Bukarest (ADZ) - Bei der monatlichen Mitgliederversammlung der Deutsch-Rumänischen Industrie- und Handelskammer (AHK) am Dienstag hat der Präsident des Rumänischen Instituts für Bewertung und Strategie (IRES), Vasile Dâncu, in einem Vortrag soziale und politische Risiken für das laufende Jahr dargelegt.
Die politischen Risiken betreffen vor allem die Wahlen sowie die Nichtabrufung von EU-Geldern. Im Zusammenhang mit den Wahlen im Herbst sieht Dâncu besonders die Gefahr, dass unwirtschaftliche Staatsausgaben getätigt werden. Die Abrufung der sechs Milliarden Euro EU-Fonds, welche Rumänien in diesem Jahr zur Verfügung stehen, sei besonders wichtig, auch weil laut IRES-Studien 2012 mit einem weiteren Rückgang von bis zu 20 Prozent der Auslandsinvestitionen zu rechnen ist.
Tiefer ging Vasile Dâncu auf die sozialen Risiken und Probleme ein und schlug diesbezüglich einen leicht optimistischeren Ton an. Zwar ist Rumänien weiterhin ein Land mit einem schlecht ausgeprägten Sozialkapital und somit erschwerter Zusammenarbeit zwischen den Leuten, sowie eher wenig Vertrauen in Personen außerhalb der eigenen Familie, aber Umfragen ergeben, dass Rumänen die Entwicklung der Gesellschaft, sowie die eigene, optimistischer sehen als noch ein Jahr zuvor. Im Zusammenhang mit den Protesten in diesem Winter hob Dâncu zwei leicht paradoxe Tatsachen hervor. Einerseits seien diese nicht eingetreten als der Lebensstandard und die Zukunftshoffnungen einen Tiefpunkt erreicht haben (im Dezember 2010), sondern nachdem die Lage sich leicht verbessert hat und die Zukunftserwartungen (als Folge) stark gestiegen sind. Andererseits haben Proteste und Regierungswechsel das Vertrauen der Bevölkerung in Regierungsinstitutionen erhöht.
Das Vertrauen der rumänische Bürger in die EU hat verglichen mit der Vorkrisenzeit von über 80 Prozent auf knapp unter 50 Prozent abgenommen, was Vasile Dâncu allerdings positiv bewertet. Früher hätten Rumänen in der EU eine Art Weihnachtsmann gesehen, was nun nicht mehr der Fall sei. Hingegen würde das Bewusstsein für die Wichtigkeit des eigenen Handelns, sowohl als Gesellschaft als auch als Individuen, wachsen.
Die besten Beziehungen hat Rumänien aus Sicht der Bevölkerung mit den USA, wobei eine Verbesserung der Beziehung vor allem mit Deutschland gewünscht wird. Auf der anderen Seite sei das Rumänien-Bild in Deutschland weniger von guten oder schlechten Vorurteilen sondern mehr von Unwissen geprägt.