Bukarests Börse bekam in der letzten Novemberwoche die volle Breitseite der politischen Unsicherheit zu spüren. Vor dem Hintergrund einer fragwürdigen Entscheidung des Verfassungsgerichts für eine Neuauszählung aller Stimmen bei der Erstrunde der Präsidentschaftswahlen und der anstehenden Parlamentswahlen am vergangenen Wochenende verloren die rumänischen Indizes im Durchschnitt 3,7 Prozent. Zuletzt hatten die Indizes Anfang September eine ähnlich harte Landung erlebt.
Der Hauptindex BET verlor auf Wochensicht 4,61 Prozent und fiel unter die 17.000-Punkte-Marke; der BETPlus zog nach mit minus 4,56 Prozent. Nur knapp darunter lag der ROTX-Index mit einem Wochenverlust von 4,4 Prozent, er rutschte somit unter zwei Schwellen: von 38.053,05 auf 36.371,11 Punkte. Der Energiewerte-Index BET-NG verlor auf Wochensicht 3,1 Prozent, der Finanzwerte-Index BET-FI 1,8 Prozent – und fiel unter die 60.000-Punkte-Marke.
Der Umsatz fiel indes nur geringfügig niedriger aus als in der Woche zuvor. Anstatt der 489,26 Millionen Lei, wurden nunmehr knapp 440,15 Millionen Lei mit Aktien umgesetzt. In der Umsatzrangliste änderte sich wenig, nach wie vor sorgen die Bank Transilvania (TLV, 26,4 Lei, ISIN ROTLVAACNOR1), der Treibstoffkonzern OMV Petrom (SNP, 0,713 Lei, ISIN ROSNPPACNOR9) und der Stromerzeuger S.P.E.E.H. Hidroelectrica (H2O, 119,4 Lei, ISIN RO4Q0Z5RO1B6) für den größten Teil der Wochenumsätze, und zwar zu 20,5 Prozent (Banca Transilvania), und jeweils 10,5 Prozent (OMV Petrom und Hidroelectrica).
Leider brachte die vergangene Börsenwoche 60 der insgesamt 84 am Hauptmarkt gelisteten Emittenten Kursverluste. 13 Emittenten freuten sich über Kurszuwächse. Eine Klasse für sich war erneut der Chemiebetrieb Sinteza (STZ, 0,86 Lei, ISIN ROSTZOACNOR8), dessen Aktienwert sich in der vergangenen Woche verdoppelte (plus 99 Prozent). Das Unternehmen hatte vergangene Woche bekannt gegeben, 25 Millionen Euro aus dem Nationalen Wiederaufbau- und Resilienzplan PNRR für den Bau einer Batteriefabrik in Zusammenarbeit mit dem US-Konzern Lockheed Martin erhalten zu haben. Zu dem Zeitpunkt lag der Börsenwert von Sinteza bei einem Viertel des Darlehens.
Der Monat im Rückblick
Auf Monatssicht lief es noch schlechter für die rumänische Börse. Im Rückblick gingen die rumänischen Indizes um durchschnittlich 5,28 Prozent zurück, wobei BET und BETPlus mit jeweils mehr als 6,35 Prozent Rückgang die höchsten Verluste auswiesen. Der Finanzwerte-Index BET-FI wies mit minus 3,12 Prozent noch das beste Monatsergebnis aus. Der ROTX verlor auf Monatssicht 6,2 Prozent, der Energiewerte-Index BET-NG 4,24 Prozent. Die Marktkapitalisierung entwickelte sich nicht gradlinig, doch bis zum 19. November stets nach oben. Danach ging es in Wellen immer weiter nach unten, bis sie schließlich am letzten Handelstag des Monats unter den Stand vom 1. November zurückfiel, auf umgerechnet 66,85 Milliarden Euro – ein Rückgang um fast 3,8 Milliarden Euro zum Monatshöchststand vom 19. November: 70,27 Milliarden Euro.
Ein Kapitel geht zu Ende
Der Fondsmanager Franklin Templeton Investments beendet wohl sein Engagement in Rumänien. Das Unternehmen teilte mit, nicht mehr an der kommenden Ausschreibung für das Fondsmanagement des rumänischen Investmentfonds Proprietatea (FP, 0,307 Lei, ISIN ROFPTAACNOR5) teilnehmen zu wollen. Der Fonds wurde 2005 eingerichtet, um Rumänen zu entschädigen, deren Eigentum während des kommunistischen Regimes beschlagnahmt wurde. Er verwaltet eine Reihe von Beteiligungen an ehemaligen staatlichen Großunternehmen. Franklin Templeton wurde 2009 nach einem wettbewerbsorientierten Auswahlverfahren für die Verwaltung des Fonds Proprietatea ausgewählt und im September 2010 offiziell zum alleinigen Verwalter ernannt. Im Januar 2011 ging der Fonds an die Bukarester Börse. Seitdem stieg der Wert der FP-Aktien um knapp 1000 Prozent, jener des Fondsvermögens um 313 Prozent. Der letzte Coup des Fonds war der Börsengang von S.P.E.E.H. Hidroelectrica (H2O, 119,4 Lei, ISIN RO4Q0Z5RO1B6) im Jahr 2023, an dem FP beteiligt war. Es war der größte Börsengang der rumänischen Börsengeschichte, die somit wohl ein Kapitel abschließt.
Devisen
Auch in der letzten Handelswoche im November gingen Euro und US-Dollar getrennte Wege in ihrem Tauschverhältnis zum rumänischen Leu. Allerdings änderten sich die Vorzeichen der beiden Leitwährungen. Während der US-Dollar in der Vorwoche noch 1,46 Prozent zulegte, verlor er in der letzten Handelswoche 1,3 Prozent wieder. Ebenso legte der Euro in der vergangenen Woche 0,02 Prozent zu, nach einem Minus von 0,012 Prozent in der Woche zuvor. Auf Monatssicht allerdings verlor der Leu gegenüber beiden Leitwährungen und auch hier war naturgemäß die Entwicklung des US-Dollar mit plus 2,87 Prozent deutlich sichtbarer als die des Euro (plus 0,05 Prozent). Der Euro startete bei 4,9771 Lei in den Dezember, der US-Dollar bei 4,7129 Lei.
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