Hermannstadt (ADZ) - Die „Karawane der EU-Gelder” macht am Donnerstag Station in Hermannstadt/Sibiu. Auf der Veranstaltung der Wirtschaftszeitung „Ziarul Financiar” (ZF) sprachen Unternehmer und Politiker über die Wirkung von EU-Mitteln auf private und öffentliche Projekte. Über die EU-Strategie des Kreisrates informierte dessen Vorsitzender Martin Bottesch.
Es handele sich um eines der meistdiskutierten Themen der letzten Zeit, meinte Dana Ciriperu, Stellvertretende Chefredakteurin des ZF. Die Veranstaltung in Hermannstadt brachte Firmen und Institutionen zusammen, die es schafften, europäische Gelder anzuziehen.
Viele Projekte wären ohne die Gelder nicht oder nur langsam vorangekommen, hieß es immer wieder. Dennoch gebe es großen Handlungsbedarf, so Ciriperu: „Bis März 2011 haben wir von den 20 Milliarden Euro, die Rumänien theoretisch zur Verfügung stehen, nur ungefähr 10 Prozent abgerufen”, sagte Ciriperu. Diese Summe beinhaltet die Mittel aus Strukturfonds und dem Kohäsionsfonds. Hinzu kommen noch einmal rund neun Milliarden aus dem Europäischen Fonds für ländliche Entwicklung.
Dabei drängt die Zeit. Die jetzige Förderperiode läuft in zwei Jahren aus. Bis dahin müssen 90 Prozent der bereitgestellten Gelder abgerufen sein. Ansonsten würden die Zuweisungen in der Folgeperiode gekürzt, da die EU-Kommission annimmt, dass es an Bedarf, an Kapazitäten oder Möglichkeiten der Eigenfinanzierung mangelt. Gute Quoten gebe es laut Ciriperu bei Programmen zur Ausbildung. Schlechter sehe die Situation etwa in den Bereichen Infrastruktur und Energie aus.
An dem Erfahrungsaustausch nahmen hauptsächlich Wirtschaftsleute teil, darunter Vertreter der Banca Transilvania, der EximBank und der Bancpost, die Eigentümer der Hermannstädter Unternehmen Polisano und Compa, Ilie Vonica und Ioan Firiza, sowie Mircea Teuceanu, Direktor des Kreisbüros für Zahlungen für die ländliche Entwicklung. Die Nachfrage nach Fonds sei fünfmal höher als die verfügbaren Mittel, erfuhr man. Teilweise könnten genehmigte Projekte nicht umgesetzt werden, weil Antragsteller von Seiten der Bankseite keine Garantie über den Eigenanteil bekämen. Wichtig sei deshalb von Anfang an eine Begleitung durch erfahrene Berater.
Dies bestätigte der Kreisratsvorsitzende Martin Bottesch. Nach seinen Erfahrungen müssten die Berater – anders als vielerorts üblich – aber über die gesamte Projektdauer verantwortlich bleiben, um unliebsame Erfahrungen wie jüngst beim Hermannstädter Flughafen zu vermeiden. Bottesch unterstrich die Bedeutung der EU-Mittel. „In diesem Jahr erreichten wir einen Anstieg des Budgets um über 50 Prozent gegenüber dem Vorjahr gerade wegen der Projekte mit europäischer Finanzierung”, so Bottesch. Die Investitionen machten heuer gut die Hälfte des Budgets aus, normal war ein Anteil von 10 Prozent. „Aktuell haben wir beispielsweise vier Kreisstraßen im Wert von über 30 Millionen Lei in Arbeit”, sagte der Kreisratsvorsitzende. Dazu komme ein Umweltprojekt im Wert von 27 Millionen Euro.