Stahlwerk Ferdinandsberg zu verkaufen

Mechel Steel Moskau verkauft fast alle Rumänien-Aktiva

Ferdinandsberg - Vergangenes Wochenende teilte der russische Konzern Mechel Steel seine Absicht mit, seine Werke in Rumänien zu verkaufen. Zu diesen gehört auch das Stahlwerk in Ferdinandsberg/Oţelu Roşu, besser bekannt nach seinem vorherigen Namen Ductil Steel, als es in italienischem Besitz war. Die Werksleitung in Ferdinandsberg hielt sich den Medien gegenüber mit „Kein Kommentar“ an den von Moskau verpassten Maulkorb, aber Gewerkschaftschef Victor Sabău konnte nähere Auskünfte geben.

„Die Entscheidung geht von den Hauptgesellschaftern von Mechel in Moskau aus und betrifft nicht nur Rumänien. Am vergangenen Freitag entschied man in Moskau, laut der Website der Wirtschaftspublikation kommersant.ru, teilweise oder ganz Werke in Russland, der Ukraine, Litauen, Kasachstan, Bulgarien, Großbritannien und Rumänien zu verkaufen. In Rumänien sollen Mechel Târgovişte, Mechel Câmpia Turzii, Laminorul Brăila und Ductil Steel Ferdinandsberg verkauft werden, wovon der Mutterkonzern eine Gesamteinnahme von mindestens 150 Millionen Dollar erwartet.“
Konkretes sei in Ferdinandsberg bisher laut Sabău nicht bekannt, allerdings brodle die Gerüchteküche – wie immer in solchen Fällen. „Mir fällt es allerdings schwer, den Ursprung dieser Verkaufsidee nachzuvollziehen“, meinte Sabău. „Tatsache ist, dass hier gegenwärtig die Produktion eingestellt ist, aber nur bis zum 1.Oktober, hat es geheißen. Und der Produktionsstopp hat als einzigen Grund die Durchführung der anstehenden Instandhaltungs- und Reparaturarbeiten gehabt – die seit Langem geplant waren. Es entbehrt aber jeder Logik, in einem Werk, das geschlossen werden soll (wie die Gerüchteküche behauptet), vorher Instandhaltungs- und Reparaturarbeiten durchzuführen. In allen meinen Diskussionen mit den Aktionärsvertretern und der Werksleitung war nie von einem definitiven Produktionsstopp die Rede. Wie man es hier befürchtet.“

Tatsache sei allerdings, dass ab dem 1. November bei Ductil Steel Ferdinandsberg Reorganisierungen anstehen: 101 Posten sollen gestrichen werden, 94 Personen werden arbeitslos (die anderen gehen in Rente). Das ist auch schon beim Territorialinspektorat für Arbeit (ITM) in Reschitza notifiziert worden. Mehr sei aber nie zur Sprache gekommen.
Es sei auch bereits geregelt, wie die Abfindungen aussehen werden für diejenigen, die arbeitslos werden: jene ohne oder mit geringem Dienstalter bekommen drei Monate ausgezahlt, die mit längerer Dienstzeit kriegen für jedes Arbeitsjahr 40 Prozent des Bruttolohns für jedes einzelne Arbeitsjahr.

Insgesamt gibt es zur Stunde in Ferdinandsberg im Stahlwerk 560 Arbeitnehmer und die Auftragsbücher sind praktisch voll. Sabău: „Wir verfügen über einen Alteisenvorrat von 40.000 Tonnen, haben im November und Dezember monatliche Aufträge von 20.000 Tonnen zu honorieren  und haben für 2013 eine Jahresproduktion von 360.000 Tonnen im Visier. Ich würde Ductil Steel Ferdinandsberg in der gegenwärtigen Lage als durchaus gesundes Unternehmen bezeichnen.“
Laut kommersant.ru wollen die Gesellschafter von Mechel durch den Verkauf von Aktiva zu Geld kommen, mit dem ein Bergbauprojekt finanziert werden soll. Dazu soll die Eastern European Steel Division SRL, welche die osteuropäischen Aktivitäten für Mechel Steel koordiniert, zusammengeschrumpft werden. Von den 2002 durch Mechel zusammengekauften rumänischen Schwerindustriewerken will Moskau nur Ductil Steel Buzău und Mechel Reparaţii Târgovişte behalten. Die zum Verkauf angebotenen Werke „passen nicht mehr in die neue Strategie des Konzerns“, verlautete Mechel aus Moskau. Gleichzeitig betont die Konzernleitung, „der Verkauf heißt nicht automatisch die Einstellung der Produktion“, wohl um Unruhen und weiteren Gerüchten vorzubeugen. Eingeräumt wird aber auch von Mechel, dass die großangelegte Verkaufsmaßnahme nicht nur der Geldbeschaffung für den Einstieg in ein Bergbauprojekt dient, sondern auch der Schuldentilgung.