Arad (ADZ) - 20 Millionen Euro hat das Arader Traditionsunternehmen Astra Vagoane Călători über die Konzernsparte Astra Trans Carpatic in die Eröffnung neuer Zugverbindungen investiert, seit vorigem Samstag verkehrt ein aus Dänemark erworbenes Zugpaar auf der Strecke Temeswar/Timișoara – Arad – Sathmar/Satu Mare – Baia Mare. Ab Dezember will dann Astra Temeswar und Klausenburg/Cluj-Napoca über Großwardein/Oradea verbinden, bis April 2019 sollen alle 14 neu gekauften Reisezüge auf Rumäniens Schienen verkehren. Dies sagte Astra-Eigentümer Valer Blidar bei der Einweihung der neuen Route von Temeswar nach Baia Mare. Bereits im Februar 2017 rollte der erste Astra-Trans-Carpatic-Zug von Arad nach Bukarest, im Sommer wurde die Strecke bis nach Mangalia an der Schwarzmeerküste verlängert. Inzwischen hat das Unternehmen auch die Strecke Bukarest – Kronstadt/Brașov in den Fahrplan aufgenommen.
Die von der staatlichen Eisenbahngesellschaft Dänemarks erworbenen Zugeinheiten bieten 113 Sitzplätze, einen für inländische Verhältnisse überdurchschnittlichen Komfort und sind mit Klimaanlagen sowie Internetanschluss ausgestattet. Die dieselbetriebenen Triebfahrzeuge können eine Geschwindigkeit von 200 Stundenkilometern erreichen, doch der mangelnde Zustand der Gleise erlaubt dies weiterhin nicht, sagte Blidar auf einem Bahnsteig des Arader Bahnhofs. Der Kohlendioxid-Ausstoß sei gering und EU-konform, hieß es. Für die neue Route aus dem Banat in die Maramuresch und zurück seien Fahrkarten bis November ausverkauft, teilte das Unternehmen ferner mit. Der Kartenverkauf erfolgt über die firmeneigene Internetseite, wo auch Informationen über die Fahrpläne aufgerufen werden können. In Arad, Bukarest und Temeswar können Karten auch in den jeweiligen Bahnhöfen erworben werden.
Die Arader Fabrik Astra geht auf den österreichischen Industriellen Johann Weitzer (1832 – 1902) zurück. Der Steirer gründete 1891 die Aktiengesellschaft „Weitzer János Gép-, Waggongyár és Vasöntöde Részvénytársaság“ in Arad, um auch in der ungarischen Reichshälfte der Habsburgermonarchie über einen Produktionsstandort zu verfügen. Bereits 1854 hatte er in Graz eine Waggonfabrik errichten lassen. Ab 1903 stellte die Arader Fabrik den ersten in Serie produzierten Verbrennungstriebwagen Europas (Weitzer-De-Dion-Bouton-Triebwagen) her. 1921 entstand dann die „Fabrica de automobile și vagoane Astra“, ein Zusammenschluss der „Magyar Automobil Részvény Társaság“ und der Weitzer-Werke. Hergestellt wurden vor allem Lastkraftwagen, Omnibusse und Straßenbahnen, zwischen 1922 und 1926 unter der Markenbezeichnung „Astra“ auch Personenkraftwagen. Nach dem Zweiten Weltkrieg verstaatlicht, wurden die Arader Waggon-Werke 1998 aufgeteilt und privatisiert, Valer Blidar übernahm die Reisezugwagen-Sparte, inzwischen baut er auch Trolleybusse und Straßenbahnen, betreibt eine Bank und seit 2014 auch das Reisezugunternehmen Astra Trans Carpatic.