Nach mehr als drei Jahren Abwesenheit ist Franz Rattenstetter im Februar diesen Jahres nach Bukarest zurückgekehrt und hat an Stelle von Pierre Boissel erneut die Leitung des Bukarester Crowne Plaza übernommen (ADZ berichtete). Eigentümer des 1989 eröffneten, zur „Ana Hotels”-Kette gehörenden und unter einem Franchise Vertrag mit der Intercontinental Hotels Group geführten Fünf-Sterne-Hotels ist der rumänische Geschäftsmann George Copos. Dieser hatte den gebürtigen Bayer, der seine Karriere 1989 als Sales und Marketing Manager bei InterContinental in Frankfurt begann und bereits von 2001 bis 2007 General Manager des Crowne Plaza war, zurück nach Bukarest geholt.
Rattenstetter, der zwischenzeitlich Manager des Steigenberger Grandhotel auf dem Petersberg bei Bonn war und zuletzt zwei Mövenpick Hotels in Petra/Jordanien leitete, zog es aus der relativen Abgeschiedenheit der Hotelanlagen im Mittleren Osten wieder in das europäische Großstadtleben.
Nach der Finanzkrise, die im rumänischen Hotelbusiness große Einbrüche verursachte, steht der alte neue Manager vor der Herausforderung, den Umsatz des Crowne Plaza wieder zu steigern. Hilfreich sind dabei vor allem die vielfältigen Kontakte, die er in Bukarest nach wie vor besitzt und wohl auch problemlos reaktiviert hat. Das persönliche Networking, so Rattenstetter, sei in Bukarest noch um einiges wichtiger für das Geschäft als in anderen europäischen Großstädten.
So liefe zum Beispiel der beliebte Sonntagsbrunch, der wegen des Umbaus von Restaurant, Lobby, Bar und Cafe im letzten Jahr unterbrochen werden musste, auch deshalb so erfolgreich wieder an, weil sich die Rückkehr des Deutschen unter alten Bekannten herumgesprochen hat und diese nun gerne wieder kommen. Die Mundpropaganda ist damit für das Crowne Plaza so effektiv, dass auf Anzeigenkampagnen, für die das Hotel kein großes Budget hat, fast verzichtet werden kann.
Der Wettbewerb in Bukarest hat sich in den letzten drei Jahren mit neuen großen Häusern wie dem Radisson und dem Ausbau anderer Hotels deutlich verstärkt, viele kleinere sind hinzugekommen. Die Kapazitäten hätten sich so fast verdoppelt.
Die Zentrumsferne seines Hotels betrachtet der Manager nicht unbedingt als Standortnachteil. Die Luftverschmutzung sei geringer, man liege im Grünen und 75 Prozent der Zimmer hätten Balkons. Aufgrund der Nähe zur Messe, zum Bukarest Business Park, zum City Gate Tower und nicht zuletzt zum Flughafen sind laut Rattenstetter internationale und rumänische Geschäftsleute, die zu Konferenzen und Tagungen ins Hotel kommen, die Hauptklientel. Das Einzugsgebiet liegt damit hauptsächlich im Norden, wo sich die Stadt im Hinblick auf Firmenniederlassungen stärker entwickelt hat.
Das Tourismusgeschäft hingegen stagniert, das Crowne Plaza beherbergt verhältnismäßig wenige Reisegruppen.
Die Geschäftsaussichten beurteilt Rattenstetter dennoch vorsichtig optimistisch. Zwar seien die Preise gesunken, doch der Markt in Bukarest werde sich in den nächsten Jahren erholen, es gäbe Anzeichen für erste Verbesserungen. Das Geld sitzt wieder lockerer und viele Firmen führen im Hotel, das neben dem einzelnen Geschäftsreisenden auch vom Tagungsgeschäft lebt, bereits wieder Lehrgänge durch.
Mit speziellen Angeboten will er das Hotel nicht nur für übernachtende Gäste attraktiv machen. Mit dem in 35 Minuten servierten „Powerlunch” für 55 Lei bietet das Haus unter der Woche Angestellten der umliegenden Firmen, die mit Geschäftspartnern essen gehen möchten, eine Kantinenalternative.
Mehr Zeit sollte man für die zwei Mal monatlich durchgeführten „Cooking Lessons” mit dem indischen Koch des Crowne Plaza Ashlie Dias mitbringen. Im „La Veranda” Restaurant verrät der Küchenchef Tips und Tricks und gibt den Teilnehmern die Gelegenheit, sich an der Vorbereitung des abschließenden Abendessens im „The Vinyard Restaurant” zu beteiligen.
Außer Franz Rattenstetter und seinem indischen Küchenchef besteht die gesamte Belegschaft aus einheimischen Mitarbeitern, die langfristig im Hotel ausgebildet wurden. Qualifiziertes Fachpersonal sei immer schwieriger zu finden und wandert häufig zu besseren Konditionen ins Ausland ab.
Rattenstetter, der das Crowne Plaza die nächsten drei Jahre leiten wird, hat sich schnell und gut wieder eingelebt. Neben Bukarests kultureller Vielfalt schätzt er vor allem die Aufgeschlossenheit der hier lebenden „Expats“ und Ausländern und verweist auf die im Vergleich kaum höhere Kriminlatitätsrate.
Ausschlaggebend für seine Entscheidung wieder nach Rumänien zu kommen war auch die gute Anbindung an Deutschland und seinen dortigen Wohnsitz Düsseldorf. Einziges kleines Manko hier sei die Tatsache, dass es in Bukarest noch kaum gute Möglichkeiten gibt Golf zu spielen.