Bukarest (ADZ) - Die rumänische Wirtschaft ist im ersten Halbjahr 2022 um 5,8 Prozent zum Vorjahr gewachsen. Dies geht aus einer am Mittwoch veröffentlichten ersten Schnellschätzung des Nationalen Statistikamtes (INS) hervor. Im zweiten Quartal des laufenden Jahres betrug das Wachstum 5,3 Prozent gegenüber demselben Quartal 2021 sowie 2,1 Prozent gegenüber den ersten drei Monaten 2022. Anfang des Jahres lag das Wachstum zum Vorquartal noch bei 5,1 Prozent.
Zur Auswirkung einzelner Wirtschaftsbereiche auf das Wirtschaftswachstum veröffentlicht INS in seinen Schnellschätzungen noch keine konkreten Daten, aus weiteren Mitteilungen der vergangenen Wochen ist allerdings abzulesen, dass die Industrieproduktion in den ersten sechs Monaten des Jahres zurückgegangen ist (saison- und arbeitstagbereinigt minus 2,7 Prozent gegenüber dem ersten Halbjahr 2021), jedoch der Einzelhandel weiter gewachsen ist (bereinigt plus 6,6 Prozent über den Zeitraum Januar bis Juni 2022). Für den Monat Juni laufenden Jahres wurde jedoch auch im Einzelhandel ein Rückgang von 2,1 Prozent (bereinigt) verglichen zu Mai 2022 verzeichnet, eine Entwicklung, die aufgrund Lohnsteigerungen unter dem Inflationsniveau nicht überrascht: Im Juni lag die Kaufkraft eines Nettodurchschnittslohns (3977 Lei) 2,4 Prozent niedriger als vor einem Jahr, wobei die nominelle Lohnerhöhung 12,3 Prozent, die Teuerung der Verbraucherpreise jedoch rund 15 Prozent erreichte.
Im Außenhandel haben die Importe über das erste Halbjahr weiterhin stärker zugelegt als die Exporte, was sich maßgeblich auf ein höheres Leistungsbilanzdefizit ausgewirkt hat: mit 12,3 Milliarden Euro war der Fehlbetrag 5,1 Milliarden Euro höher als in den ersten sechs Monaten 2021, so die jüngsten Daten der Nationalbank (BNR). Am Arbeitsmarkt hat sich die Lage im laufenden Jahr allerdings stetig entspannt, die Arbeitslosenquote lag INS zufolge im Juni mit 5,3 Prozent 0,5 Prozentpunkte unter dem Niveau Anfang des Jahres, rund 40.000 Personen weniger waren somit arbeitslos.
Vergangene Woche hat die Nationale Prognosekommission (CNSP) die Wachstumsaussichten für 2022 von 2,9 Prozent auf 3,5 Prozent verbessert, für 2023 allerdings von 4,4 Prozent auf 3,7 Prozent gedämpft.