wochensicht 14,5 Prozent und dürfte daher als günstig eingestuft werden.
Devisen
Nachdem der rumänische Leu durch die politischen Querelen Ende vergangenen Jahres unter Druck geraten war, scheint diese nun für die Landeswährung nachzugeben. Auf Wochensicht konnte sich der Leu nämlich erholen, nachdem sich der Trubel um ein vermeintliches Haushaltsloch von 10 Mrd. Lei gelegt hat. Euro und US-Dollar gaben in der vergangenen Woche beständig nach, wobei die US-amerikanische Leitwährung sich noch zweimal aufbäumte. Immerhin konnte der Euro unter die 4,5-Lei-Marke gedrückt werden, während sich der US-Dollar weiter von der 4,3-Lei-Marke entfernte. Am vergangenen Montag kostete ein Euro 4,492 Lei und ein US-Dollar 4,2204 Lei.
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