Schlechte Infrastruktur, Mangel an qualifizierten Arbeitskräften, Korruption und fehlende Kontinuität in politischen Entscheidungsprozessen. Mit diesen Schlagworten sind viele Unternehmer konfrontiert, wenn es um Investitionen in Rumänien geht. Diese Stichworte fielen auch beim deutschen Wirtschaftsforum am Mittwoch im Bukarester Crown Plaza Hotel. Einig waren sich die Diskutanten gleich am Anfang darüber, dass Rumänien noch immer unter einem schlechten Image leidet.
„In den letzten Jahren wurden in Kroatien 780 Kilometer Autobahn gebaut, in Rumänien nur 60", zieht Thomas Debelic von der Commerzbank einen eröffnenden Vergleich. Und dabei sei Kroatien gar nicht in der EU.
Die vielen verschiedenen Interessen wirken manchmal blockierend und zudem fehlt es Investoren oft an langfristigen Businessplänen seitens der Unternehmen. „Projekte werden vorbereitet und geplant, aber kurz vor Beginn springt dann doch wieder jemand ab”, kritisiert Thomas Benedikt Singh vom Bauunternehmen Reinhold Meister GmbH.
Nach Kurt Webers Ansicht, Geschäftsführer von Horvárth und Patners in Rumänien, befindet sich das Land am Scheidepunkt. Die Gesellschaft muss sich zwischen „Balkanmethoden” und westeuropäischer Vorgehensweise entscheiden.
Große Hoffnung setzt Thomas Debelic in die junge lernfähige Generation. Aber „viele hochqualifizierte Rumänen drängen ins Ausland, selbst wenn sie im Heimatland die gleiche Bezahlung bei einem internationalen Unternehmen bekommen”, stellt Kurt Werber fest. Es fehle das Vertrauen ins eigene Land. „Die nicht-akademische Ausbildung ist immer noch ein Problem”, bemerkt Wilhelm Balbierer von OSRAM Romania. Das Bildungssystem entspricht den hohen Anforderungen am internationalen Markt noch nicht. Bei diesem Thema versuchen die Unternehmen selbst und die Deutsch-Rumänische Industrie- und Handelskammer (DRAHK) mit Weiterbildungsmaßnahmen anzusetzen.
Wer in Rumänien ein Investitionsklima wie in Deutschland erwartet, irrt gewaltig. Vielmehr müssen sich die ausländischen Unternehmen auf das Land und dessen Bedingungen besser einstellen. Vielen fehlt es an langfristigen Strategien und Durchhaltevermögen, sodass Erwartungen schnell enttäuscht werden, meint Uwe Kuhn, der selbst schon seit vielen Jahren hier aktiv ist, im Hinblick auf Geldgeber, die noch zu wenig mit Rumänien vertraut sind. Das Land hat in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen mit Investitionen gemacht, deswegen seien längere Entscheidungsprozesse Usus. Dies betrifft vor allem den Bereich „Grüne Energie”. Deutsche Investoren warten schon mehrere Jahre auf vertrauenswürdige politische Rahmenbedingungen, damit endlich Geld ins Land fließen kann. So wird diskutiert und debattiert und es ergibt sich ein Bild, das großes Potential, aber Mängel bei der Umsetzung offenbart.
Abschließend stellte die Moderatorin Rusandra Sandu, vom Beratugsunternehmen Noerr, die Frage, wie die Rahmenbedingungen verbessert werden könnten. Sonja Kreibich, Leiterin der Wirtschaftsabteilung in der Deutschen Botschaft, wünscht sich vor allem Kontinuität in der Politik. Derzeit wird über eine Regierungsumbildung nachgedacht und nächstes Jahr stehen Wahlen an. Wenn ein neuer Entscheidungsträger ein Amt übernimmt, ändert sich auch die gesamte Verwaltungsstruktur und mit ihr die Rahmenbedingungen, erzählt die Diplomatin. Das schafft kein Vertrauen bei den Investoren.