Erwartungen an Wirtschaftswachstum 2012

Lucian Croitoru, Berater des BNR-Gouverneurs, beim monatlichen AHK-Treffen

Lucian Croitoru vor den versammelten AHK-Mitgliedern
Foto: Christian Binder

Bukarest (ADZ) - Am Dienstagabend fand in Bukarest das monatliche Treffen der Deutsch-Rumänischen Industrie- und Handelskammer (AHK Rumänien) statt. In diesem Rahmen stellte Lucian Croitoru, Berater des BNR-Gouverneurs, Aussichten für die rumänische Wirtschaft im kommenden Jahr vor. Diese stünde auf guten Grundlagen. Hierzu gehörten eine immer noch relativ kleine Staatsverschuldung, ein moderates Defizit, gute Aussichten was Währungsstabilität und Inflation betrifft, das Vorsorgeabkommen mit dem IWF, wenig verschuldete Haushalte, ein relativ gut kapitalisiertes Bankensystem sowie die eingeleiteten Strukturreformen im Staatssektor.

Das Wachstum würde jedoch stark von Kapitalzuflüssen aus dem Ausland abhängen, weswegen für nächstes Jahr nur ein leichter Anstieg der Wirtschaft zwischen null und zwei Prozent erwartet werde. Der Geldabzug ausländischer Banken von den rumänischen Filialen werde sich vermutlich auf die Finanzierung von Unternehmen auswirken, dass Ausmaß sei jedoch unklar. Aufgrund der Probleme in der Euro-Zone sei auch nicht von einem weiteren Anzug der Exporte und der Industrieproduktion zu rechnen – diejenigen Bereiche welche für das Wachstum zu Beginn dieses Jahres verantwortlich waren. Eine nach wir vor bestehende Unsicherheit bei Verbrauchern, sowie eingefrorene Gehälter im Staatssektor werden einen Anstieg des internen Konsums verzögern. Ein verbesserter Abzug von EU-Geldern könnten die Wirtschaft hingegen stimulieren, es sei jedoch abzuwarten, ob das hierfür geschaffene Ministerium die zur Zeit schlechte Absorptionsrate verbessern wird.

Zur Euro-Einführung 2015 sagte Croitoru, dass dies technisch bereits nicht mehr möglich sei, aber hoch gesteckte Ziele in Rumänien den Reformdruck erhöhen, weswegen dieses „Ziel“ regelmäßig erwähnt wird. Ob der Beitritt zum  Euro wünschenswert ist, hänge jedoch von mehreren Faktoren ab. Einerseits ist es zur Zeit unklar wie stabil die Euro-Zone an und für sich bleibt, wobei der Austritt selbst kleinerer Länder aus dieser, wegen einer hohen Ansteckungsgefahr, auch über das Bankensystem, auf alle Euro-Länder, laut Croitoru sehr unwahrscheinlich ist. Andererseits hob dieser besonders hervor, dass das Grundlegende Problem Südeuropas derzeit mangelnde Wettbewerbsfähigkeit gegenüber dem Norden sei. Sofern Rumäniens Wirtschaft gegenüber anderen Euro-Ländern nicht genügend Konkurrenzfähig sei, ist auch ein Euro-Beitritt nicht wünschenswert.