Bukarest - Die Energiebranche ist derzeit die profitabelste in Rumänien, soviel ist sicher. Unter den 100 Unternehmen, die 2010 die größten Gewinne einfuhren, sind 22 im Energiesektor tätig – mehr als in jeder anderen Branche. Unter den sieben Spitzenreitern sind fünf Energiekonzerne, der Erdölriese Petrom liegt auf Platz eins. Wie steht es um die rumänische Energiebranche eigentlich?
Große Öl- und Gasvorkommen
Im Vergleich zu anderen Ländern der Region schneidet Rumänien durch die großen Rohstoffvorkommen überdurchschnittlich gut ab. Das Potential ist jedoch noch längst nicht ausgenutzt – die internationale Handelskammer Ulm bescheinigt dem Energiesektor verglichen mit anderen Branchen in Rumänien die höchste Wachstumsrate. Auch ausländische Investoren wittern Chancen, sowohl bei fossilen als auch bei erneuerbaren Energien. Der Markt für Erdöl und Erdgas wird bisher jedoch vor allem von OMV Petrom und Romgaz bestimmt. Laut der deutschen Gesellschaft für Außenwirtschaft und Standortmarketing besitzt Petrom noch einige nicht ausgeschöpfte Ölquellen bei Arad und Ploie{ti, Öl-Experten hätten aber bereits weitere Investitionen in neue Lagerstätten angekündigt. Dies rufe insbesondere das Interesse kanadischer und amerikanischer Unternehmen hervor, die auf diesen Bereich spezialisiert sind. Während Öl vor allen Dingen in der Region nördlich von Bukarest gefördert wird, konzentriert sich der Gasabbau zum Großteil auf Siebenbürgen.
Erneuerbare Energien im Fokus
Besonderes Augenmerk liegt im Moment auf den erneuerbaren Energien und ihre Nutzbarkeit in Rumänien. Noch wird wenig Energie aus den sogenannten alternativen Energiequellen gewonnen, das soll sich aber ändern. Das staatliche Unternehmen Hidroelectrica (im Profit-Ranking siebtplaziert) kündigte laut IHK Ulm diverse Wasserkraftprojekte an, die österreichische Schweighofer-Gruppe (achtplatziert) betreibt Rumäniens größte Biomassekraftwerke. Lukrativ scheinen auch Investitionen in die Windenergie. Eine Anfang August veröffentlichte Studie der Europäischen Gesellschaft für Windenergie, hält eine Steigerung der derzeitigen Kapazitäten um das siebenfache bis 2020 für möglich, berichtet das österreichische Wirtschaftsblatt. Von allen Regionen Rumäniens sei die Dobrudscha und der Südosten für große Windparks am besten geeignet.
Die spanische Firma Iberdrola plant hier den größten Windpark der Welt. Die guten Aussichten werden nur durch das nationale Stromnetz getrübt, das zu geringe Transportkapazitäten aufweist. Umweltschützer kritisieren außerdem, dass die Windparks die Zugvögel auf ihren Flugrouten behindern. Sie schlagen vor, die Windräder während der Migrationszeit anzuhalten. Die Investitionen in die rumänische Energiebranche werden jedoch wohl kaum zu stoppen sein. Nicht unwahrscheinlich, dass auch im kommenden Jahr Energieunternehmen wieder Spitzenplätze in den Profit-Rankings einnehmen werden.