Bukarest/Luxemburg (ADZ/dpa) - Das Wirtschaftswachstum Rumäniens hat im dritten Quartal des laufenden Jahres einen Dämpfer erhalten. Im Vergleich zum dritten Quartal des Krisenjahres 2020 liegt zwar noch ein Wachstum von 8,0 Prozent vor, gegen-über dem zweiten Quartal legte die Wirtschaftsleistung aber nur noch 0,3 Prozent zu – im zweiten Quartal waren es noch 1,5 Prozent gegenüber dem Vorquartal. Wie aus einer am Dienstag vom Nationalen Statistikamt (INS) vorgestellten Schnellschätzung weiter hervorgeht lag das Bruttoinlandsprodukt (BIP) über die ersten neun Monate des Jahres saisonbereinigt 6,8 Prozent über dem Niveau der ersten drei Quartale 2020.
Die Entwicklung liegt unter den Erwartungen mehrerer Analysten. Dem Nachrichtenportal Profit.ro zufolge hat die Erste Bank nach Veröffentlichung der Quartalszahlen die Wachstumsprognose für das laufende Jahr von 7,4 auf 6,4 Prozent reduziert, während die ING Bank nun 6,5 statt vorher 7,5 Prozent veranschlagt. Laut dem Chefökonomen der rumänischen Erste-Bank-Tochter BCR ist die Industrieproduktion im dritten Quartal 2021 um 4,6 Prozent zum Vorquartal zurückgegangen, während im Bausektor der Rückgang bei über 10 Prozent lag und sich das Wachstum im Einzelhandel auf 1,3 Prozent verlangsamt hat. In der Landwirtschaft sei dafür eine gute Entwicklung zu verzeichnen. INS wird in einer Schätzung Anfang Dezember die Beiträge der einzelnen Sektoren zur Wirtschaftsentwicklung genauer vorstellen.
Die Nationale Prognosekommission (CNSP) erwartet entsprechend ebenfalls am Dienstag vorgestellten Daten für 2021 weiter einen Zuwachs des BIP von 7 Prozent, dies entspricht auch der Prognose der EU-Kommission, die kürzlich die Erwartungen um 0,4 Prozent nach unten korrigiert hat. Laut der Nachrichtenagentur Agerpres erwartet CNSP für Ende des Jahres ein Konsumwachstum gegenüber 2020 von 6,4 Prozent, 8,2 Prozent mehr Investitionen, ein Leistungsbilanzdefizit von 6,3 BIP-Prozent (2020 5,0 BIP-Prozent) und eine Inflationsrate von 7,7 Prozent.
Wirtschaftswachstum in der Eurozone beschleunigt sich im Sommer etwas
Laut dem Statistikamt Eurostat hat sich in der Eurozone das Wirtschaftswachstum im Sommer leicht beschleunigt. Im dritten Quartal sei das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 2,2 Prozent im Quartalsvergleich gestiegen (EU-weit 2,1 Prozent), teilte Eurostat am Dienstag nach einer zweiten Schätzung mit. Damit wurde eine vorherige Schätzung bestätigt. Im zweiten Quartal war die Wirtschaft um 2,1 Prozent gewachsen (EU-weit 2,0 Prozent).
Zwischen den Ländern mit der gemeinsamen Eurowährung gibt es aber merkliche Unterschiede. Unter den großen Mitgliedsländern verzeichnete Frankreich mit 3,0 Prozent das höchste Wachstum im Quartalsvergleich. Auch in Italien lag es mit 2,6 Prozent überdurchschnittlich hoch. Spanien mit 2,0 Prozent und Deutschland mit 1,8 Prozent schnitten merklich schwächer ab. Im Vergleich zum entsprechenden Vorjahresmonat wuchs die Wirtschaft der Eurozone um 3,7 Prozent. Auch hier wurde die Erstschätzung bestätigt.
Unter den EU-Ländern, die bisher Daten für das dritte Quartal veröffentlicht haben, hat Rumäniens Wirtschaft im Quartalsvergleich mit 0,3 Prozent Wachstum eine der schlechtesten Entwicklungen abgelegt, liegt mit 8,0 Prozent im Jahresvergleich aber an erster Stelle. Interims-Premierminister Florin Cîțu (PNL) nahm letztere Daten zum Anlass, um auf Facebook die „lieben Rumänen“ für das höchste Wirtschaftswachstum der EU im dritten Quartal zu beglückwünschen.