Reschitza - Die Hoffnung, die man in Reschitza an die wirtschaftliche Sanierung des Energiegiganten Hidroelectrica knüpfte, hat sich bislang nicht erfüllt. Im Gegenteil, statt wie angekündigt auf eine Verschmelzung der beiden Unternehmen aus derselben Branche hinzusteuern, musste die Leitung des Reschitzaer Maschinenbauwerks UCMR jetzt über 900 Arbeitnehmer in den Zwangsurlaub (rum: Şomaj tehnic) schicken. Vorerst bis Ende September haben sie keine Arbeit und bleiben zu Hause mit einer 75-prozentigen Lohnfortzahlung, heißt es. Die Maßnahme trat Montag in Kraft, nachdem Hidroelectrica vergangene Woche den einzigen rumänischen Dienstleister im Bereich Bau, Reparatur und Instandhaltung von Wasserkraftwerkanlagen verständigt hatte, dass man noch Zeit brauche, bevor man planungswirksame Entscheidungen treffen kann, die auch andere Unternehmen betreffen.
Jivomir Tovladiaţ, der Vorsitzende des Gewerkschaftsbunds CNSLR „Frăţia“, zu dem die Gewerkschaft des Maschinenbauwerks gehört (deren Vorsitzender Tovladiaţ früher war), erklärte den Medien: „Den 900 nach Hause geschickten Arbeitnehmern konnte als provisorischer Zeithorizont Ende September mitgegeben werden, doch hängt der Termin kaum vom Willen der Leitung von UCMR ab. Die erwarteten Großaufträge vergibt Hidroelectrica. Dass die UCMR-Leute unzufrieden sind, ist normal, denn ihre Einkommen werden für eine beträchtliche Zeit und mit unbekanntem Ende verringert. Trotzdem geht es ihnen immer noch besser als jenen Arbeitnehmern ähnlicher Unternehmen, die arbeiten und monatelang keinen Lohn für ihre Arbeit zu sehen bekommen.“
Gewerkschaftschef Tovladiaţ gab zu, dass seit der Sanierung von Hidroelectrica weder auf Gewerkschafts- noch auf Politikebene das Gespräch über die Gründung eines Service-Holding für hydroelektrische Anlagen angesprochen wurde, von der während der Insolvenz von Hidroelectrica immer wieder geredet wurde und die auch der Insolvenzverwalter von Hidroelectrica, Remus Borza, während seiner Werbetournee für Unterstützung gegen seine beabsichtigte Absetzung in Reschitza im Februar 2013 angesprochen hatte: die „mögliche und logische Fusion“ von Hidroserv, dem Instandhaltungs- und Reparaturunternehmen von Hidroelectrica, mit UCMR, dem Unternehmen für Reparaturen, Instandhaltung und den Bau hydroelektrischer Anlagen.
Allerdings bleibt im Falle UCMR noch die Frage des Schuldenbergs, auf welchem die Schweizer Käufer von der Inet AG das Werk sitzenließen und der nur noch durch nachsichtiges Eingreifen des Staates abgebaut werden kann. Fakt ist aber, dass eine mögliche – und in solchen Situationen in Rumänien oft praktizierte – „Umwandlung“ der Unternehmensschulden gegenüber dem Staat in Aktien zugunsten des Staates, des Gläubigers, zu einer Wiederverstaatlichung von UCMR führen würde, weil der Staat durch die Schuldentransformation plötzlich wieder die Aktienmehrheit bei UCMR besäße. Die Schulden von UCMR gegenüber den diversen Institutionen des Staats überschreiten die Einnahmen eines guten Produktionsjahres. Die Haltung des CNSLR-Frăţia-Chefs Jivomir Tovladiaţ ist dem gegenüber überraschend ungerührt: „Wir müssen so lange überleben, bis Hidroelectrica sich wieder gefangen hat. In den kommenden Wochen müssen wir nun zahlreiche Wege nach Bukarest auf uns nehmen, um mit dem neuen Chef von Hidroelectrica unsere Lage zu besprechen. Da dieser sehr wohl weiß, dass seine Aktivitäten das ganze kommende Jahr über mit der Goldwaage abgewogen werden, dass er also unter Dauerbeobachtung steht, wird er vorsichtig sein in seiner Beschlussfassung. Aber wir müssen vorerst zumindest aufpassen, dass er im Erstellungsprozess des Hidroelectrica-Budgets aufs Kapitel Instandhaltung und Reparaturen ausreichend Mittel budgetiert, von denen auch UCMR leben kann“.