Brüssel/Bukarest (ADZ/dpa) - Die Europäische Kommission erwartet laut der am Freitag vorgestellten Herbstprognose für Rumänien im laufenden Jahr nur noch ein Wirtschaftswachstum von 1,4 Prozent; Reger privater Konsum stütze dabei die Binnennachfrage sowie Importe, während das Exportwachstum weiter gedämpft sei. In der Frühjahresprognose zu den Wachstumsaussichten in der EU ging die Kommission noch von einer Zunahme des rumänischen Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 3,3 Prozent aus. Für die kommenden beiden Jahre erwartet die Behörde, dass das Wachstum wieder über zwei Prozent steigen werde und geht dabei von einer Erholung der ausländische Nachfrage, erleichterten Finanzierungsbedingungen sowie robusten Investitionen und privaten Konsum aus.
Das Haushaltsdefizit des rumänischen Staates dürfte in diesem Jahr bei 8,0 BIP-Prozent bleiben und in den kommenden beiden Jahren kaum sinken. Dabei wird jedoch unterstrichen, dass keine Auswirkungen von möglichen Maßnahmen zur Reduzierung des Defizits berücksichtigt wurden, da der mittelfristige Haushaltsplan, den Rumänien am 25. Oktober dieses Jahres der EU-Kommission vorgelegt hat, noch nicht ausreichend erläutert wurde; jedoch sei das Potenzial vorhanden, dass diese Maßnahmen ab kommendem Jahr den Fehlbetrag im Haushalt deutlich verringern. Unter den vorläufigen Bedingungen werde ein Anstieg der Staatsschuldenquote von 48,9 BIP-Prozent Ende 2023 auf bis zu 60 BIP-Prozent 2026 erwartet.
Die Inflation dürfte von einem durchschnittlichen Wert von 5,5 Prozent im laufenden Jahr auf 3,9 Prozent 2025 und 3,6 Prozent 2026 sinken und bei der Arbeitslosigkeit geht die EU-Kommission in den kommenden Jahren von einer beinahe konstanten Rate um 5,5 Prozent aus. Das Leistungsbilanzdefizit dürfte aufgrund der Exportbedingungen 2024 auf über acht BIP-Prozent steigen (nach etwa sieben BIP-Prozent 2023) und in den kommenden Jahren unter besseren Exportbedingungen, moderaterem Wachstum der Importe durch langsamer steigende Löhne sowie höherer Wettbewerbsfähigkeit aufgrund laufender Investitionen und Strukturreformen auf 7,6 BIP-Prozent 2025 und 6,9 BIP-Prozent 2026 sinken.
Deutschlands Wirtschaft dürfte schrumpfen
Für Rumäniens größten Handelspartner, die Bundesrepublik Deutschland, geht die EU-Kommission von einem leichten Schrumpfen der Wirtschaft in diesem Jahr aus. Die Behörde prognostiziert der größten Volkswirtschaft der EU einen Rückgang des BIP im laufenden Jahr um 0,1 Prozent. Bei ihrer vorherigen Prognose im Mai war sie für 2024 noch von einem minimalen Wachstum von 0,1 Prozent ausgegangen. Als Gründe werden etwa eine schwache Nachfrage nach Industrieerzeugnissen, hohe Unsicherheit, Arbeitskräftemangel sowie eine hohe Sparquote der Verbraucher genannt. Für 2025 erwartet die EU-Kommission ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts in der Bundesrepublik um 0,7 Prozent.
Der deutsche Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung senkte jüngst ebenfalls seine Prognose und prognostiziert für dieses Jahr ebenfalls ein Schrumpfen der deutschen Wirtschaft um 0,1 Prozent. Für das kommende Jahr erwartet er nur ein Mini-Plus des Bruttoinlandsprodukts von 0,4 Prozent.
Wirtschaft in Europa wächst laut Prognose
Europaweit rechnet die Kommission mit einem etwas langsameren Wachstum als zuletzt. Für das laufende Jahr gehen die Experten mit einem Wachstum der Wirtschaft der Staatengemeinschaft von 0,9 Prozent aus. Bei ihrer Frühjahrsprognose im Mai erwarteten sie ein Plus von 1,0 Prozent. Für die Eurozone prognostiziert die Behörde weiterhin ein Wachstum von 0,8 Prozent. Für das kommende Jahr wird mit einem Plus von 1,5 Prozent in der EU und 1,3 Prozent in der Eurozone gerechnet.