Das Jahr 2013 war tatsächlich ein gutes Jahr für den rumänischen Aktienhandel. Gut war es nicht allein wegen der zwei Börsengänge, die in diesem Jahr stattgefunden haben – den ersten Listungen in 5 Jahren. Dabei war der Börsengang des Kernkraftwerk-Betreibers Nuclearelectrica (SNN, 11,22 Lei, ISIN ROSNNEACNOR8) im September wirtschaftlich gar nicht notwendig und jener des Erdgasversorgers Romgaz (SNG, 34,19 Lei, ISIN ROSNGNACNOR3) war ein wörtlich halber Erfolg – von den ursprünglich als Erlös geplanten über 600 Millionen Euro wurden die 15 Prozent an Romgaz für nur 390 Millionen Euro verkauft. Auch die Zweitplatzierung von Transelectrica-Aktien (TEL, 15,3 Lei, ISIN ROTSELACNOR9) im März konnte nur deswegen als erfolgreich eingestuft werden, weil alle Aktien verkauft werden konnten.
Gut war das Börsenjahr auch wegen der weniger erfreulichen Episoden, die sich auf und neben dem Parkett abgespielt haben. Dem gefloppten Börsengang des Baustoff-Herstellers AdePlast ist auch etwas Gutes abzugewinnen. Es war das Wagnis eines privaten Investors – alle übrigen Emittenten (Transelectrica, Nuclearelectrica und Romgaz) waren staatliche Unternehmen – das allerdings nicht genug gebührende Aufmerksamkeit auf dem Parkett fand. Ein wenig hatte Firmengründer und Eigentümer Marcel Bărbuţ auch recht, als er der rumänischen Börse mangelnde Bereitschaft vorwarf. Das geplante IPO von AdePlast erfreute sich gerade einmal eines winzigen Bruchteils des Werbeaufwandes, den die Listungen staatlicher Beteiligungen genossen hatten.
Auch der Aktienklau im Fall Mihăescu hat sein Gutes, ebenso wie der jüngste Fall, in dem mehrere Dutzend Anleger, die ihre Portfolios bei der Maklerfirma Harinvest führten, plötzlich leergefegte Konten vorfanden. Im ersten Fall entstand ein Schaden von 0,2 Millionen Euro, im Letzteren 1,6 Millionen Euro. Die beiden Fälle – so bedauerlich sie auch sein mögen – deckten die Schwachpunkte des Systems auf und dürften das Thema Sicherheit in den Mittelpunkt gerückt haben.
Die Börsenindizes und ihre Entwicklungen
Die Entwicklung der Indizes reflektiert das gute Börsenjahr. Ein direkter Vergleich mit den Anfangswerten ergibt, dass sich viel getan hat auf dem Parkett, was die Kurse der Indizes betrifft. Tatsächlich hat der Hauptindex BET auf Jahressicht 16,8 Prozent zugelegt. Der Index, der alle gehandelten Aktien umfasst, BET-C, legte im Vergleich zum Januar 12,4 Prozent zu. Am besten traf es der ROTX-Index, der einen Kurszuwachs von 15,8 Prozent verzeichnete, während der Finanzwerte-Index BET-FI fast gleichauf mit einem Plus von 15,07 Prozent schloss. Die „Schwemme“ an Energie-Aktien (Transelectrica, Nuclearelectrica und Romgaz sind alles Unternehmen aus dem Energiebereich) machte sich in der Entwicklung des BET-NG bemerkbar: Der legte nur 0,38 Prozent zu. Andererseits stieg durch die Neuzugänge die Kapitalisierung des Marktes, das heißt, der Gesamtmarktwert aller an der BVB gehandelten Aktien. War der Markt im Januar 2013 noch bei einem Wert von 23,15 Milliarden Euro gestartet, so endete der Handel im Dezember bei einem Gesamtwert von umgerechnet 29,46 Milliarden Euro. In Lei ausgedrückt betrug der Zuwachs der Marktkapitalisierung 30,16 Prozent.
Ausblick 2014
Die aktuelle Niedrigzinsperiode begünstigt Aktienanlagen. Derweil liegt der Leitzins der rumänischen Notenbank bei vier Prozent. Kein Wunder, bei einer Inflation von zuletzt 1,88 Prozent, wie sie im vergangenen November für dieses Jahr neu festgelegt wurde. Vor diesem Hintergrund winken manche Emittenten an der Bukarester Wertpapierbörse mit satten Renditen. Dabei ist es eigentlich kaum möglich, genau die Emittenten zu identifizieren, die die höchsten Renditen zahlen werden. Eine Entscheidungshilfe bietet die Historie eines jeden Emittenten. Und die zeigt, dass die Investmentgesellschaften SIF in den vergangenen zwei Jahren die höchsten Dividenden ausbezahlt haben. So zum Beispiel zahlten SIF Moldova (SIF2, 1,465 Lei, ISIN ROSIFBACNOR0) und SIF Transilvania (SIF3, 0,665 Lei, ISIN ROSIFCACNOR8) jeweils etwa 90 Prozent des Gewinns als Dividenden aus.
Aufgrund der Geschäftsentwicklung allein dieser beiden SIF-Gesellschaften in den ersten neun Monaten dieses Jahres dürften die Renditen zwischen zwölf und fast 28 Prozent liegen. Ähnlich verhält es sich auch mit SIF Muntenia (SIF4, 0,878 Lei, ISIN ROSIFDACNOR6) und SIF Oltenia (SIF5, 0,878 Lei, ISIN ROSIFDACNOR6), die im Vorjahr etwa 85 Prozent der Gewinne ausgeschüttet haben. Bei gleichbleibender Ausschüttung dürften die Aktien in 2014 eine Rendite zwischen zehn und 14 Prozent einbringen.
Interessant für mittelfristige Anlagen dürften weiterhin die Aktien des Fonds Proprietatea (FP, 0,835 Lei, ISIN ROFPTAACNOR5) sein. Der Druck des wichtigen Aktionärs Elliot (15,8 Prozent), den Fonds abzuwickeln und die Erlöse in Form von Dividenden auszuschütten, dürfte in nächster Zukunft den Aktienpreis in die Höhe treiben. Außerdem sind da noch die Neuzugänge Nuclearelectrica (SNN, 11,22 Lei, ISIN ROSNNEACNOR8) und Romgaz (SNG, 34,19 Lei, ISIN ROSNGNACNOR3), die zumindest als Monopolisten gute Zahlen vorlegen dürften. Gut bedient werden wohl die Halter von BVB-Aktien (BVB, 31,66 Lei, ISIN ROBVBAACNOR0) sein. Das umsatzstarke Börsenjahr mit den hochwertigen Börsengängen dürfte sich äußerst positiv auf die Ertragslage des Börsenbetreibers auswirken.
Ein Risiko besteht noch in der kurzfristigen Wirtschaftspolitik. Die jüngsten Entwicklungen in der Steuerpolitik haben gezeigt, dass der Staat immer neue Einnahmequellen sucht. Da einige schwergewichtige börsennotierten Unternehmen zumindest zum Teil noch dem Staat gehören, könnten sich regulatorische Maßnahmen negativ auf die Dividendenausschüttung auswirken.