Bukarest (ADZ) - Die Leistung der rumänischen Volkswirtschaft hat 2018 jene Portugals zum ersten Mal überschritten. Das Statistische Amt der Europäischen Union (Eurostat) berechnete ein von Rumänien im vergangenen Jahr erzieltes Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 202 Milliarden Euro, Portugals Wirtschaftsleistung lag dagegen bei 201,5 Milliarden Euro. Seit 2007, als sich das rumänische BIP auf 127,6 Milliarden Euro belief, konnte Rumäniens Wirtschaft sowohl Griechenland, als auch Portugal hinter sich lassen und näherte sich der Leistung der Tschechischen Republik, die 2018 207,4 Milliarden Euro betragen hat.
Die Eurostat-Daten wurden von der PSD als eine Bestätigung der erfolgreichen Wirtschaftspolitik der Regierung bewertet. In einer Mitteilung der Sozialdemokratischen Partei heißt es, dass der Wohlstand in Rumänien zugenommen habe und dies auf die investitionsfreundlichen Maßnahmen der PSD zurückzuführen sei. Die absoluten Zahlen müssen allerdings in Relation mit der Bevölkerung der jeweiligen EU-Mitglieder gebracht werden. Das Nachbarland Ungarn, dessen BIP bereits 2007 niedriger als das rumänische war (102,6 Milliarden Euro im Vergleich zu 127,6 Milliarden Euro), zählt knapp 10 Millionen Einwohner, in Portugal leben 10,6 Millionen. Die Bevölkerung Tschechiens liegt ebenfalls bei etwa 10,6 Millionen, im krisengebeutelten Griechenland leben 11,16 Millionen Menschen. Alle vier Länder haben also um etwa 8 bis 9 Millionen Einwohner weniger als Rumänien. Das griechische BIP ist seit 2007 in absoluten Zahlen von 232,6 Milliarden Euro auf 184,7 Milliarden Euro zurückgegangen.
Die Zahlen zum gesamten BIP zu Marktpreisen geben auch keinen Aufschluss über die regionalen Unterschiede innerhalb Rumäniens; die jüngsten diesbezüglichen von Eurostat Ende Februar 2019 vorgestellten Daten beziehen sich allerdings noch auf das Jahr 2017. Demnach betrug das BIP pro Kopf in Rumänien (nach Kaufkraftstandard, kurz KKS, angepasst) 63 Prozent des EU-Durchschnitts (verglichen mit 77 Prozent in Portugal). In der Region Bukarest-Ilfov, welche 2017 auf einen Anteil von 27 Prozent an der nationalen Wirtschaftsleistung kam, lag das BIP pro Kopf bei 144 Prozent des EU-Schnitts – vergleichbar mit Helsinki (141 Prozent), Bayern (144 Prozent) oder Wien (151 Prozent). Gleichzeitig gehörten die Regionen Nordostrumänien und Südwestoltenien mit 39 Prozent bzw. 45 Prozent des EU-Schnitts zu den ärmsten Regionen der EU. Der Westen Rumäniens lag mit einem Wert von 67 Prozent gleichauf mit Griechenland, Zentralrumänien lag bei 60 Prozent des EU-Schnitts.
In der Europäischen Union gibt es vier Staaten, deren Bruttoinlandsprodukt 2018 zwischen 200 und 300 Milliarden Euro erreicht hat, das sind das reiche Dänemark mit fast 300 Milliarden Euro (und 5,74 Millionen Einwohnern), die ehemaligen Ostblockstaaten Tschechien und Rumänien sowie Portugal. Beeindruckend ist das Wachstum der Wirtschaft Polens. Bei einer Bevölkerung von etwa 38 Millionen, ist das polnische BIP von etwa 314 Milliarden Euro im Jahr 2007 auf knapp 497 Milliarden Euro im vorigen Jahr gestiegen.
Laut Eurostat weist die Bundesrepublik Deutschland das höchste absolute BIP der Europäischen Union auf, die deutsche Wirtschaftsleistung lag 2018 bei 3386 Milliarden Euro. Dies entspricht etwa einem Fünftel des Bruttoinlandsprodukts der EU-28.