Bukarest (dpa/ADZ) - Rumänien hat am Montag den Vertrag zum Bau eines Autobahn-Teilstücks mit dem französischen Konzern Colas gekündigt. Als Grund gab Verkehrsministerin Anca Boagiu (PDL) an, dass Colas 16 Millionen Euro mehr als ursprünglich vorgesehen für das Projekt verlange und zudem die Arbeiten verzögert habe. Dies ist das zweite gescheiterte Autobahnprojekt Rumäniens mit einer französischen Firma, nachdem vor einem Jahr der französische Konzern Vinci den Vertrag für eine andere Autobahn in Rumänien gekündigt hat.
Colas hätte laut Vertrag aus dem Jahr 2008 für 224 Millionen Euro 20 Kilometer Autobahn auf der Strecke Cernavoda-Medgidia in Ostrumänien bauen sollen. Damit wäre die Autobahn-Verbindung zwischen der Hauptstadt Bukarest und dem Schwarzen Meer nahezu vervollständigt worden. Die Ministerin Boagiu sagte, die Kündigung des Vertrags sei „ein starkes Signal“. Jeder müsse verstehen, „dass Rumänien kein herrenloses Land ist“, in dem Baufirmen ihre Verpflichtungen nicht zu respektieren hätten. Colas habe mehr Geld verlangt mit der Begründung, dass die rumänischen Behörden zwischendurch die vorgesehene Route verändert hätten.
Boagiu hielt dagegen, dass die neue Route um 5,0 Millionen weniger kosten würde. Colas wiederum erklärte nach Angaben der Nachrichtenagentur Mediafax, dass ausbleibende Baugenehmigungen für Teilstücke das Projekt verzögert hätten. Colas kündigte an gegen die Vertragskündigung klagen zu wollen, auch kündigte das Unternehmen an, sich aus Rumänien zurück zuziehen. Etwa 4000 Arbeiter würden ihren Job verlieren. Bisher sind in Rumänien insgesamt nur zwei längere Autobahnstrecken befahrbar. Ein 100 Kilometer langes Stück der A1 führt von Bukarest nach Pitesti.
Die „Sonnen“-Autobahn aus Bukarest Richtung Schwarzes Meer führt bisher nur bis nach Cernavodã. In Siebenbürgen stockt seit Jahren der Bau der Bechtel-Autobahn, die insgesamt 415 Kilometer lang werden soll. Die schlechte Verkehrs-Infrastruktur bringt Rumänien nach Ansicht vieler Experten große Wettbewerbsnachteile.