Der Bukarester Börse geht zum Jahresende anscheinend die Puste aus. Nach einer durch zwei Nationalfeiertage stark verkürzten Handelswoche, die aber börsentechnisch als positiv einzustufen ist, startete der Bukarester Aktienmarkt nur mühsam in die neue volle Handelswoche. Der Umsatz lag am ersten Tag unter vier Millionen Euro, einem Bruchteil dessen, was am Freitag zuvor umgesetzt worden war. Im Laufe der Woche nahm der Handel zwar zu, bevor er rapide abnahm. Im Durchschnitt lag der Umsatz mit knapp 5 Millionen Euro unter dem Jahresdurchschnitt von umgerechnet etwa 8 Millionen Euro. Die Marktkapitalisierung nahm auf Wochensicht um gut 1,7 Prozent zu, doch die meisten Aktien (36) verzeichneten Kursverluste. Nur 21 Emittenten konnten die Woche mit Gewinnen abschließen.
Auf das politisch enttäuschende Ergebnis des Referendums in Italien wollten die Aktienspezialisten die Marktschwäche nicht schieben. Das Referendum hatte wohl keine Auswirkungen auf die Bukarester Börse, vielmehr war die Zurückhaltung der Anleger mit den erwarteten Parlamentswahlen zu erklären. Die meisten Indizes der rumänischen Börse verloren leicht an Wert. Auf Wochensicht gab die Börse ein unentschlossenes Bild ab. Während der Leitindex BET 0,76 Prozent verlor und den BETPlus mitriss (minus 0,71 Prozent), konnte der ROTX-Index vor allem dank der EBS-Aktien mit einem Wochengewinn von 0,78 Prozent abschließen. Der Finanzwerte-Index BET-FI macht mit plus 0,04 Prozent eine Seitwärtsbewegung durch. Verlierer der Woche waren Energiewerte, der BET-NG-Index wies einen Verlust von 1,14 Prozent aus.
Eine Investition in die Zukunft
Aufmerksamkeit war in der vergangenen Woche dem Klinikbetreiber MedLife sicher. Das Unternehmen startete den ersten Börsengang (IPO) eines privaten Unternehmens seit 2013. 44 Prozent des Stammkapitals, beziehungsweise 8,8 Millionen Aktien sollen dabei verkauft werden. Für Privatanleger stehen 15 Prozent des Angebots zum Kauf bereit. Der Höchstausgabepreis liegt bei 35 Lei je Aktie, private Käufer, die innerhalb der ersten vier Tage des Angebots zugegriffen haben, genießen einen Abschlag von 5 Prozent. Als Anlage dürften die Aktien vor allem mittel- bis langfristig sein. Der Markt für Gesundheitsdienstleistungen soll in den kommenden Jahren auf ein Gesamtvolumen von 3,5 Milliarden Lei ansteigen. Dann dürfte sich die Marktführerschaft von MedLife bemerkbar machen.
In diesem Jahr jedenfalls brach der Gewinn nach drei Quartalen im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum um fast 100 Prozent ein, die Schulden stiegen. Dividende werden Anleger so bald nicht sehen, dagegen sperrt sich der Hauptaktionär, die Familie Marcu. Verkäufer der 8,8 Millionen Aktien sind die Investmentfonds Value 4 Capital und IFC. Bis Anfang dieser Woche waren nur 87 Prozent der Tranche für private Anleger gezeichnet. Die Bukarester Wertpapierbörse kann einen geglückten Börsengang gut gebrauchen. Der letzte Versuch 2013 scheiterte am mangelnden Interesse vor allem seitens institutioneller Anleger.
Fokus bald auf Banken?
In nächster Zukunft dürfte sich der Fokus der Anleger auf die Banken verlegen. Die in Rumänien tätigen Banken haben zusammen im ersten Halbjahr 2016 einen Reingewinn von umgerechnet etwa 530 Millionen Euro eingefahren, fast doppelt so viel wie im Jahr zuvor. Laut Europäischer Bankenaufsicht liegen rumänische Banken mit einer Eigenkapitalrendite von durchschnittlich 16,4 Prozent deutlich über dem europäischen Durchschnitt von 5,7 Prozent. Nur Banken in Bulgarien und Ungarn weisen eine höhere Eigenkapitalrendite aus. Zudem nähert sich ein erfolgreiches Bankenjahr dem Ende, Dividenden werden wieder aktuell. Die Erste Bank Group AG machte es bereits in der vergangenen Woche vor, EBS-Aktien (EBS, 126 Lei, ISIN AT0000652011) legten gut 6,8 Prozent zu. BRD-Aktien (BRD, 11,12 Lei, ISIN ROBRDBACNOR2) schlossen unverändert, während der Umsatzkönig Banca Transilvania (TLV, 2,375 Lei, ISIN ROTLVAACNOR1) bei einem leichten Minus von 0,6 Prozent eher eine Seitwärtsbewegung durchmachte.
Devisen
Der rumänische Leu konnte sich in der vergangenen Woche nur die momentane Schwäche des Euro auf den internationalen Märkten zunutze machen. Gegenüber der europäischen Gemeinschaftswährung legte der Leu 0,3 Prozent zu und konnte den Euro so unter die 4,5-Lei-Grenze drücken. Im Verhältnis zum US-Dollar konnte der Leu hingegen nicht mehr als eine Seitwärtsbewegung durchmachen. Der Kursrückgang von 0,005 Prozent ist dabei kaum registrierbar. Interessant wird die kurzfristige Entwicklung des rumänischen Leu im Verhältnis zu den beiden Leitwährungen nach Ausgang der Parlamentswahlen und ob diese sich im Wechselkurs überhaupt bemerkbar machen werden.
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