Dem Ausgleichsfonds „Proprietatea“ war es nur kurz beschieden, den Umsatzrekord an der Bukarester Wertpapierbörse zu halten. Beim Börsengang des mit 3,7 Milliarden Euro vermögenden Fonds wurden an einem einzigen Tag 57 Millionen Euro umgesetzt. Vergangene Woche verabschiedete sich die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) als Aktionär der zweitgrößten rumänischen Handelsbank, der Banca Românã de Dezvoltare (BRD), mit einem Umsatz-Feuerwerk. Der Verkauf von 4,99 Prozent an der BRD bescherte der Börse einen absoluten Rekordumsatz von umgerechnet 117 Millionen Euro. Allein diese einzigartige Transaktion machte 107 Millionen Euro aus und ließ den durchschnittlichen Tagesumsatz auf 28 Millionen Euro anwachsen.
Indizes und Aktien
Der Verkauf der 4,99 Prozent an BRD half der Aktie nicht sonderlich, auf Wochensicht verloren BRD-Papiere 1,83 Prozent und schlossen wieder unter der Marke von 14 Lei. Allerdings konnten im Windschatten die Aktien der Banca Comercial² Carpatica, wie auch in der Vorwoche, kräftiger zulegen (plus 5,29 Prozent). Die Erste Group Bank AG musste erst einmal einen Verlust von 2,69 Prozent und einen Rückfall unter 260 Lei hinnehmen. Dabei hatten deutlich niedrigere Vorsorgen für faule Kredite in Osteuropa und höhere Provisionserträge der Erste Group im vierten Quartal mehr Gewinn beschert. Im Gesamtjahr 2010 steigerte die Bank den Gewinn um 12,4 Prozent auf 1,015 Milliarden Euro. Allerdings verzeichnete die rumänische Tochter einen Gewinnrückgang um 46,7 Prozent und somit den niedrigsten Gewinn seit der Übernahme durch die österreichische Erste Group. Das drückte den ROTX-Index um 0,21 Prozent.
Der Finanzwerte-Index konnte wieder etwas Boden gut machen. SIF-Aktien schlossen die Woche wieder durch die Bank im grünen Bereich. Dabei machten sie die Verluste der Vorwoche wieder wett. Allen voran SIF Moldova (SIF2, 1,265 Lei), mit einem Wochenzuwachs von 3,26 Prozent. Erwartungsgemäß legten in der vergangenen Woche die Energie-Aktien wieder zu. Bis auf das Erdgas-Transportunternehmen Transgaz (TGN, 268 Lei) – ohnehin teuer – konnten alle Energie-Aktien in der vergangenen Woche Zuwächse verzeichnen. Der entsprechende Index, BET-NG, legte auf Wochensicht 1,42 Prozent zu und kletterte somit wieder über die 800-Punkte-Marke.
Möglicherweise werden sich Anleger wieder auf die guten Ergebnisse der Erste Group (EBS, 158,6 Lei) besinnen, trotz schwacher Rumänien-Performance. Oder aber die Börse erlebt eine leichte Kurskorrektur. Analysten meldeten bereits Bedenken gegenüber einem Trendwechsel: dafür fehle das Geld.
Aktie der Woche
Oltchim Râmnicu-Vâlcea (OLT, 0,26 Lei, ISIN ROOLTCACNOR2) schaffte es in der zweiten aufeinanderfolgenden Woche, den höchsten Wochengewinn vorzuweisen. Allerdings hat der Kurssprung wenig mit der realen wirtschaftlichen Lage bei Rumäniens größtem (und staatlichen) Petrochemie-Unternehmen zu tun.
Vielmehr ist die Kursentwicklung rein spekulativer Natur. In der ersten Hälfte 2012 soll das hoch verschuldete Unternehmen endlich privatisiert werden, der Fahrplan steht schon fest, das Vorhaben ist durch ein Absichtsschreiben an den IWF dokumentiert. Das Wirtschaftsministerium ist mit 54,79 Prozent am Betrieb beteiligt, zweitgrößter Aktionär – und mit dem Staat seit Jahren im Clinch wegen Oltchim – ist der Duisburger Konzern PCC (12,1 Prozent). Womöglich spekulieren Kleinaktionäre darauf, dass die Aktien nun im Zuge der Privatisierung an Wert gewinnen: der Betrieb hat ein Stammkapital von 34 Millionen Lei, aber ein Vermögen von 1,3 Milliarden Lei und wäre somit ein Schnäppchen für jeden Investor.
Rasdaq und Devisen
Anders als die Hauptbörse hatte der Sekundärmarkt in der vergangenen Woche keinen Sonderdeal zu vermelden, der den durchschnittlichen Tagesumsatz retten könnte. Der durchschnittliche Tagesumsatz lag bei knapp 194.000 Euro und somit im Bereich des Gewohnten. Lediglich am vergangenen Mittwoch generierte der Handel mit Aktien des Bauunternehmens Construc]ii Bihor SA (COBJ, 30 Lei) 82,66 Prozent des Tagesumsatzes. Der Hauptindex Rasdaq-C legte nur unscheinbare 0,08 Prozent zu sodass er die Handelswoche fast unverändert knapp über der psychologischen wichtigen Marke von 170 Punkten bei 1710,43 Zählern schloss.
Ängste an den europäischen Devisenmärkten, geschürt durch die Volksbegehren in Nordafrika – darunter für die Weltwirtschaft wichtige Erdöllieferanten – belasteten den Euro in der vergangen Woche. Das nutzte die rumänische Landeswährung aus und legte auf Wochensicht gegenüber dem Euro 0,83 Prozent zu. Somit erreichte der Leu sein 6-Monate-Hoch gegenüber dem Euro. Zum US-Dollar legte der Leu sogar 2,4 Prozent zu und schloss die Handelswoche bei 3,058 Lei.
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