Sofia (Mediafax/ADZ) - Der Energie- und Wirtschaftsminister Bulgariens, Deljan Dobreff, kündigte nach einem Moskaubesuch an, dass der staatliche russische Gasriese Gazprom für neun Monate Bulgarien einen Preisnachlass von 11 Prozent für laufende Erdgaslieferungen gewährt. Bulgarien zahlte bislang 600 Dollar für 1000 Kubikmeter Erdgas. Neun Monate lang liefert Gazprom Bulgarien nun Erdgas für 534 Dollar/Kubikmeter.
Laut Novinite, das von Mediafax zitiert wird, gewährte Gazprom diesen Preisnachlass aufgrund von Gesprächen Dobreffs in Moskau mit dem russischen Wirtschaftsminister Sergej Smatko, an deren sich auch Gazprom-Chef Alexej Miller beteiligte. Miller meldete das Gazprom-Interesse am Bau einer mit Erdgas betriebenen Energiezentrale im bulgarischen Belene an, die an Stelle eines Kernkraftwerks errichtet werden soll, auf dessen Bau Bulgarien verzichtet hat.
Vergangenen Mittwoch beschloss die von Bojko Borisoff geführte Regierung Bulgariens, das Projekt des Baus des Kernkraftwerks von Belene durch die Russen von Atomstrowexport (ein Subsidiärunternehmen des russischen Kernkraftriesen Rosaton) aufzulassen. Ursprünglich sollte Atomstrowexport zwei Atomreaktoren von je 1000 MW nach Belene liefern und installieren. Das Projekt sei zu teuer und kaum machbar, entschuldigten sich die Bulgaren. Allerdings wolle Bulgarien alle bereits in Rußland dafür produzierten Ausrüstungen bezahlen, war aus Sofia verlautbart worden. Im Laufe des April soll die genaue Summe bekanntgegeben werden.
Rußland seinerseits hat angekündigt, sich an „allen Aktivitäten zu beteiligen, die zur Umformung der Bauteile für die beiden Kernreaktoren des Belene-Projekts in einen einzigen Kernreaktor führen sollen“, der dann im bestehenden Kernkraftwerk Kosloduj an der Donau angebaut wird. Wir erinnern daran, dass das Kernkraftwerk Kosloduj ob seiner veralteten Technik als eines der sicherheitsmäßig gefährlichsten Kernkraftwerke des Balkans gilt.
In Moskau seien Aspekte der Entschädigungen Bulgariens an Rußland wegen des Auflassens des bereits vertraglich festgeschriebenen Projekts des Kernkraftwerks Belene nicht angesprochen worden, behauptete Bulgariens Wirtschaftsminister Dobreff.