27 Jahre nach der Wende belegt der Kreis Temesch/Timiş in der landwirtschaftlichen Statistik Rumäniens weiterhin einen führenden Platz. Zählte der westrumänische Kreis bis 1989 zu den Spitzenproduzenten von Schweinefleisch in der sozialistischen Landwirtschaft, so kommt auch heuer das meiste in Rumänien hergestellte Schweinefleisch aus dem Banater Landkreis. So eine von der Internetseite economica.net vor Kurzem veröffentlichte Statistik, die auf Daten des Nationalen Instituts für Statistik zurückgeht. Die Produktion von Schweinefleisch lag am 31. Dezember 2016 im Kreis Temesch bei 224.500 Tonnen Schlachtgewicht, dies entspricht einem Drittel der Gesamtproduktion von 693.000 Tonnen. Den zweiten Platz nimmt der Kreis Jassy/Iaşi ein, jedoch wurden hier nur 33.100 Tonnen Schweinefleisch verarbeitet, viel weniger als in Temesch. Mit 26.600 Tonnen folgt in der Statistik der Kreis Kronstadt/Braşov.
Die verhältnismäßig hohe Produktion, die der Kreis Temesch verzeichnet, ist auf den chinesisch-amerikanischen Konzern Smithfield zurückzuführen, der 2004 den 1967 gegründeten staatlichen Schweinemastbetrieb Comtim übernahm und in der Folge wieder aufbaute. Inzwischen hat Smithfield, das 20.000 Hektar Ackerland in den Kreisen Temesch und Arad bewirtschaftet, die Exporte von Schweinefleisch wieder aufgenommen. Im Kreis Kronstadt ist der größte Produzent von Schweinefleisch das Familienunternehmen Sergiana, das bei Schirkanyen/Şercaia 50.000 Schweine pro Jahr züchtet. Ein weiteres Familienunternehmen aus dem Kreis Kronstadt ist Carmolimp, beide Unternehmen stellen Fleisch- und Wurstwaren her und betreiben eigene Geschäfte, um nicht in volle Abhängigkeit von den großen Einzelhandelsketten zu geraten.
Das meiste Geflügelfleisch kommt aus dem Kreis Buzău, 116.000 Tonnen und 20,5 Prozent der landesweiten Produktion stammen aus diesem südostrumänischen Kreis. Der größte Geflügelfleischproduzent in Buzău ist die Firma Aaylex, sie gehört rumänischen Unternehmern und exportiert nach Großbritannien, Italien, Frankreich, Griechenland und Deutschland. 1998 übernahm sie die ehemalige staatliche Hühnerfarm Avicola Buzău. Rumäniens zweitgrößter Hersteller von Geflügelfleisch liegt im Kreis Bacău, mit einer 2016 erzielten Produktion von 49.000 Tonnen Geflügelfleisch belegt der moldauische Kreis den zweiten Platz in der einschlägigen Statistik. Die in Bacău beheimatete Agricola International-Gruppe setzte 2016 knapp 400 Millionen Lei um.
36.400 Tonnen Geflügelfleisch kamen im vergangenen Jahr aus dem Kreis Kronstadt, die aus dem Kreis Alba stammende Transavia-Unternehmensgruppe von Ioan Popa betreibt bei Heldsdorf/Hălchiu zwei große Hühnerfarmen, hat aber Standorte auch in den Kreisen Alba, Klausenburg/Cluj, Hermannstadt/Sibiu, Temesch, Karasch-Severin/Caraş-Severin, Harghita und Ilfov.
Rumäniens Milch kommt aus den nördlichen Kreisen Suceava und Maramureş, dort wurden 2016 jeweils etwa 2,2 Millionen Hektoliter hergestellt. Auch der Kreis Mureş belegt einen Spitzenplatz in der Statistik der Milchherstellung. In Suceava sorgt für ein Großteil der Milchproduktion der französische Multi Lactalis, der inzwischen den rumänischen Markt beherrscht, nachdem er zunächst das Unternehmen LaDorna in Vatra Dornei und dann das Familienunternehmen Albalact in Oiejdea bei Karlsburg/Alba Iulia aufgekauft hat. Bis 2015/2016 war Albalact Rumäniens größter Molkereibetrieb, der sich nicht in ausländischer Hand befand.
Ist die Getreideproduktion mit ihren traditionellen Zentren in der Westlichen Tiefebene sowie im Bărăgan bereits fest in der Hand großer ausländischer Konzerne, wird in der Viehhaltung noch immer ein Kampf zwischen dem rumänischen Kapital und dem ausländischen ausgetragen. Die Geflügelproduktion ist noch rumänische Sache, während bei Schweinefleisch es kein Einheimischer mit dem Smithfield-Konzern (hinter dem die staatliche chinesische Shuanghui International Holdings steht) aufnehmen kann. Der Viehbestand in den Privathaushalten nimmt unter diesen Umständen kontinuierlich ab, selbst in dem landwirtschaftlich starken Kreis Temesch gibt es mittlerweile Großgemeinden, wo von ehemals mehreren hundert Kühen heute nur noch weit unter 100 auf die Dorfweide geführt werden.