Der 72. Band, den der Kultur- und Erwachsenenbildungsverein „Deutsche Vortragsreihe“ Reschitza veröffentlicht und zur Eröffnung der Kulturdekade des Banater Berglands vorstellen lies, ist nicht nur von außen sehr bunt, sondern auch innen so inhaltsreich wie das Programm der diesjährigen Kulturdekade, mal 25. Denn es umfasst, wie der Titel es bereits verrät, die vorangegangenen Auflagen dieser fast schon unglaublich vielseitigen und großen Veranstaltungsreihe einer doch zahlenmäßig relativ kleinen deutschen Gemeinschaft aus Rumänien, wie es die Berglanddeutschen heute sind. Weil bekannterweise „ein Bild mehr als ein Tausend Worte sagt“, so umfassen die fast 150 Seiten wenig Worte, dafür umsomehr Bilder (mehr als 1500), die damit Bände von dem sprechen, was diese fleißigen, beherzten Menschen in einem Vierteljahrhundert geleistet und aufgebaut haben in der Bemühung, ihre Kultur, ihre Tradition und ihren Glauben zu bewahren, aber auch um die Freundschaft mit den Landsleuten in Rumänien, in der Nachbarschaft, sowie im deutschsprachigen Raum zu pflegen.
In diesem Album hat der Herausgeber Erwin Josef }igla das fotografische Material zusammengetragen, das seit 1991 die Kulturdekaden des Banater Berglands dokumentiert. Wenn von den ersten Auflagen eher weniger Bilder von den Ereignissen vorhanden sind, so gibt es für die Vielzahl an Fotografien von den jüngsten Auflagen zwei Erklärungen: Zum einen hat die Veranstaltungsreihe mit der Zeit einen Umfang von mehr als 50 Veranstaltungen erreicht (anfänglich waren es weniger als 20), zum anderen ist die Technik zugänglicher und billiger geworden, so dass nicht jeder Schnappschuss ein gelungener sein muss. Die Albumseiten zeugen sowohl von der Kontiuität mancher Feste und Treffen, als auch von den Neuigkeiten oder Besonderheiten einzelner Auflagen. Auf jeden Fall zeigen die meisten davon aber auch Gesichter: jene, die bei fast allen Ereignissen dabei waren, oder nur für eine Zeit, oder – und da wird es für manche auch etwas wehmütig – solche teils liebgewonnene Freunde, Mitarbeiter und Unterstützer, die nicht mehr unter uns weilen. Ein Gesicht, das auf fast jeder Seite wieder auftaucht ist das von Erwin Josef Țigla selbst Und ja, man sieht auch ziemlich klar, dass man in 25 Jahren nicht jünger wird.
Man nehme das Buch, wie einen zusammengefassten Diavortrag in die Hand, bei dem der Text zwar fehlt, die Bilder jedoch die Essenz vermitteln können. Konkret lernt der Betrachter das zu würdigen, was die Banater Berglanddeutschen als Kulturgemeinschaft im Banat, in Rumänien, ja in Europa und warum nicht in der Welt bedeuten. Am Ende kann man sich dann sogar „ein Bild“ davon machen was die Seele der Banater Berglanddeutschen ausmacht.
Bei manchen älteren Aufnahmen ist die Qualität allerdings schlecht. Um je mehr Bildmaterial auf je weniger Seiten zu veröffentlichen, sind viele Bilder nur sehr klein, so dass der Gebrauch einer Lupe unabdingbar wird. Oder das konzentrierte Betrachten schnell ermüdet. Die Bildbeschriftungen sind nicht sehr aufschlussreich, es meistens nur Ortsangaben und das Veranstaltungsdatum. Als Dokument für spätere Generationen Informationen über diese Volksgruppe im 20. und 21. Jahrhundert wären genauere Bildtitel wünschens- und - vielleicht für spätere Herausgeberprojekte der „Deutschen Vortragsreihe“ – empfehlenswert.
Es bleibt aber ein wichtiger kulturhistorischer Beitrag der rumäniendeutschen, der Banater und der rumänischen Geschichte und Gegenwart.