Bukarest (ADZ) - Steigender Binnenkonsum und Industrieproduktion werden Rumäniens Wirtschaft in der zweiten Jahreshälfte ankurbeln, schätzt die italienische Bankengruppe UniCredit. Rumänien hatte einen schwachen Start 2012, mit einem negativen Wachstum von 0,1 Prozent im ersten Quartal, was das Land erneut in die Rezession führte. Mit eine Rolle gespielt haben dabei die Schließung des Nokia-Werks in Jucu bei Klausenburg/Cluj Ende 2011 sowie die allgemein niedrigere Nachfrage bei den rumänischen Ausfuhren.
UniCredit hat seine Prognose für das Wirtschaftswachstum Rumäniens nach unten korrigiert: von ursprünglich 1,2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) auf 0,5 BIP-Prozent in diesem Jahr und im nächsten Jahr 2013 von ursprünglich 2,3 BIP-Prozent auf 1,7 BIP-Prozent.
Der Binnenkonsum aber wird nach Angaben der UniCredit-Experten in Rumänien wachsen, weil öffentlich Bedienstete ab Juni 8 Prozent mehr Lohn und ab Dezember weitere 7,4 Prozent bekommen sollen und einem Teil der Rentner die illegal einbehaltenen Sozialabgaben kurz vor den Parlamentswahlen im Spätherbst wohl zurückerstattet werden. Auch die Industrieproduktion soll 2012 um 0,4 Prozent wachsen, vor allem infolge der von Neuaufträgen von einer starken deutschen Wirtschaft. Die Abhängigkeit Rumäniens von der deutschen Wirtschaft ist in den vergangenen drei Jahren konstant gestiegen, bemerken die UniCredit-Experten.
Die wachsende Wirtschaftsleistung Rumäniens werde zurzeit vom Einzelhandel (plus 3,8 Prozent im ersten Quartal) und von einem Plus von 14,8 Prozent des Bausektors getragen. Der private Konsum ist zunächst auf plus 0,9 Prozent abgebremst, gegenüber dem letzten Quartal sind es sogar 1,9 Prozent.
Rumänien scheint allerdings das am besten vorbereitete Land in der Region auf weitere negative Entwicklungen in Griechenland zu sein, meinen die Uni Credit-Analysten. Dies auch dank des sogenannten vorbeugenden Kreditabkommens (precautionary agreement) mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF), bei dem das Land notfalls Geld abrufen kann.