jw. Bukarest - Sollte eine Privatisierung des rumänischen Chemieunternehmens Oltchim nicht bis Ende September über die Bühne gegangen sein, wird das Unternehmen gegen Ende des Jahres abgewickelt. Das verspricht die Regierung laut einem Vertragsentwurf zwischen lokalen Behörden und dem Internationalen Währungsfonds, berichtete die Nachrichtenagentur Mediafax am Dienstag.
Das Unternehmen mit 3500 Mitarbeitern hatte in den letzten Jahren mit starken Verlusten zu kämpfen.
Das Defizit im ersten Quartal 2011 belief sich auf 2,64 Millionen Lei (644.000 Euro) und erscheint noch harmlos im Vergleich zu 2010, wo das Defizit im ersten Quartal 52,8 Millionen Lei (12,9 Millionen Euro) betrug. Der Gesamtverlust betrug 2010 50,0 Millionen Euro. Diese Verluste belasten den Haushalt des Wirtschaftsministeriums, das 54,7 Prozent der Anteile hält. Durch den straffen Zeitplan will sich das Ministerium vor höheren Verlusten schützen.
Auf die Frage, ob im endgültigen Entwurf auch eine Abwicklung des Unternehmens in Betracht gezogen wird, hielt sich Jeffrey Franks, der Delegationsleiter des Internationalen Währungsfonds in Rumänien, bedeckt. Im ersten Quartal diesen Jahres wurde nämlich ein Umsatz von 464,691 Millionen Lei (116,3 Mio. Euro) registriert, das ist eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr um 94 Prozent. Die Verkäufe ins Ausland stiegen im ersten Vierteljahr 2011 dementsprechend um 96 Prozent auf 86,25 Millionen Euro.
Entsprechend gelassen reagierte auch Oltchim-Werksdirektor Constantin Roibu auf den Vorstoß der Regierung und des IWF. Im Oltchim-Chemiewerk in Râmnicu-Vâlcea werden etwa 3500 Angestellte beschäftigt. Oltchim wird mit einem Anteil von 54,79 Prozent vom Wirtschaftsministerium kontrolliert, 12,18 Prozent gehören dem deutschen Chemiekonzern PCC, 11,92 Prozent dem britischen Investmentfond Carlson Ventures. Die Oltchim-Aktien schlossen daraufhin am Dienstag mit einem Plus von 6,82 Prozent.