EU-Förderungen in Rumänien – Praktische Tipps

Rumänien kann zwischen 2021 und 2030 knapp 100 Milliarden Euro Förderungen der EU verwenden, und wurde vielfach als „Förderparadies“ bezeichnet. Das klingt zwar verlockend, die Praxis ist aber doch etwas weniger paradiesisch.

Immerhin – das Geld ist vorhanden, und Rumänien hat seit dem EU-Beitritt gelernt, tatsächlich fast alle Förderungen zu nutzen. Der Weg dahin ist aber nicht einfach – daher eine kurze Übersicht, welche EU-Förderungen aktuell und in naher Zukunft für Unternehmen zur Verfügung stehen, und worauf bei einer Antragstellung und der Abwicklung eines Projekts zu achten ist. 

Wofür kann ein Unternehmen derzeit eine Förderung beantragen?

Der Großteil der EU-Förderungen – rund 90 Prozent – wird für öffentliche Investitionen verwendet, nur die verbleibenden 10 Prozent werden an Unternehmensprojekte vergeben. Momentan gibt es drei EU-Programme mit dezidierten Budgets für Rumänien:

  • Struktur- und Kohäsionsfonds, Periode 2021-2027;
  • PNRR, bis Ende 2026;
  • Modernisation Fund, bis 2030.

Die Struktur- und Kohäsionsfonds sind die klassischen Instrumente, um die Heranführung der weniger entwickelten Mitgliedstaaten an den EU-Durchschnitt zu fördern. Die aktuelle Förderperiode 2021-2027 ist bereits die dritte, an der Rumänien partizipieren kann.

Die Förderprogramme richten sich primär an KMUs, d. h. grundsätzlich Unternehmen mit weniger als 250 Mitarbeitern auf Gruppenebene. Für KMUs am interessantesten sind die regionalen Förderprogramme (früher „POR“, jetzt „PR“) für Investitionen in Produktion bzw. teilweise auch Dienstleistungen. Seit dieser Förderperiode gibt es für jede der acht Regionen Rumäniens unterschiedliche Förderkonditionen, womit das Programm recht unübersichtlich wird. 

Je nach Kreis und Unternehmensgröße sind für KMUs in der Regel 40 bis 70 Prozent Förderung möglich, je nach Region bis maximal 1,5 bzw. 3 Millionen Euro Förderung. Achtung: beispielsweise in der Region „Zentrum“ wurden die Fördergelder für die gesamte Förderperiode bereits vergeben, in anderen Regionen starten die Programme erst in der zweiten Hälfte 2024. Hier ist also Eile geboten. Wir gehen aber davon aus, dass es in zwei oder drei Jahren noch eine zweite Chance gibt, wenn Fördergelder aus anderen Programmen übrigbleiben sollten.

Abgesehen von den Regionalförderungen können Unternehmen aus den Struktur- und Kohäsionsfonds auch Förderungen für Forschung und Entwicklung, Ausbildung von Mitarbeitern, Land- und Forstwirtschaft, sowie in Mureș, Hunedoara, Gorj, Dolj, Prahova und Galați aus den Programmen für einen gerechten Übergang von einer fossilen auf eine nachhaltige Wirtschaft („tranziție justă“) in Anspruch nehmen. Teilweise sind bei diesen Programmen auch große Unternehmen förderbar.

Die Programme des PNRR, wo Unternehmen für verschiedene Energieprojekte Anträge stellen konnten, sind teilweise bereits abgeschlossen, teilweise läuft die Einreichperiode für Förderanträge derzeit. Generell gab es zahlreiche Probleme mit diesem Programm, fünf der sieben Unterprogramme mussten auf Druck der Europäischen Kommission annulliert und neu gestartet werden – eine bisher einmalige Situation.

Ein letztes Programm des PNRR für die Errichtung von Recyclinganlagen wird gerade vorbereitet und sollte im Laufe des Frühjahrs gestartet werden.

Der Modernisation Fund schließlich fördert ähnlich dem PNRR Energieprojekte – das Programm für Alternativenergie beginnt in den kommenden Wochen, weitere für die Produktion von grünem Wasserstoff, die Stromspeicherung in Batterien und Energieeffizienz in Industriebetrieben sind in Vorbereitung.

Worauf muss man besonders achten?

Jedes Förderprojekt ist bürokratisch, benötigt Zeit zur Vorbereitung, Geduld bis zur Förderzusage und eine gewisse Flexibilität, um ein Projekt so zu optimieren, dass es gute Chancen hat – aber ohne zu übertreiben, schließlich muss das Projekt so umgesetzt werden, wie es im Förderantrag beschrieben wurde. Bei Investitionsprojekten ist eine detaillierte technische Planung eine Voraussetzung für die Antragstellung, auch die Finanzierung sollte von Anfang an gesichert sein – daran scheitern leider viele ansonsten gut gedachte Projekte. Wichtig: ohne Ausnahme oder Kompromisse müssen alle Förderbedingungen erfüllt werden. Zudem müssen alle geförderten Projektteile ausgeschrieben werden, die heikelste Phase im gesamten Projektzyklus.

Fazit

Die Förderlandschaft Rumäniens ist attraktiv, aber recht unübersichtlich. Nimmt man zu den hier kurz beschriebenen Programmen noch die nationalen Staatshilfeprogramme, die vermutlich 2025 wieder aktiven norwegischen Förderprogramme, dazu die Programme wie Horizon Europe, Life, Digital Europe etc., die direkt von der Europäischen Union verwaltet werden, dann braucht es schon einiges an Expertise, um für ein Projekt das passende Programm zu finden.


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