Berlin - Am Dienstag fand in Berlin der Osteuropa Wirtschaftstag 2013 statt. Erstmals tagte dieses internationale Wirtschaftsforum mit rund 300 Repräsentanten aus Wirtschaft, Politik und Diplomatie direkt im Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie. Das ist auch ein Ausdruck dafür, welch hohen Stellenwert Deutschland den osteuropäischen Ländern beimisst. Tendenz steigend.
Deutschland ist seit 2007 der mit Abstand wichtigste Handelspartner Rumäniens und drittgrößter Investor mit einem Kapitalbestand von rund 4,4 Milliarden Euro Ende vorigen Jahres. Das Handelsvolumen betrug 2012 rund 18 Mrd. Euro. Im ersten Halbjahr 2013 wuchsen die deutschen Einfuhren um 1 Prozent, die Ausfuhren um 0,5 Prozent.
Retour aus dem Reich der Mitte ins Karpatenland
Der neue Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Rumänien, Werner H. Lauk, war aus diesem Anlass extra aus Bukarest angereist. Im Rahmen des Wirtschaftstages hatte er zu einer Sonderrunde im Rahmen des Wirtschaftstages eingeladen. In diesem Kreise von 30 Experten verwies Botschafter Lauk in seinem faktenreichen Vortrag im Wirtschaftsministerium eingangs gleich auf die Tatsache: Rumänien hat die Zeit der Wirtschaftskrise besser überstanden als andere. Und: Der geschätzte Wachstumszuwachs liege 2013 um die 2 Prozent. Das ist Bestwert innerhalb der EU! Wer hätte das gedacht?
Das Lohnniveau in Rumänien bleibt im europäischen Vergleich attraktiv. Sogar einige in China agierende deutsche Unternehmen beabsichtigen, dem Reich der Mitte mit (ehemals!) unschlagbarem Lohnniveau den Rücken zu kehren und im Karpatenland ihr Business zu installieren. Business in einem EU-Land ist sowieso an sich einfacher, so durch das Rechtssystem, das zum Großteil schon dem EU-Recht angepasst ist. Auch EU-Fördermittel sind ein zugkräftiges Argument für ein Rück-Ticket aus China gen Karpaten.
Minderheit der Deutschen als ein Motor der Entwicklung
Weiterer wichtiger Fakt, in Rumänien zu investieren: Sehr gut ausgebildete Arbeitskräfte, darunter solche mit guten Deutschkenntnissen, was die Kommunikation erleichtert und das Zusammenwachsen von deutsch-rumänischen Partnerschaften beflügelt. Mit etwa 45.000 Deutschen ist diese Volksgruppe die Drittstärkste. In etwa 20.000 Unternehmen mit deutscher Beteiligung sind sie mehr oder weniger involviert.
Staunen und Anerkennung bewirkte in der Vortragsrunde des Botschafters auch die Information, wonach Universitäten 73 Studiengänge in deutscher Sprache anbieten. Damit stehen Akademiker mit deutschen Fachtermini für Branchen wie Elektronik und Chemie für die Unternehmen bereit. An Gymnasien lernen 20.000 Schüler in deutscher Sprache, darunter zahlreiche Kinder von rumänischen Eltern. Deutschlehrer werden gesucht.
Herausragendes Beispiel einer deutschen Erfolgsstory ist die Dräxlmaier Gruppe mit rund 12.000 Mitarbeitern an den Standorten, etwa in Temeswar/Timişoara und Kronstadt/Braşov mit besonders hohem Anteil der deutschen Minderheit. Der Automobilzulieferer beliefert namhafte Automobilhersteller wie Renault und Dacia mit modernen Bordnetzsystemen, exklusivem Interieur sowie Elektrik- und Elektronikkomponenten. Diese rumänischen Exportschlager erfreuen sich auch in Deutschland großer Beliebtheit.
Markantes Beispiel für die Attraktivität Rumäniens als Wirtschaftsstandort für Angehörige der deutschen Minderheit: Der während der Ceau{escu Ära ausgereiste Arnold C. Klingeis kehrte nach Rumänien zurück und gründete sein Unternehmen, das u. a. das Eishotel am Bulea See auf die Beine stellte und auch international zur Touristenattraktion avanciert.
Nicht zuletzt spielen auch die deutschen und deutschsprachigen Wirtschaftsclubs in Rumänien eine zunehmend wichtigere Rolle bei der Entwicklung und Förderung der Wirtschaft. Erstmals verliehen sie in diesem Jahr einen „Unternehmerpreis“. Über 800 Mitgliedsfirmen standen dabei zur Auswahl in vier Kategorien wie „Innovativstes Unternehmen“ (Gewinner: European Business Service EBS) und „Familienfreundlichstes Unternehmen“ (Gewinner: AGROPLUS).
Gute Nachricht: „Rumänien gilt als Region des Gelingens“
So jedenfalls lautet die Überschrift vom Newsletter „DBU aktuell“ Nr. 10/Okt. 2013. Im Text dieser Publikation von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) heißt es weiter:„Mit insgesamt 29 geförderten Projekten (Fördersumme 1,63 Mio. Euro) gilt Rumänien im mittel- und osteuropäischen Raum für die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) als eine ‘Region des Gelingens’. Das kommt dadurch zum Ausdruck, dass sich die hier laufenden Förderprojekte durchweg auf einem höheren Niveau bewegen als in anderen Balkanstaaten“.
Diese Einschätzung der renommierten Deutschen Bundesstiftung Umwelt nutze ich als eine Art Zusammenfassung der Argumente des Botschafters für den Wirtschaftsstandort Rumänien, vorgetragen in der Runde mit Wirtschaftsrepräsentanten auf dem Osteuropa Wirtschaftstag in Berlin. Botschafter Werner H. Lauk versprach beim Abschied, offene Ohren und Türen in Bukarest für Anfragen und Wünsche der Teilnehmer dieser Runde zu haben, ihnen auf dem Wege nach Rumänien die Weichen stellen zu helfen. Ergänzend betonte der Botschafter, dass er in diesem Sinne auch Pressereisen empfehle.