Der Bukarester Aktienmarkt hat eine weitere, äußerst schwache Woche absolviert. Dabei belasteten nicht nur die Ängste an den internationalen Märkten um Euro, Griechenland und Spanien den Markt. Auch Das Ende der Dividendenzeit drückte die Kurse beträchtlich. Bereits der Start in die neue Woche, mit einem Tagesverlust von 4 Prozent, verhieß nichts Gutes. Insgesamt sackte der Markt auf Wochensicht um 7 Prozent ein, der Handel fiel um 9 Prozent auf umgerechnet 7,5 Millionen Euro Tagesumsatz zurück. Die Marktkapitalisierung verringerte sich um knapp 11 Prozent.
Indizes und Aktien
Bereits in der ersten Wochenhälfte verloren vier der wichtigsten Indizes ihre Unterstützung bei den jeweiligen Limits. Bis Ende der Handelswoche erholten sie sich nicht mehr von den Verlusten, wobei es allerdings den Anschein hatte, als ob sich der Abwärtstrend in der zweiten Hälfte etwas verlangsamte.
Das negative Marktempfinden schlug sich vor allem auf die Finanzwerte nieder. Dass Ratingagenturen spanische Banken herabstuften, Banken in Griechenland einem Ansturm an Geldabzügen standhalten mussten und schließlich sogar solide Geldhäuser wie die US-amerikanische Bank JP Morgan sich um Milliarden US-Dollar verzockte, belastete stark auch die in Bukarest gehandelten Bankaktien. Allen voran musste die Banca Transilvania (TLV, 0,999 Lei, ISIN ROTLVAACNOR1) mit einem Verlust von 13,87 Prozent fertig werden, die Erste Bank Group AG (EBS, 63,8 Lei, ISIN AT0000652011) folgte mit einem Wochenminus von 10,33 Prozent. Allerdings ist der hohe Kursverlust bei der TLV auch hausgemacht: Aktionäre der Banca Transilvania erhalten im Zuge der Kapitalaufstockung 7,29 neue Aktien für 100 alte Aktien. Im Vorjahr war diese Aktion für Aktionäre günstiger ausgefallen, da hatten sie 20 neue Aktien erhalten.
Besonders stark aber erwischte es den Finanzwerte-Index BET-FI. Dieser erlebte mit einem Wochenverlust von 12,9 Prozent eine verheerende Woche. Dies ist vor allem auf einen der fünf Investmentfonds SIF zurückzuführen: SIF Transilvania (SIF3, 0,46 Lei, ISIN ROSIFCACNOR8). Der Fonds hat 90 Prozent des Vorjahresgewinns als Dividende ausgeschüttet, nach Abschluss der Dividendenzeit wurde die Aktie abzüglich der Dividende weiter gehandelt – und noch um einiges weniger. Das erklärt den Wochenverlust von 36,4 Prozent.
Aktie der Woche
In Zeiten mangelnden Vertrauens müssen Pharmawerte immer wieder als sichere Anlagehäfen herhalten. Medikamente werden immer gebraucht und so bleibt diese Branche stets von größeren Krisen verschont, daher lohnt sich ein Blick auf Aktien wie des Pharmaherstellers Biofarm (BIO, 0,1747 Lei, ISIN ROBIOFACNOR9), der seine Quartalsergebnisse veröffentlichte. Zwar musste auch Biofarm einen Rückgang der Geschäfte verkraften, im ersten Quartal gingen die Betriebserlöse (27,4 Millionen Lei) um 4,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal zurück. Doch dank eines positiven Finanzergebnisses konnte der Quartalsverlust ausgebügelt und sogar noch in ein Quartalsplus von 11 Prozent (6,7 Millionen Lei) umgewandelt werden. Der Aktie kamen die guten Ergebnisse jedoch nicht zugute, sie verlor auf Wochensicht 3 Prozent.
Rasdaq
Angesichts der düsteren Gemütslage im Hauptmarkt ist es verwunderlich, dass der Sekundärmarkt nicht noch höhere Kursrückschläge verkraften musste als nur 2,24 Prozent. Um so viel ging der Hauptindex des Sekundärmarktes Rasdaq-C in der vergangenen Woche zurück. Dabei stieg der durchschnittliche Umsatz im Vergleich zur Vorwoche sogar, von umgerechnet 0,053 Millionen Euro auf 0,098 Millionen Euro. Insgesamt jedoch entfernte sich der Rasdaq-C-Index weiter von der 1500-Punkte-Marke.
Devisen
Der Leu stand auch in der vergangenen Handelswoche massiv unter Druck. Seit Ende April, als im Inland politische Umwälzungen stattfanden, verlor die rumänische Währung im Verhältnis zum Euro 1,1 Prozent. Seit Jahresbeginn waren es 2,93 Prozent. Medienberichten zufolge habe die Notenbank BNR am vergangenen Donnerstag und Freitag zur Stützung des Leu eingegriffen. Der langjährige Berater des Notenbankgouverneurs und ehemalige Sprecher der BNR, Adrian Vasilescu, hatte noch am Donnerstag beschwichtigt, es gebe keinen Grund zur Panik. Der Druck auf den Leu sei ausschließlich äußeren Einflüssen zuzuschreiben, es würde nicht gegen den Leu spekuliert werden. Tatsächlich konnte der Leu zum Euro an den letzten beiden Handelstagen etwas aufholen. Am vergangenen Montag kostete ein Euro 4,4421 Lei (+ 0,35 Prozent) und ein US-Dollar 3,4981 Lei (+ 2,26 Prozent).
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