Kreditaufnahmen immer unbeliebter

Landwirte leihen sich am seltensten Geld

Die Bürger Rumäniens leihen sich gegenwärtig kaum noch Geld. Foto: sxc.hu

Nach den Zeiten als, laut Werbung, schon der Besitz eines Ausweises genügte, um von einer Bank Geld zu leihen, brechen jetzt die Zeiten an, wo (fast) keiner mehr was von Geldanleihen wissen will. So zumindest die Wirtschaftsanalysten, die behaupten, die Bürger Rumäniens wollten gegenwärtig kaum noch von Banken, noch von natürlichen Personen – geschweige denn professionellen Geldverleihern/Wucherern – Geld haben. Und nach sozialen Kategorien sind die Landwirte diejenigen, die sich am seltensten Geld leihen.

Econtext, ein Online-Wirtschaftsmagazin, hat eine Untersuchung angestellt bezüglich der sozialen Kategorien, die am häufigsten an „externe Anleihen“ appellieren sowie einen Rückblick auf die vergangenen drei Jahre gemacht, um Tendenzen im Leihen von Geld herauszufiltern.
2007 hatten sich rund ein Fünftel aller Bürger Rumäniens Geld geliehen, privat oder von spezialisierten Instituten. 2008 waren es 16,8 Prozent, ein Jahr später 14,1 Prozent. Zu 2010 sind die Daten nicht veröffentlicht worden, man geht allerdings davon aus, dass die Tendenz fortgesetzt wurde.
Die Wirtschaftsanalysten meinen, dass die Tendenz besorgniserregend sei, weil dadurch das Bankengeschäft gefährdet werde. Mit Folgen wie der jüngsten Ankündigung der Österreichischen Bundesbank, die Präsident Băsescu so auf die Palme gebracht hat.

Die Wirtschaftsanalysten vertreten die Meinung, dass die rückläufige Tendenz in den Kreditforderungen der Bevölkerung hauptsächlich auf ein sinkendes Diversifikationsangebot seitens der Banken zurückzuführen sei. Im Klartext: Die Bevölkerung hat niemanden mehr, von dem sie sich Geld unter vernünftigen Konditionen leihen kann. Einerseits haben sich die Banken als Folge jener übergroßzügigen Zeit mit der Geldverleihung aufgrund des Ausweises die Finger in vielen Fällen tüchtig verbrannt (und rennen heute noch ihrem Geld nach), anderseits sind Mitbürger bei Weitem nicht mehr so großzügig und kulant im Geldverleihen – zumal auch in ihren Reihen viele immer noch auf Rückerstattungen warten von Mitbürgern, die in vielen Fällen das Geld längst verjubelt haben und auf der Suche nach neuen Ressourcen sind.

Unter den sozialen Kategorien, die sich Geld leihen, stagniert die Zahl der eigenständig Tätigen (Betreiber von Familienbetrieben), fand Econtext heraus. Hingegen stieg die Zahl der Unternehmer und Firmenbesitzer, die sich Geld leihen. Dies sei umgekehrt proportional mit dem Leistungsindex ihrer Unternehmen und der Rendite, die sie erwirtschaften. Da die Banken mit Unternehmen im Hintergrund leichter Kredite vergeben, kommen die Unternehmensbesitzer leichter ans Geld heran, mit dem sie die gesunkene Leistung kompensieren. Zwischen 2007 und 2009 stieg die Zahl der Unternehmer, die sich Geld liehen, von 29,5 auf 36,4 Prozent. 2010 sollen 40 Prozent der Firmenbesitzer Schulden gehabt oder frisch aufgenommen haben. „Bei den Unternehmern handelt es sich vorwiegend um Kredite zur Finanzierung der Wirtschafts- und der laufenden Produktionstätigkeit“, heißt es unter Wirtschaftsanalysten.

Wie gesagt, haben die Landwirte die wenigsten Kredite aufgenommen: 3,7 Prozent unter ihnen haben 2009 Schulden gemacht, gegenüber 5,4 ein Jahr zuvor und 8,5 im Jahr 2007. An zweiter Stelle stehen die Rentner (denen auch am schwierigsten Kredite gewährt werden: 13,7 Prozent hatten 2007 Schulden, elf  Prozent 2008 und neun Prozent 2009). Es folgen die Arbeitslosen (2007: 19,3 Prozent, 2008: 9,4 Prozent und 2009: 13,5 Prozent). Die Selbstständigen blieben konstant über die drei untersuchten Jahre bei 16,4 bis 16,7 Prozent Schuldenbelasteten. Die Firmenbesitzer liegen an zweiter Stelle unter denen mit abzahlpflichtigen Geldanleihen: 2007 – 29,5 Prozent; 2008 – 33,5 Prozent; 2009 – 36,4 Prozent. Zurückgegangen ist hingegen die Zahl der Staatsbediensteten bzw. in einem Lohnabhängigkeitsverhältnis Stehenden: 2007 waren es 32,5 Prozent mit Geldanleihen, 2008 noch 28,1 Prozent und 2009 nur noch 23,9 Prozent.