Bukarest (ADZ) - Einer von fünf Rumänen ist trotz einer Vollzeitstelle wegen zu niedrigen Erwerbseinkommen von Armut betroffen. Entsprechend einer Mitteilung des Gewerkschaftsbündnis Cartel Alfa zum Internationalen Tag für die Beseitigung der Armut am 17. Oktober sind außerdem drei Viertel der von Erwerbsarmut betroffenen Personen seit mindestens drei Jahren in dieser Situation. Cartel Alfa hebt hierfür mehrere Gründe hervor. Einerseits würde das Steuersystem Kapitaleinkommen zum Nachteil von Angestellten und kleinen Beitragszahlern begünstigen. Andrerseits hat das 2011 geänderte Arbeitsgesetz Tarifverhandlungen – ein Instrument zur gerechteren Verteilung der Arbeitsergebnisse – praktisch beseitigt, so das Gewerkschaftsbündnis.
Der Nationale Kollektivvertrag wurde selbst gegen den Widerstand einheimischer Arbeitgeberverbände von der damaligen Regierung einseitig abgeschafft, während der Abschluss sektorieller Tarifverträge derart erschwert wurde, dass in den vergangenen fünf Jahren kein einziger derartiger Vertrag abgeschlossen wurde. Die Lohnquote am Bruttoinlandsprodukt (BIP) – eine Kennzahl für den Anteil der Arbeitnehmerentgelte am Volkseinkommen – liegt Cartel Alfa zufolge bei lediglich 40 Prozent, während diese in den meisten EU-Ländern bei rund 60 Prozent liegt. Armutsniveau und soziale Ausgrenzung sind im EU-Vergleich in Rumänien besonders hoch. Ein Drittel der Bevölkerung muss ernsthafte materielle Entbehrungen in Kauf nehmen. Weiterhin gibt es Kinder die noch nie in der Schule waren oder ganze Gemeinschaften die keinen Zugang zu Gesundheitsversorgung haben, so das Gewerkschaftsbündnis.