Studie: Progressivsteuer könnte in Rumänien 12 Mrd. Euro Einnahmen erzeugen

EU-Bericht: Hohe Einkommen in Rumänien niedrig besteuert

Symbolbild: pixabay.com

Bukarest (ADZ) - Entsprechend einem kürzlich veröffentlichten und am Donnerstag von der rumänischen Wirtschaftspresse aufgegriffenem EU-Steuerbericht (Annual report on taxation 2025) könnte die Einführung einer progressiven Einkommenssteuer in Rumänien Steuereinkünfte von zusätzlich 11,8 Milliarden Euro (rund 59 Mrd. Lei) generieren.

In dem Rechenbeispiel wird die Ersetzung der einheitlichen Einkommenssteuer von 10 Prozent durch ein dreistufiges System von 6, 12 bzw. 18 Prozent simuliert. Die niedrigste Stufe würde dabei bei Einkommen bis 33 Prozent des Durchschnittseinkommens greifen, die mittlere Stufe bis zum Durchschnittseinkommen und was darüber liegt mit 18 Prozent besteuert. Neben den erzielten Mehreinnahmen würde in der Simulation auch die Ungleichheit leicht verringert, das ärmste Zehntel würde sehr leicht erhöhte Einkommen verzeichnen (+0,16%), während bei den reichsten zehn Prozent der Haushalte durchschnittlich Nettoeinbussen von 4,43 Prozent registriert würden. Weitere Auswirkungen auf Beschäftigung, Kapitalbildung oder Bruttoinlandsprodukt (BIP) werden dabei nicht mit simuliert, jedoch gehen die Autoren der Studie davon aus, dass grundsätzlich eher positive Effekte für die Beschäftigung, besonders bei Niedrigverdienern, und Produktion zu erwarten seien.

Wenig Einkünfte aus Einkommenssteuer

In dem Bericht wird weiter aufgezeigt, dass der Spitzensatz bei der Einkommenssteuer in Rumänien und Bulgarien mit 10 Prozent derzeit weit unter dem EU-Schnitt von rund 40 Prozent liegt, die höchsten Werte verzeichnen Dänemark (55,9%), Frankreich (55,4%), Österreich (55%), und Belgien (53,4%). Auch wird darauf hingewiesen, dass in Rumänien die Steuereinnahmen aus der persönlichen Einkommenssteuer EU-weit mit 9,5 Prozent (gleichauf mit Kroatien) an allen Steuereinkünften den kleinsten Anteil haben – der EU-Schnitt liegt bei 23,9 Prozent (was in etwa 9,3 Prozent des BIP entspricht), während die Höchstwerte in Dänemark (57,1% aufgrund bestimmter Eigenheiten im Steuersystem), Schweden (32,7%) und Irland (30,9%) verzeichnet werden.

Die Lücke bei der Einbehaltung der Mehrwertsteuer von rund 30 Prozent im Jahr 2022 – bei Weitem der höchste Wert unter den EU-Ländern – wird in dem Bericht auch erwähnt, gleichzeitig aber auch aufgezeigt, dass seit 2020 (36,4%) ein deutlicher Rückgang bemerkbar ist. Dennoch machen die Steuereinnahmen aus der Mehrwertsteuer rund 25 Prozent aller Steuereinkünfte des rumänischen Staates aus, ein Wert deutlich über dem EU-Schnitt von etwa 18 Prozent. Dies bedeutet wiederum nicht, dass der Konsum in Rumänien im EU-Vergleich hoch besteuert wird, der implizite Steuersatz auf den Verbrauch liegt dem EU-Bericht nach bei 14,3 Prozent, der zweitniedrigste in der EU und etwa zwei Prozentpunkte unter dem Durchschnitt. Allerdings sind die Einnahmen des rumänischen Staates verhältnismäßig sehr niedrig, während im EU-Schnitt durchschnittlich 39 Prozent des Bruttoinlandsprodukts besteuert werden, mit Werten über 43 Prozent der Wirtschaftsleistung in Frankreich, Dänemark und Österreich, liegen die Steuerquoten dem Bericht nach in Rumänien, Irland und Malta unter 27 BIP-Prozent.