Bukarest (ADZ) - Das Finanzamt ANAF hat Ende voriger Woche das Nokia-Werk des finnischen Handy-Herstellers Nokia im Industriepark Jucu beschlagnahmt. Dies sei eine Vorsichtsmaßnahme, nachdem eine Prüfung ergeben habe, dass Nokia Zollgebühren in Höhe von 10 Millionen US-Dollar nicht bezahlt habe, sagte ANAF-Chef Sorin Blejnar in Bukarest.
Die Kommunikationschefin für Nokia Südosteuropa, Anna Simai, teilte mit, dass der Konzern „umgehend mit den Lokalbehörden zur Regelung der Situation zusammenarbeiten werde". Der Nokia-Unternehmenssprecher James Etheridge sagte den rumänischen Medien, dass Nokia alles tue, um „eine zufriedenstellende Lösung des Sachverhalts zu gewährleisten“.
Nokia habe in gesetzwidriger Weise Zollbefreiungen für den Import von Bestandteilen aus China, Taiwan und den USA in Anspruch genommen, erklärte der rumänische Zollchef Viorel Comăniţă. Die Finnen hätten Fertigprodukte wie etwa Handy-Ladegeräte importiert und diese wahrheitswidrig als Komponenten deklariert. Die Zollbefreiungen für Produkte aus Nicht-EU-Ländern gelten nach EU-Recht nur für den Import von Komponenten, die am Bestimmungsort in andere Geräte eingebaut werden, nicht aber für bereits gefertigte Teile, sagte Comăniţă.
Die Beschlagnahmung der Fabrik gefährde die laufende Produktion nicht, hieß es weiter. Sie erstrecke sich auf die Immobilien von Nokia, einschließlich Büros und Produktionshallen. ANAF-Chef Sorin Bejnar erläuterte, dass das Finanzamt durch diese Maßnahme sicherstellen wolle, dass Nokia seine Zollschulden in Höhe von 10 Millionen US-Dollar bezahle, bevor der Konzern aus Rumänien abzieht.
Nokia hatte 2008 in Jucu bei Klausenburg/Cluj eine Fabrik für die Produktion einfacher Handys eröffnet und dafür 60 Millionen Euro investiert. Im September beschlossen die Finnen, im Zuge einer neuen Unternehmensstrategie die Produktion in Rumänien bis Ende des Jahres völlig einzustellen.