Rumänische Unternehmer profitieren zunehmend vom allgemeinen Wirtschaftsaufschwung, den das Land in den vergangenen Jahren verzeichnet hat und auch heuer erleben wird. Die Bukarester Wirtschaftszeitung „Ziarul Financiar“ berichtet des Öfteren über Erfolge, steigende Umsatzzahlen und Wachstumspläne einheimischer Unternehmer aus fast allen Bereichen der Industrie, der Landwirtschaft und des Einzelhandels. Die rumänischen Verbraucher bescherten den meisten unter ihnen schwarze Zahlen, die Aussicht auf gesteigerte Absätze lässt nicht nur bereits seit zweieinhalb Jahrzehnten erprobte Unternehmer kühne Zukunftspläne schmieden, auch Jungunternehmer versuchen vermehrt ihr Glück in der wachsenden rumänischen Wirtschaft. Zum einen sind es jene familiengeführten Firmen, die sich Anfang der 1990er Jahre auf den Markt wagten, zahlreiche Krisen durchmachen mussten und teilweise nun in die Hände der zweiten Generation übergeben wurden, zum anderen sind es Neulinge, manche sogar unter 25 Jahre alt, die ihre Eltern überreden, das gesparte Geld in kleine Unternehmen zu investieren, manche mit guten Aussichten auf Erfolg. Nur vor dem Schritt in das Ausland wehren sich viele der rumänischen Kapitalisten, vor allem der Lebensmittelindustrie will die Etablierung auf ausländischen Märkten und die Ankurbelung der Exporte nicht so richtig gelingen.
Insbesondere kleine und mittelständische Unternehmer im Agrarbereich erleben zurzeit eine heiße Wachstumsphase, der Appetit der Verbraucher auf einheimische Produkte verzeichnet, nach Jahren des bevorzugten Konsums ausländischer Ware, eine stetig steigende Tendenz, obwohl das Land weiterhin ein Nettoimporteur von landwirtschaftlichen Erzeugnissen bleibt. Ein Beispiel aus dem oltenischen Kreis Gorj, wo ein Jungunternehmer, der 21-jährige Ionel Burtea, in seiner Heimatstadt }icleni etwa 100.000 Euro in eine fünf Hektar große Himbeer- und Brombeer-Plantage investiert hat, im vergangenen Jahr zwei Tonnen Brombeeren und eine halbe Tonne Himbeeren geerntet und diese der Carrefour-Filiale in der Kreisstadt Târgu Jiu, einigen Konditoreien sowie direkt den Endverbrauchern für 10 bis 15 Lei pro Kilogramm verkauft hat.
2017 will der junge Burtea 15 Tonnen Himbeeren und 20 Tonnen Brombeeren pro Hektar ernten, da die Sträucher nun die Produktionsreife erreichen werden. In Ţicleni plant der Unternehmer den Bau einer Konfitürefabrik, seine Erzeugnisse sollen dann landesweit angeboten werden. Ähnliche Pläne, doch in einer anderen Größenordnung, schmiedet die Familie Bobu in Vicovu de Sus im Kreis Suceava. Die Eigentümer der Unternehmensgruppe Marelbo, die Schuhe, Gürtel und sonstige Ledererzeugnisse herstellt und landesweit über 49 Filialgeschäfte verkauft, meldeten für das Jahr 2016 einen Umsatzplus von etwa 20 Prozent bis auf 58 Millionen Lei, das sind umgerechnet knapp 13 Millionen Euro. In der Schuhfabrik in Vicovu de Sus werden täglich 2700 Paar Schuhe und 200 Gürtel produziert, verkauft werden sie in Österreich, Italien, Spanien, Deutschland und der Ukraine, dieses Jahr soll der Schritt über den Ozean, nach Kanada, gewagt werden.
Auf fast 100 Millionen Euro beziffert sich der Gesamtumsatz der Unternehmensgruppe Diana aus dem Kreis Vâlcea, die 1991 gegründet wurde, mittlerweile von der zweiten Generation der Familie Crăciunescu geführt wird und 44 Lebensmittelgeschäfte sowie einen Schlachthof und eine Fleisch- und Wurstwarenfabrik betreibt. 80 Tonnen Fleisch und Wurstwaren stellt die Unternehmensgruppe täglich her, sie werden in den Kreisen Vâlcea, Argeş, Olt und Gorj in den eigenen Lebensmittelläden verkauft, aber auch durch die großen Einzelhandelsketten, die in diesem Landesteil tätig sind. Über 50 Prozent des Umsatzes werden durch den Verkauf von frischem Schweinefleisch erzielt, 2017 sollen mindestens sechs neue Diana-Filialen eröffnet werden.
Auch die Baumaterialienindustrie will heuer expandieren, die in Mühlbach/Sebeş beheimatete Firma Elis Pavaje plant eine Investition in Höhe von 10 Millionen Euro in die Errichtung einer neuen Fabrik für Pflastersteine, Platten und Dielen in Secuienii Noi, Kreis Neamţ. Die Gesamtproduktionskapazität von Elis Pavaje wird somit 15.000 Quadratmeter Pflaster pro Tag erreichen, ab Juli sollen in der neuen Fabrik die ersten Platten gegossen werden, die Fabrik wird vornehmlich der Belieferung von Ostrumänien dienen. Elis Pavaje betreibt Produktionsstandorte in Petersdorf/Petreşti bei Mühlbach sowie in Stoeneşti im Kreis Prahova. Das Unternehmen wurde 1991 gegründet, damals lag die Produktionskapazität bei sechs Quadratmeter Pflaster pro Tag. 2016 meldete die familiengeführte Unternehmensgruppe einen Umsatz von 161 Millionen Lei, sie beschäftigt knapp 400 Mitarbeiter.