Die Bukarester Wertpapierbörse schloss in der vergangenen Woche ein bewegtes Jahr ab. In den verbliebenen vier Handelstagen zwischen Weihnachten und Silvester legte der Markt nur leicht zu, der entsprechende Index (BET-C) stieg um nur 0,5 Prozent, bei niedrigen Umsätzen (im Durchschnitt etwa drei Millionen Euro) und leicht ansteigender Marktkapitalisierung (umgerechnet 16,5 Milliarden Euro). Allein am letzten Handelstag sorgte ein Sonderdeal mit 51,9 Prozent des Chemie-Unternehmens Sinteza Oradea (STZ, 0,52 Lei) für ordentlichen Umsatz. Der Mehrheitsaktionär Porto Petrol SRL aus Timişoara/Temeswar hat das Aktienpaket an den Investmentfonds Chemark Invest verkauft. Sinteza setzte 2010 insgesamt etwa 2,3 Millionen Euro um und fuhr knapp 0,4 Millionen Euro Verluste ein. Das Unternehmen aber besitzt Grundstücke im (Buch)Wert von etwa 40 Millionen Euro. Der Preis der Aktie stieg auf Wochensicht um 29,3 Prozent.
Enttäuschendes Börsenjahr
Insgesamt aber hinterließ die Börse 2011 einen bitteren Geschmack der Enttäuschung. Dabei war der rumänische Aktienmarkt in ein verheißungsvolles Jahr 2011 gestartet. Doch von der längeren Liste der erwarteten Listungen staatlicher Betriebe, dem Börsengang des mit einem Vermögen von 3,5 Milliarden Euro zweitgrößten notierten Unternehmens (FP, 0,427 Lei), der Anhebung der Beteiligungsgrenze bei den SIF-Investmentunternehmen blieb kaum noch etwas übrig für die Anleger. Die Angebote von kleinen Aktienpaketen staatlicher Betriebe wurden aufgeschoben; der Verkauf von 9,24 Prozent am größten börsennotierten Unternehmen Petrom (SNP, 0,29 Lei) floppte und drückte somit den Aktienpreis auf Jahressicht um 14 Prozent; die Aktien des Ausgleichsfonds Proprietatea (FP) hielten zwar die Börse am Leben doch der Preis dafür war eine Entwertung um knapp 34 Prozent des Einstiegspreises; schließlich kam die Anhebung der Beteiligungsbegrenzung für SIF-Beteiligungen zu spät, um noch etwas an der Börse zu bewirken – auf Jahressicht konnte sich nur SIF Transilvania (SIF3, Lei) behaupten (+4 Prozent), die übrigen Investmentgesellschaften mussten Kursverluste im zweistelligen Bereich hinnehmen. Zu guter Letzt blieb die Börse auch führungslos, nachdem Valentin Ionescu überraschenderweise gefeuert wurde.
Nicht nur schlechte Nachrichten
Und dennoch gab es nicht nur Hiobsbotschaften vom Parkett, allerdings standen weniger die wirtschaftlichen Stammdaten hinter den überraschenden Entwicklungen mancher Aktien. So zum Beispiel können sich Anleger glücklich schätzen, die auf den Chemie-Riesen Oltchim (OLT, 1,097 Lei) gesetzt hatten. Diese Aktien stiegen im vergangenen Börsenjahr um satte 437,75 Prozent, aufgrund eines Bieterkampfes, der im Hinblick auf eine lang ersehnte Privatisierung des Betriebs entbrannt war. Anders als bei Oltchim, wo sich die Verluste und Schulden türmen, steht es um den Düngemittelhersteller Azomureş (AZO, 1,35 Lei). Hier stimmen die Eckdaten, das Unternehmen aber war bereits in privater Hand. Ein Inhaberwechsel im Dezember 2011 ließ die Aktien auf Jahressicht um 182,4 Prozent klettern.
Rasdaq
Am Sekundärmarkt Rasdaq sorgte ein Sonderdeal mit k fünf Prozent des Kunststoff-Verarbeiters Firm Recom SA (FIMR, 9 Lei) über 0,23 Millionen Euro den Markt noch einmal vor Silvester aufleben. Der Aktienpreis stieg dabei auf sein 52-Wochen-Hoch auf. Ansonsten gab es hier keine Überraschungen, der Tagesumsatz lag wie gewohnt unter umgerechnet 100.000 Euro. Auf Jahressicht bewegte sich der Hauptindex des bereits mehrfach für tot erklärten Marktes kaum, der Rasdaq-C verlor nur sechs Prozent.
Devisen
Für gewisse Unruhe in diesem Jahr sorgte der Wechselkurs der rumänischen Währung zum Euro und zum US-Dollar. Allerdings lässt ein direkter Vergleich des Kurses vom ersten mit jenem vom letzten Handelstag kaum erahnen, wie turbulent es zuweilen am Devisenmarkt hergegangen sein muss. Der Euro verteuerte sich nur um 1,2 Prozent und kostete am ersten Handelstag dieses Jahres 4,3197 Lei, allerdings hatte er im Laufe des Jahres schon mal die 4,5-Lei-Marke getestet im Handel zwischen den Banken. Der US-Dollar holte im Zuge der europäischen Schuldenkrise zum Euro auf und legte auch zum Leu kräftiger zu: Auf Jahressicht verteuerte er sich um 4,2 Prozent und schloss bei 3,3393 Lei. Auf Wochensicht betrug der Kursgewinn jedoch nur 1,7 Prozent.
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